Genossenschaft erklärt: Wie das Modell funktioniert

    Genossenschaft: Was sie ausmacht:Mit Genossenschaften gemeinsam etwas bewegen

    Birgit Franke
    von Birgit Franke
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    Erst vor kurzem haben der FC Schalke 04 und der FC St. Pauli eine Genossenschaft gegründet. Warum tun sie das? Was sind die Vorteile? Was kann eine Genossenschaft bewegen?

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    Ein Viertel der Deutschen sind Mitglied in einer Genossenschaft. Es gibt derzeit rund 7.000 in den unterschiedlichsten Bereichen: zum Beispiel im Energie-, Wohnungs- und Versorgungsbereich, im Kreditwesen oder der Landwirtschaft.

    Warum einer Genossenschaft beitreten?

    In Deutschland wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Kredit- beziehungsweise Einkaufsgenossenschaften gegründet. Damit wollte man in Krisenzeiten Versorgungslücken überbrücken - mithilfe eines basisdemokratischen Prinzips, das bis heute gilt: Selbsthilfe, Selbstverwaltung, Selbstverantwortung. Das Motto: Gemeinsam etwas erreichen, was alleine nicht möglich wäre. Dabei kann das Ziel ein wirtschaftliches, soziales oder kulturelles sein.

    Trotz ihres Alters ist die Genossenschaft eine Rechtsform, die Zukunft hat. Der genossenschaftliche Gedanke aktualisiert sich nämlich ständig.

    Dr. Reinmar Wolff, Universität Marburg

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    Anders als bei Kapitalgesellschaften wie eine AG oder GmbH hängt die Geschäftspolitik nicht von den Interessen außenstehender Investoren ab, sondern wird allein von den Interessen der Mitglieder bestimmt. Mitglied werden kann jeder, der einen oder mehrere Anteile an der Genossenschaft erwirbt. So schließen sich beispielsweise die Bürger eines Ortes zu einer Genossenschaft zusammen, um gemeinsam einen Dorfladen oder ein Kino zu realisieren.
    "Gerade im Energiebereich haben sich in den letzten Jahren viele Genossenschaften gegründet. Beispielsweise sind im ländlichen Bereich Bio-Energie-Dörfer entstanden. Dadurch können die Dorfbewohner günstig, unabhängig und nachhaltig heizen", erklärt Rechtswissenschaftler Reinmar Wolff.
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    Um eine Genossenschaft zu gründen, müssen sich drei Personen zusammentun und eine Satzung schriftlich festlegen. Außerdem muss ein Geschäftsplan erstellt werden. Das Ganze wird von einem Prüfungsverband überwacht, bei dem man als Genossenschaft zwingend Mitglied sein muss. Ist alles in Ordnung, wird die Genossenschaft ins Genossenschaftsregister des zuständigen Amtsgerichts eingetragen. Als eingetragene Genossenschaft (eG) ist diese eine juristische Person und hat damit eigene Rechte und Pflichten. Ein Mindestkapital ist nicht erforderlich.

    Rechte und Pflichten durch Genossenschaftsanteile

    Die Mitglieder der Genossenschaft müssen einen Geschäftsanteil zeichnen und erhalten dafür ein Mitbestimmungsrecht bei allen wichtigen Entscheidungen. Die Generalversammlung, die jährlich stattfindet, wählt einen Aufsichtsrat, der den Vorstand der Genossenschaft beaufsichtigt. Bei kleineren Genossenschaften mit bis zu 20 Mitgliedern kann auf den Aufsichtsrat verzichtet werden. Der Vorstand ist zur Geschäftsführung und zur Vertretung der Genossenschaft nach außen berechtigt und verpflichtet.
    Der Gewinn, den die Genossenschaft erzielt, muss nicht zwingend einmal jährlich in Form einer Dividende an die Mitglieder ausgezahlt werden. Die Satzung legt fest, was mit dem Geld passiert. So solle zum Beispiel beim Bio-Energie-Dorf günstige Wärmeversorgung sichergestellt werden oder beim Dorfladen sei die Idee, diesen zu erhalten und preiswert Waren zum Verkauf anzubieten, erklärt Wolff.

    Grundsätzlich ist die Genossenschaft nicht darauf ausgerichtet, Gewinne zu erzielen und diese jährlich auszuschütten. Sondern die Idee ist, die Mitglieder zu fördern.

    Dr. Reinmar Wolff, Universität Marburg

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    Vor- und Nachteile einer Genossenschaft

    Der große Vorteil einer Genossenschaft ist die demokratische Rechtsform. Denn grundsätzlich hat jedes Mitglied bei Abstimmungen eine Stimme, unabhängig von der Höhe seines Anteils. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den üblichen Wirtschaftsformen wie der AG, der GmbH oder der Kommanditgesellschaft auf Aktien. Auch können immer neue Mitglieder sehr unbürokratisch aufgenommen werden sowie Mitglieder einfach wieder austreten. Gerade bei kleinen Genossenschaften entsteht ein gemeinsames Verantwortungsgefühl und eine hohe Identifikation. Zudem gelten Genossenschaften als nachhaltig und krisenfest aufgrund der umfangreichen Prüfvorschriften.
    Ein Nachteil dieser Rechtsform ist, dass Entscheidungen schwerer gefällt werden können, da jedes Mitglied eine Stimme hat. Zudem muss die Genossenschaft für ihre verpflichtende Mitgliedschaft bei einem Prüfungsverband zahlen. Und: Der Einzelne kann in einer Genossenschaft keine hohen Gewinne erwarten, weil der monetäre Profit nicht das primäre Ziel ist.
    Birgit Franke ist Redakteurin in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.
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    Quelle: ZDF

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