Broken-Heart-Syndrom: Kann ein Herz wirklich brechen?
Broken-Heart-Syndrom:Kann ein Herz wirklich brechen?
von Charlotte Bauer
|
Viele Menschen verbinden Liebeskummer oder Trauer mit einem gebrochenen Herzen. Tatsächlich gibt es auch in der Medizin ein Broken-Heart-Syndrom. Was genau dahintersteckt.
Liebeskummer oder Trauer können gesundheitliche Folgen fürs Herz haben - aber eher bei älteren Frauen.
Quelle: iStock/urbazon
Ein plötzliches Stechen in der Brust oder Luftnot: Liebeskummer, der Tod einer geliebten Person oder anderer emotionaler Stress können schmerzhaft sein. Beim Broken-Heart-Syndrom ist der Herzmuskel quasi gelähmt, die linke Herzkammer bläht sich auf, Ärzt*innen sprechen davon, dass das Herz bricht.
Das bedeutet nicht, dass etwas ab- oder durchbricht, sondern, dass bestimmte Teile des Muskels nicht mehr arbeiten. Das Herz kann nicht mehr so gut Blut durch den Körper pumpen. Auf dem Ultraschall erscheint die Herzspitze wie ein Ballon.
Als Forschende in Japan in den 1990er-Jahren diese Verformung erstmals beobachteten, erinnerte sie das an die traditionelle Tintenfischfalle Tako-Tsubo. Die Erkrankung heißt darum auch Tako-Tsubo-Syndrom.
Symptome wie beim Herzinfarkt
Auf den ersten Blick ist das Broken-Heart-Syndrom nur schwer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden, denn die Symptome sind ähnlich: massive Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Aber auch durch Herzrhythmusstörungen, Schweißausbrüche und Übelkeit kann sich das Broken-Heart-Syndrom äußern.
Laut Alexander Staudt, Chefarzt für Kardiologie an den Helios-Kliniken Schwerin, fällt erst bei der genauen Untersuchung per Ultraschall auf, dass im Unterschied zum Infarkt keine Herzgefäße verschlossen sind.
Wie häufig ist das Broken-Heart-Syndrom?
"Hunderttausende Patienten in Deutschland kommen jedes Jahr mit der Verdachtsdiagnose eines akuten Herzinfarktes. Etwa zwei Prozent der Patienten haben letztendlich das Broken-Heart-Syndrom", sagt Staudt. Der Kardiologe schätzt, dass pro Jahr mehrere Tausend Menschen allein in Deutschland am Broken-Heart-Syndrom leiden.
Kardiologe Alexander Staudt forscht zum Broken-Heart-Syndrom.
Quelle: privat
Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer an der Herzkrankheit. Besonders betroffen sind Frauen nach der Menopause. Das Durchschnittalter liegt zwischen 66 bis 70 Jahren. Ob dies mit dem veränderten Hormonhaushalt zu tun hat, wird noch erforscht.
Häufig lösen emotionale Ereignisse wie etwa Liebeskummer oder der Tod eines geliebten Menschen das Broken-Heart-Syndrom aus. Ebenso können Gewalterlebnisse, Mobbing oder Depressionen dazu führen. Aber auch positive Erlebnisse können das Herz überfordern, indem der Körper vermehrt Stresshormone, beispielsweise Adrenalin, ausschüttet.
Wie das "gebrochene Herz" behandelt wird
Wird das Broken-Heart-Syndrom nicht schnell genug behandelt, kann es wie ein Herzinfarkt lebensbedrohlich enden. Mit rund fünf Prozent ist die Sterberate laut Alexander Staudt etwas höher als beim Herzinfarkt.
Das liege daran, dass das Herzgewebe von Betroffenen in der "akuten Phase" des Broken-Heart-Syndroms stärker geschädigt werde. Dadurch könnte sich dann auch eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen entwickeln.
"Die meisten Patienten kriegen wir aber sehr gut aus dieser Phase wieder heraus", sagt Staudt. Wie bei einem Herzinfarkt bekämen Patienten beim Broken-Heart-Syndrom zur Behandlung zunächst einen Herzkatheter, so der Kardiologe. Eine medikamentöse Therapie sei bislang durch Studien noch nicht gesichert.
Rund 90 Prozent würden "ohne Schaden" wieder genesen, so Staudt. Bereits wenige Wochen nach der Behandlung seien keine Fehlfunktionen mehr nachweisbar. Das "gebrochene Herz" kann also schnell wieder heilen.
Starken Stress sollten Erkrankte dennoch vermeiden, rät Staudt. Bei aufregenden Ereignissen steigt laut dem Kardiologen die Zahl der Herz-Patient*innen deutlich - etwa bei Fußball-Weltmeisterschaften.