Chronische Wunden sind sehr belastend und können zu einem Martyrium werden. Oft wird zu spät gezielt behandelt. Nicht selten droht eine Amputation. Wie man das vermeiden kann.
Der Fuß von Heike Heydenreich wurde mehrfach operiert. Fast hätte sie in der Folge Zehen verloren, da die Wunden nicht abheilten. Wie das verhindert wurde.28.05.2024 | 4:55 min
Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland haben chronische, schlecht heilende Wunden. Experten schätzen, dass die Dunkelziffer noch höher liegt. Als chronisch wird eine Wunde bezeichnet, wenn ein Gewebedefekt länger als acht Wochen nicht abheilt. Die Lebensqualität von Betroffenen kann dadurch stark beeinträchtigt sein. Oft haben sie Schmerzen oder Infektionen, die eine Heilung zusätzlich erschweren.
Nicht selten kommt es zum Absterben von Gewebe (Nekrosen), was Amputationen von Fingern, Zehen oder Gliedmaßen erforderlich macht. In Deutschland geschieht das jährlich etwa 40.000-mal allein durch die Folgen von Diabetes. Experten sagen: Mit der richtigen Wundbehandlung hätte das meist verhindert werden können.
Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem. Unbehandelt können sie ernste gesundheitliche Folgen haben. Wann sie entfernt werden sollten und welche Möglichkeiten es gibt.19.04.2024 | 4:49 min
Es gibt viele chronische Wundarten. Häufig sind das diabetische Fußsyndrom, das gefäßbedingte Unterschenkelgeschwür (offenes Bein) und der Dekubitus, das Druckgeschwür. Dass die Wundheilung nicht mehr oder nur noch langsam abläuft, hängt meist mit Durchblutungsstörungen in Arterien oder Venen zusammen.
Chronische Wunden entstehen häufig im Zusammenhang mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Auch Infektionen, nicht behandelte Krampfaderleiden und Risikofaktoren wie das Rauchen können schlecht heilende Wunden begünstigen, ebenso Mangelernährung und Immunschwächen. Außerdem können chronische Wunden infolge schwerer Verläufe von Akne entstehen.
Wie chronische Wunden behandelt werden
Zur Behandlung chronischer Wunden gehört die Therapie der Grunderkrankung durch den Hausarzt, Angiologen oder Diabetes-Experten. So muss ein Diabetes gut eingestellt oder ein offenes Bein mit einer Kompressionstherapie behandelt werden. Bei Durchblutungsstörungen muss der Blutfluss verbessert oder wiederhergestellt werden, zum Beispiel durch eine Aufweitung der Gefäßverengung mittels Katheter, erklärt Christine Espinola-Klein, Angiologin an der Universitätsmedizin Mainz.
Immer mehr Menschen leiden an Diabetes. Um gefährliche Komplikationen zu vermeiden, sollte die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
von Gunnar Fischer
FAQ
Wie chronische Wunden gereinigt werden
Für die Wundheilung ist eine regelmäßige und konsequente Reinigung der Wunde wichtig. Dafür gibt es Wundzentren oder Ambulanzen. Seit 2023 ist die Versorgung chronischer Wunden eine Krankenkassen-Leistung.
Die Behandlung wird ein- bis zweimal wöchentlich durchgeführt. Sie dauert je nach Größe und Zustand der Wunde etwa 45 Minuten. Hygiene ist wichtig, um zu verhindern, dass Keime eindringen.
Zunächst wird die Wunde von abgestorbenem und entzündetem Gewebe und Schorf befreit, gereinigt, mit Flüssigkeiten gespült und desinfiziert. Während der Einwirkzeit wird der Zustand und die Entwicklung der Wunde fotografiert und protokolliert.
Männer reagieren auf Schmerzen empfindlicher als Frauen. Ein Vorurteil? Wie unterscheidet sich die Schmerzwahrnehmung von Mann und Frau wirklich? Die Antwort ist überraschend.
von Susanne Gentsch
mit Video
Wie chronische Wunden gepflegt werden
Nach der Reinigung wird die Wunde mit Salben oder Cremes gepflegt. Häufig wird Zinkcreme verwendet. Danach wird die Wunde mit Kompressen und Verbandsmaterial verbunden.
Die meisten Wunden werden feuchtgehalten. Neben feuchten Kompressen gibt es verschiedene Wundauflagen, zum Beispiel mit Hydrogel oder Hydrokolloid-Verbände, die verwendet werden. Diabetiker bekommen oft Spezialschuhe zur Druckentlastung, Betroffene mit einem offenen Bein einen straffen Kompressionsverband.
Das langfristige Ziel ist der völlige Wundverschluss. Dafür brauchen Betroffene viel Geduld. Damit sie Verbände - gegebenenfalls mit Hilfe - auch selbst hygienisch wechseln können, werden sie entsprechend geschult.
Diabeteserkrankungen nehmen weltweit zu, sie ist eine der großen Volkskrankheiten. Dabei kann jeder selbst das Risiko zumindest für eine Typ-2-Diagnose minimieren.
von Michaela Waldow
Grafiken
Was man im Alltag beachten sollte
Menschen mit Diabetes oder Durchblutungsstörungen müssen selbst auf kleinste Wunden achten.
So etwas müsse sofort behandelt werden, damit daraus, gerade bei Diabetikern, nicht eine neue tiefe Wunde entstehe, so die Expertin.
Betroffene sollten zu Hause auf Hygiene achten. Sie sollten nur verordnete Produkte auf die Wunde auftragen und auf keinen Fall Hausmittel verwenden. Außerdem wichtig: Nicht ohne Schutz duschen oder baden. Die Wunde sollte außerdem keiner starken Sonneneinstrahlung und Hitze ausgesetzt werden.