WHO warnt vor Seuchen: Cholera-Impfstoffe weltweit knapp

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    Nur ein Hersteller kann liefern:WHO warnt: Cholera-Impfstoffe weltweit knapp

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Die Zahl der Cholera-Fälle nimmt deutlich zu, an Impfstoffen dagegen gibt es einen großen Mangel. Die Weltgesundheitsorganisation schlägt Alarm. Warum greift die Seuche um sich?

    Eine Person hält Impfdosen gegen Cholera in der Hand.
    Die WHO warnt in Anbetracht der rasant gestiegenen Zahl der Cholera-Fälle vor einem akuten Mangel an Impfstoffen. Am schwersten betroffen sind Länder wie Sambia und Simbabwe.21.03.2024 | 0:24 min
    Eine der großen Geißeln der Menschheit erlebt ein Comeback: Seit einige Zeit nimmt die weltweite Zahl an Cholera-Fällen deutlich zu – nach Jahrzehnten, in denen die bakterielle Infektionskrankheit in vielen Entwicklungsländern erfolgreich zurückgedrängt wurde.
    473.000 Fälle wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2022 gemeldet, mehr als doppelt so viele wie noch 2021. Vorläufige Zahlen für 2023 gehen von mehr als 700.000 Fällen aus. Das reale Ausmaß ist deutlich größer, Forscher gehen von 1,3 bis 4 Millionen Betroffenen und bis zu 143.000 Cholera-Toten jährlich aus.

    Dieser Trend ist tragisch, da Cholera eine vermeidbare und behandelbare Krankheit ist.

    Weltgesundheitsorganisation

    Warum gibt es immer mehr Cholera-Fälle?

    Die Zunahme an Cholera-Fällen hängt oft unmittelbar mit Krieg und Vertreibung zusammen. Seit 2022 gab es immer wieder Ausbrüche im Jemen, im Sudan, in Syrien, in Flüchtlingslagern in Äthiopien oder dem Libanon. Zuletzt am stärksten betroffen: die afrikanischen Länder Sambia und Simbabwe.
    Überall dort, wo die Versorgung über Jahre schlecht ist, wo temporäre Notbehausung zu dauerhaften Lagern werden, steigt die Gefahr für Cholera, insbesondere durch kontaminiertes Trinkwasser. Hilfsorganisationen erreichen die betroffenen Regionen oft nur schwer und mit zeitlicher Verzögerung. Was langfristig am meisten hilft: Der Ausbau von Kanalisationen und bessere sanitäre Einrichtungen in Slums und Flüchtlingslagern.

    WHO-Generaldirektor Ghebreyesus warnt

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    Wie viele Cholera-Impfstoffe werden benötigt?

    Die Weltgesundheitsorganisation unterhält seit 2013 eine Notreserve für oral einzunehmende Cholera-Impfstoffe. Eine Impfung, bei der man den Wirkstoff schlucken kann, anstatt ihn mit einer Spritze zu bekommen. Das Programm funktioniert wie eine Feuerwehr. Sobald ein Land um Unterstützung bittet, werden eine ganze Reihe von UN-Organisationen aktiv, um innerhalb von sieben Tagen die benötigten Cholera-Impfstoffe an das betroffene Land zu liefern.
    Zeit ist kritisch, denn die Durchfallerkrankung Cholera kann innerhalb von weniger als einem Tag töten. Eine durch Bakterien verseuchte Wasserversorgung betrifft unmittelbar eine große Zahl an Menschen – am Ort des Ausbruches besteht also innerhalb kürzester Zeit ein riesiger Bedarf an Impfstoffen.
    Allein aus der WHO-Reserve wurden seit 2013 fast 73 Millionen Dosen an 23 Länder verteilt. Der Bedarf übersteigt die jährlich produzierte Menge deutlich:

    Rund 36 Millionen Dosen wurden im vergangenen Jahr produziert, während 14 betroffene Staaten einen Bedarf von 72 Millionen Dosen (…) angemeldet haben.

    Weltgesundheitsorganisation

    Von Jahr zu Jahr wird die Knappheit drastischer. Bereits im Oktober 2022 reduzierte die WHO ihr Cholera-Impfschema von zwei auf eine Impfdosis. Der Schutz halte damit kürzer an. Insbesondere präventive Kampagnen sind wegen des Mangels kaum noch möglich.
    Kauf von PreP in Apotheke, Apotheker steht an Thresen, Kunde mit dunkelroter Jacke und Brille dahinter.
    Immer wieder gibt es Knappheit bei Medikamenten. Unter anderem gegen HIV - mit drastischen Folgen für Betroffene.06.02.2024 | 5:20 min

    Woher kommt der Lieferengpass bei der WHO?

    Zentrales Problem bei der aktuellen Impfstoff-Knappheit ist, dass die WHO auf einen einzigen Hersteller angewiesen ist, das südkoreanische Unternehmen EuBiologics, das nach eigenen Angaben etwa 80 Prozent aller Cholera-Schluckimpfstoffe weltweit herstellt. Ein zum französischen Sanofi-Konzern gehörendes Unternehmen hatte die Produktion seines oralen Cholera-Impfstoffs Ende 2022 eingestellt.
    Andere Hersteller aus Indien und Südafrika entwickeln aktuell eigene Präparate, müssen jedoch noch Zulassungsstudien abschließen. Die WHO rechnet mit diesen neuen Anbietern frühestens ab 2025 und fordert eine Beschleunigung der Zulassungsprozesse.

    Die gleiche Dringlichkeit und Innovation, die wir bei Covid-19 gesehen haben, muss auch bei Cholera angewandt werden.

    Weltgesundheitsorganisation

    Hersteller, Regierungen und Geldgeber müssten den deutlichen Ausbau der Produktion forcieren. Jedoch wollen oder können sich gar nicht alle Hersteller an dieser WHO-Notreserve beteiligen. Denn die Anforderungen sind vielfältig; mit Blick auf die benötigten Mengen und auf die Lagerung bei bis zu 40 Grad. Wie auch bei Covid-Impfstoffen sind Organisationen wie die Impfallianz Gavi oder die Bill und Melinda Gates Stiftung in die Finanzierung und Ausgestaltung der Programme eingebunden.
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    Wie ist die Lage in Deutschland?

    In Deutschland ist Cholera kein akutes Problem. 2022 gab es sechs registrierte Fälle, in der ersten Jahreshälfte 2023 drei. Die Krankheit ist in Deutschland meldepflichtig. Auch besteht laut dem für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland derzeit kein Lieferengpass bei Cholera-Impfstoffen – der deutsche Bedarf ist aber im globalen Vergleich verschwindend gering.
    Trotzdem gab auch hierzulande bereits Probleme. Einer der beiden in Deutschland zugelassenen Cholera-Impfstoffe war ab Herbst 2022 über Monate nicht lieferbar, weshalb eigentlich für Spanien vorgesehene Impfdosen zeitweise hierzulande vertrieben wurden. Das PEI informierte Apotheken damals vorab, wie sie Kunden trotz spanischer Verpackung und Packungsbeilage informieren könnten.
    Das PEI spricht offiziell von einem Lieferengpass, sobald ein Hersteller für mehr als zwei Wochen die Nachfrage nach einem Impfstoff nicht ausreichend bedienen kann.

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