Wundheilung statt Amputation: Umgang mit chronischen Wunden

    Wundheilung statt Amputation:Chronische Wunden richtig versorgen

    von Andreas Kürten
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    Chronische Wunden sind sehr belastend und können zu einem Martyrium werden. Oft wird zu spät gezielt behandelt. Nicht selten droht eine Amputation. Wie man das vermeiden kann.

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    Mehr als zwei Millionen Menschen in Deutschland haben chronische, schlecht heilende Wunden. Experten schätzen, dass die Dunkelziffer noch höher liegt. Als chronisch wird eine Wunde bezeichnet, wenn ein Gewebedefekt länger als acht Wochen nicht abheilt. Die Lebensqualität von Betroffenen kann dadurch stark beeinträchtigt sein. Oft haben sie Schmerzen oder Infektionen, die eine Heilung zusätzlich erschweren.
    Nicht selten kommt es zum Absterben von Gewebe (Nekrosen), was Amputationen von Fingern, Zehen oder Gliedmaßen erforderlich macht. In Deutschland geschieht das jährlich etwa 40.000-mal allein durch die Folgen von Diabetes. Experten sagen: Mit der richtigen Wundbehandlung hätte das meist verhindert werden können.
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    Es gibt viele chronische Wundarten. Häufig sind das diabetische Fußsyndrom, das gefäßbedingte Unterschenkelgeschwür (offenes Bein) und der Dekubitus, das Druckgeschwür. Dass die Wundheilung nicht mehr oder nur noch langsam abläuft, hängt meist mit Durchblutungsstörungen in Arterien oder Venen zusammen.

    Chronische Wunden entstehen häufig im Zusammenhang mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Auch Infektionen, nicht behandelte Krampfaderleiden und Risikofaktoren wie das Rauchen können schlecht heilende Wunden begünstigen, ebenso Mangelernährung und Immunschwächen. Außerdem können chronische Wunden infolge schwerer Verläufe von Akne entstehen.

    Wie chronische Wunden behandelt werden

    Zur Behandlung chronischer Wunden gehört die Therapie der Grunderkrankung durch den Hausarzt, Angiologen oder Diabetes-Experten. So muss ein Diabetes gut eingestellt oder ein offenes Bein mit einer Kompressionstherapie behandelt werden. Bei Durchblutungsstörungen muss der Blutfluss verbessert oder wiederhergestellt werden, zum Beispiel durch eine Aufweitung der Gefäßverengung mittels Katheter, erklärt Christine Espinola-Klein, Angiologin an der Universitätsmedizin Mainz.

    Wir müssen schauen, dass wieder Blut in die Wunde hineingeht. Und mit dem Blut auch Sauerstoff, Nährstoffe oder Medikamente, die wir geben, zum Beispiel bei einer Infektion ein Antibiotikum.

    Prof. Dr. Christine Espinola-Klein, Angiologin, Universitätsmedizin Mainz

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    Wie chronische Wunden gereinigt werden

    Für die Wundheilung ist eine regelmäßige und konsequente Reinigung der Wunde wichtig. Dafür gibt es Wundzentren oder Ambulanzen. Seit 2023 ist die Versorgung chronischer Wunden eine Krankenkassen-Leistung.
    Die Behandlung wird ein- bis zweimal wöchentlich durchgeführt. Sie dauert je nach Größe und Zustand der Wunde etwa 45 Minuten. Hygiene ist wichtig, um zu verhindern, dass Keime eindringen.
    Zunächst wird die Wunde von abgestorbenem und entzündetem Gewebe und Schorf befreit, gereinigt, mit Flüssigkeiten gespült und desinfiziert. Während der Einwirkzeit wird der Zustand und die Entwicklung der Wunde fotografiert und protokolliert.

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    Wie chronische Wunden gepflegt werden

    Nach der Reinigung wird die Wunde mit Salben oder Cremes gepflegt. Häufig wird Zinkcreme verwendet. Danach wird die Wunde mit Kompressen und Verbandsmaterial verbunden.
    Die meisten Wunden werden feuchtgehalten. Neben feuchten Kompressen gibt es verschiedene Wundauflagen, zum Beispiel mit Hydrogel oder Hydrokolloid-Verbände, die verwendet werden. Diabetiker bekommen oft Spezialschuhe zur Druckentlastung, Betroffene mit einem offenen Bein einen straffen Kompressionsverband.
    Das langfristige Ziel ist der völlige Wundverschluss. Dafür brauchen Betroffene viel Geduld. Damit sie Verbände - gegebenenfalls mit Hilfe - auch selbst hygienisch wechseln können, werden sie entsprechend geschult.

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    Was man im Alltag beachten sollte

    Menschen mit Diabetes oder Durchblutungsstörungen müssen selbst auf kleinste Wunden achten.

    Wichtig ist, auch kleine Wunden sofort zu versorgen, zum Beispiel eine Verletzung, die bei der Fußpflege entsteht oder ein Fußpilz zwischen den Zehen.

    Prof. Dr. Christine Espinola-Klein, Angiologin, Universitätsmedizin Mainz

    So etwas müsse sofort behandelt werden, damit daraus, gerade bei Diabetikern, nicht eine neue tiefe Wunde entstehe, so die Expertin.
    Betroffene sollten zu Hause auf Hygiene achten. Sie sollten nur verordnete Produkte auf die Wunde auftragen und auf keinen Fall Hausmittel verwenden. Außerdem wichtig: Nicht ohne Schutz duschen oder baden. Die Wunde sollte außerdem keiner starken Sonneneinstrahlung und Hitze ausgesetzt werden.

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