Arthrose im Knie: Welche Art der Behandlung hilft wirklich?
Arthrose im Knie:Was gegen einen Gelenkverschleiß hilft
von Anja Braunwarth
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Mit zunehmendem Alter leiden viele an Arthrose, dem Verschleiß der Gelenke. Von Hyaluronsäure bis Eigenbluttherapie: Einige Mittel versprechen Hilfe. Was bringen sie wirklich?
Physiotherapie, Hyaluronspritzen, Eigenblut oder Akupunktur: Viele lassen bei einer Kniearthrose nichts unversucht. Nicht alles hilft. Ein Überblick.17.12.2024 | 5:01 min
Beugen, Strecken, Laufen und das Körpergewicht tragen: Unser Kniegelenk ist dauerhaft belastet, und das hinterlässt Spuren. Im Laufe der Zeit können sich Verschleißerscheinungen zeigen - es kommt zur Arthrose.
Etwa vier Prozent aller Erwachsenen leiden hierzulande unter Gonarthrose, so die medizinische Bezeichnung für den Verschleiß im Kniegelenk. Theoretisch können alle Gelenke des Körpers von einer Arthrose befallen sein wie Fingergelenke und Hüftgelenk.
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper. Es verbindet die Knochen von Ober- und Unterschenkel sowie die Kniescheibe miteinander. Die Oberflächen der Knochen und die Innenseite der Kniescheibe sind mit Knorpel überzogen. Er sorgt als Gleitschicht für eine reibungsfreie Bewegung im Gelenk und puffert Stöße ab. Ist der Knorpel beschädigt, beginnen die Knochen aufeinander zu reiben, Arthrose entsteht.
Zu Knorpelschäden kommt es neben altersbedingten Veränderungen durch Verletzungen wie Kreuzbandriss, Meniskusschäden oder Fehlstellungen der Beine (X- oder O-Beine). Außerdem entstehen sie durch übermäßige Belastung bei Übergewicht.
Fast eine Million Deutsche leiden an einer chronischen Gelenkentzündung, einer Arthritis. Die Krankheit kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Was man dagegen tun kann.
von Thomas Förster
mit Video
Röntgen zeigt indirekt die Schäden
Erste Hinweise auf eine Arthrose liefern meist die Symptome der Patienten. Im Röntgen ist der Knorpel nicht sichtbar. Seine Abnutzung führt jedoch zu einer Verengung des Spaltes zwischen den Knochen von Ober- und Unterschenkel. Dies ist ein wichtiger Hinweis für einen Verschleiß und sein Stadium.
Arthrose: Schmerzen stehen im Vordergrund
Wichtigstes Symptom der Arthrose sind Schmerzen. Anfangs treten sie vor allem bei Belastung auf, mit fortschreitendem Verschleiß auch in Ruhe. Dann ist oft die Beweglichkeit mit eingeschränkt. Durch langes Stehen oder Knien kann es zu Entzündungsreaktionen im Gelenk kommen. Mediziner sprechen von einer aktivierten Arthrose, die meist von einer Schwellung und Rötung begleitet wird.
Oft hört man, ein Knie mit einer Arthrose müsse geschont werden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Durch Bewegung wird der geschädigte Knorpel mit mehr Nährstoffen versorgt und bleibt widerstandsfähiger. Außerdem wird die Muskulatur gestärkt und damit das Gelenk besser geschützt.
Bewegung hilft zudem, mögliches Übergewicht zu reduzieren, was das Knie entlastet. Am besten geeignet sind Sportarten mit gleichmäßigen Bewegungsabläufen wie Radfahren oder Schwimmen.
Was der Arzt verordnen kann
Neben sportlichen Aktivitäten ist eine professionelle Physiotherapie wichtig. Die vom Arzt verschriebenen Anwendungen reichen in der Regel nicht aus, sodass Patienten die Übungen in Eigeninitiative fortführen sollten.
Bei akuten Schmerzen können Mittel wie Ibuprofen gegen Schmerzen und die Entzündung verordnet werden. Wegen möglicher Nebenwirkungen, zum Beispiel an Magen und Darm, sind sie aber keine Dauerlösung.
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Was Hyaluronsäure und Eigenbluttherapie bringen
Bei Kniearthrose können Patienten individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, in Anspruch nehmen. Das sind medizinische Maßnahmen, die selbst gezahlt werden müssen. Dazu gehören Spritzen mit Hyaluronsäure ins Gelenk. Sie sollen die Gleitfähigkeit des geschädigten Knorpels verbessern, eine Spritze kostet etwa 110 Euro.
Eine andere Möglichkeit ist die Eigenbluttherapie. Dabei werden aus dem Blut der Patienten Blutplättchen isoliert. Sie enthalten viele sogenannte Wachstumsfaktoren, die ebenfalls den Knorpel stärken sollen. Die Patienten bekommen im Abstand von ein bis zwei Wochen drei Injektionen ins Knie, jede kostet etwa 130 Euro. Experten wie Orthopäde Johannes Stöve bescheinigen diesen IGeL keinen großen Vorteil.
Diese Leistungen an sich haben nicht den Effekt wie zum Beispiel die Physiotherapie.
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Prof. Dr. Johannes Stöve, Orthopäde, St. Marienkrankenhaus Ludwigshafen
Insgesamt sei die Wirksamkeit dieser Maßnahmen unsicher und nicht vorhersehbar, so sein Fazit.
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Alternativmedizin als Ergänzung
Zur Behandlung einer Kniearthrose gibt es viele Angebote aus der Alternativmedizin. Dazu zählen Akupunktur, Blutegel oder Schlammpackungen. Laut Johannes Stöve habe keine dieser Maßnahmen in Studien einen ausreichenden therapeutischen Effekt gezeigt. Man könne sie aber unterstützend zu Basismaßnahmen wie Physiotherapie und Gewichtskontrolle ins Gesamtkonzept einbinden.
Kritik äußert der Orthopäde an der verbreiteten Werbung zum Beispiel für Nahrungsergänzungsmittel, die positiv auf den Knorpel wirken sollen.
Der Patient lässt sich dadurch in die Irre führen. Es gibt kein Medikament, das einen direkten Einfluss auf den Knorpel hat.
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Prof. Dr. Johannes Stöve, Orthopäde, St. Marienkrankenhaus Ludwigshafen
Häufig lese man auch von einer Knorpelzelltransplantation im Zusammenhang mit Knieverschleiß. Diese dient aber nicht der Therapie einer Arthrose, sondern nur der Behandlung kleinerer, isolierter Knorpelschäden, erklärt Stöve.
Bei lokal begrenzten Knorpeldefekten, zum Beispiel nach Unfällen, gibt es die Möglichkeit, eigene Knorpelzellen zu transplantieren. Sie werden an gesunden Stellen aus dem Knie entnommen, im Labor vermehrt und etwa sechs Wochen später in den Defekt eingesetzt. Der Defekt kann dadurch gut verschlossen werden. Ob sich damit aber eine spätere Arthrose verhindern lässt, konnte bisher nicht mit Sicherheit gezeigt werden.
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Operation bei Arthrose als letzter Ausweg
Wenn die Lebensqualität der Patienten durch die Arthrose deutlich eingeschränkt ist, bleibt die Möglichkeit, eine Knieprothese einzusetzen. Die Indikation dafür sollte sich immer nach dem Leidensdruck richten, nicht nach dem Röntgenbild. Denn das Ausmaß der Schäden auf den Bildern entspricht häufig nicht dem Ausmaß der Beschwerden.
Quelle: dpa
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