Darmkrebs: Warum sich das Risiko durch Übergewicht erhöht
Unterschätzter Risikofaktor:Übergewicht erhöht Gefahr für Darmkrebs
von Anja Braunwarth
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Darmkrebs kann jeden Menschen treffen. Doch es gibt Faktoren, die das Risiko deutlich erhöhen. Warum vor allem Übergewicht dabei eine größere Rolle spielt als bisher angenommen.
An Darmkrebs erkranken immer häufiger junge Menschen. Dazu tragen unter anderem verschiedene Lebensstilfaktoren bei. Einer davon ist Übergewicht.03.03.2025 | 5:11 min
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. In der jährlichen Krebsstatistik steht er bei Frauen mit knapp 25.000 Neuerkrankungen auf Platz zwei, bei Männern mit beinahe 30.000 neuen Fällen auf Platz drei. Viele dieser Tumore bilden sich aus gutartigen Vorstufen, den Polypen.
Darmkrebs kann lange völlig unbemerkt wachsen, bis er Symptome verursacht. Typisch ist häufig Blut im Stuhlgang, der dadurch eine rötliche oder schwarze Farbe annimmt. Weitere mögliche Krankheitszeichen sind veränderte Stuhlgewohnheiten, zum Beispiel ein Wechsel zwischen Durchfällen und Verstopfung oder immer wiederkehrende krampfartige Bauchschmerzen. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium können Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Übelkeit oder Appetitlosigkeit auftreten.
Immer mehr Jüngere mit Darmkrebs
Meistens betrifft Darmkrebs Menschen über 55 Jahre, Experten beobachten jedoch eine Zunahme der Erkrankung bei Jüngeren. Gastroenterologe Markus Möhler von der Universitätsmedizin Mainz kennt die Gründe.
Bei Patienten unter dem 50. Lebensjahr sind Bewegungsmangel und Übergewicht ein hoher Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.
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Prof. Dr. Markus Möhler, Gastroenterologe
Auch Rauchen und das Trinken von Softdrinks oder Energy Drinks erhöhen das Risiko, so Möhler. Diese Faktoren kann jeder selbst beeinflussen. Gerade die Bedeutung von Übergewicht ist größer als gedacht.
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Interview
Risikofaktor Übergewicht neu berechnet
Bislang gingen Experten anhand von Studien davon aus, dass Übergewicht für etwa zehn Prozent aller Darmkrebsfälle verantwortlich ist. Nun ergab eine erneute Prüfung der Daten, dass diese Zahl viel zu niedrig ist. Nach den neuen Berechnungen ist Übergewicht für beinahe 25 Prozent der Fälle verantwortlich.
Hauptgrund für diesen gravierenden Unterschied ist, dass die Patienten zwischen der Entstehung des Tumors und der Diagnose bereits Gewicht verlieren. Denn der Krebs verändert den Stoffwechsel, Eiweiß und Fett werden abgebaut. Die Gewichtsabnahme ist individuell unterschiedlich, erklärt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Das können mal nur ein, zwei Kilo sein, es können aber auch mehr Kilos sein.
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Prof. Dr. Hermann Brenner, Epidemiologe
Diese ungewollte Gewichtsabnahme verzerrt in jedem Fall den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Erkrankungsrisiko.
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Risiko steigt mit jedem Kilo Körpergewicht
Zur Beurteilung von Übergewicht wird in der Regel der Body Mass Index herangezogen, der sich aus Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße zum Quadrat errechnet. Ab einem Wert von 25 sprechen Experten von Übergewicht, ab 30 von Fettleibigkeit, der Adipositas. Das Darmkrebsrisiko erhöhen offenbar schon wenige überschüssige Pfunde.
Die Risikoerhöhung fängt schon ein bisschen unter 25 an, also im oberen Normalgewichtsbereich.
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Prof. Dr. Hermann Brenner, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
Starke Risikoerhöhungen finde man aber vor allem bei Adipositas, so der Experte. Als ursächlich gelten Entzündungsprozesse im Fettgewebe, vor allem im Bauchfett. Das Fett produziert Botenstoffe und Hormone, die ein Krebswachstum begünstigen. Das gilt nicht nur für den Darm, sondern auch für viele andere Organe wie Brust, Bauchspeicheldrüse oder Niere.
Übergewicht schon bei Jüngeren zu vermeiden oder abzubauen, hat zur Vorbeugung von Darmkrebs offenbar genauso viel Bedeutung wie in der Prävention anderer Krankheiten, etwa Diabetes und Bluthochdruck.
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Darmkrebs früh erkennen
Bisher haben gesetzlich Versicherte ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf Untersuchungen zur Darmkrebsfrüherkennung. Dazu gehören Stuhltests auf Blut und Darmspiegelungen.
Polypen können im Rahmen einer Spiegelung vollständig entfernt werden. Doch diese wird von vielen als unangenehm empfunden und nur unzureichend wahrgenommen. Außerdem werden mit den bisherigen Angeboten jüngere Menschen nicht erfasst. Experten forschen daher an einfacheren und leichter zugänglichen Methoden der Früherkennung.
Eine einfach anwendbare Methode der Darmkrebsfrüherkennung könnten Atemtests sein. Dabei werden in der Atemluft bestimmte Stoffe aufgespürt, die mit Darmkrebs in Verbindung stehen. Forscher hoffen so, frühzeitig einen Tumor zu entdecken.
Um diese Methode zu testen und um generell die Akzeptanz und Teilnahme an den gängigen Früherkennungsuntersuchungen zu erhöhen, hat die Universitätsmedizin Mainz gemeinsam mit einer Reihe von Partnern die europaweite Studie Oncoscreen gestartet. Interessierte können an der Studie teilnehmen.
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So wird Darmkrebs behandelt
Die Therapie von Darmkrebs hängt von der Lokalisation ab und davon, wie weit er fortgeschritten ist. Wenn möglich, wird der Tumor komplett operativ entfernt. Eventuell schließt sich eine Chemotherapie an, um im Blut zirkulierende Krebszellen zu eliminieren. In fortgeschrittenen Stadien wird individuell über die Möglichkeiten von Operation, Chemotherapie, anderer Medikamente oder einer Bestrahlung entschieden.
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Quelle: dpa
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