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Hohe Dunkelziffer :Kassen: Fast 2.700 Schäden durch Ärzte-Pfusch
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Fast 2.700 Behandlungsfehler mit Dauerfolgen wurden 2022 gezählt. Die Dunkelziffer ist hoch, Kassen und Patientenschützer fordern mehr Rechte - und vor allem mehr Transparenz.
Im Vergleich zur Gesamtzahl aller Arzt- und Krankenhausbehandlungen im Jahr klingt die Zahl klein, aber hinter jedem Fall steckt ein Einzelschicksal und die Dunkelziffer ist deutlich höher: Gutachter der gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr in 2.696 Fällen ärztliche Behandlungsfehler festgestellt, die zu gesundheitlichen Schäden bei Patienten geführt haben. In 84 Fällen führten diese sogar zum Tod oder trugen wesentlich dazu bei.
Krankenhäuser behandeln 17 Millionen Fälle pro Jahr
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung behandeln die Krankenhäuser in Deutschland pro Jahr knapp 17 Millionen Fälle, in Arztpraxen sind es mehr als 550 Millionen Behandlungsfälle pro Jahr.
Der Medizinische Dienst - eine Art Prüf- und Gutachterabteilung der Krankenkassen - legte am Donnerstag in Berlin seine jährliche Statistik zu Behandlungsfehlern vor. Demnach erstellten Experten im vergangenen Jahr 13.059 fachärztliche Gutachten, nachdem Patientinnen und Patienten sich wegen vermuteter Behandlungsfehler beschwert hatten.
Mehr Fehler in Kliniken als in Arztpraxen
In der Mehrzahl der Fälle wurde kein Fehler festgestellt, jedes vierte Gutachten (3.221) kam aber zu dem Schluss, dass ein Behandlungsfehler mit einem Gesundheitsschaden vorlag. In fast jedem fünften Fall (2696) war der Fehler auch die Ursache für den Schaden. Die Zahlen bewegen sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre.
Viele Kliniken sind überlastet - Gesundheitsminister Lauterbach will Reformen:
In den meisten Fällen ging es um Klinik-Aufenthalte und Operationen, Behandlungsfehler in Arztpraxen machten etwa ein Drittel aus. Bei Operationen seien Fehler für Patienten leichter zu erkennen und würden daher auch eher gemeldet, als etwa Medikationsfehler, so der Medizinische Dienst.
Die stellvertretende Chefin des Medizinischen Dienstes, Christine Adolph, schilderte Beispiele von Behandlungsfehlern aus dem vergangenen Jahr. Unter anderem habe ein Mann nach einer Bauch-Operation eine Drainage bekommen, die Flüssigkeit und Blut ableiten sollte. Fälschlicherweise wird ihm Nahrung über die Drainage zugeleitet. Der Patient bekam, eine Bauchfellentzündung, an der er starb.
Experten: Dunkelziffer um Vielfaches höher
Der Medizinische Dienst wies darauf hin, dass die Zahlen lediglich seine Begutachtungsergebnisse zeigten, die auch von Patienten bei den Kassen angezeigt wurden. Die Dunkelziffer liege deutlich höher, sagte der Vorstandsvorsitzende, Stefan Gronemeyer. Er forderte in diesem Zusammenhang eine Meldepflicht für schwere Behandlungsfehler. Dies sei internationaler Standard. Denn:
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), sieht das ähnlich. "Ich glaube, die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher.
Das sagte er im Sender hr-iNFO. Er fordert zudem eine verstärkte Dokumentation von Behandlungen sowie die Einsicht der Betroffenen nicht nur in Patientenakten, sondern auch in Dienst- oder Hygienepläne.
Mit einem "Transparenzverzeichnis" will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ab dem 1. April 2024 unter anderem Qualitätsverbesserungen in Kliniken erreichen. Dieses soll im Internet einen Überblick über Leistungen, Angebote und Qualität der rund 1.900 Krankenhäuser in Deutschland ermöglichen.
Quelle: dpa, KNA
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