Geld anlegen mit Zertifikaten: Wie sicher sind die Anlagen?
Geldanlage zu teuer und riskant?:Finanz-Zertifikate auf dem Prüfstand
von Kai Dietrich
|
Nach vielen Jahren mit niedrigen Zinsen für Sparer war 2023 wieder ein besseres Jahr. Doch die höheren Zinsen kommen bei Sparern oft nur unzureichend an. Woran liegt das?
Im vergangenen Jahr haben Sparkassen und Volksbanken im großen Stil Finanz-Zertifikate verkauft. Diese Wertpapiere seien aber nichts für normale Sparer, so Verbraucherschützer. Für wen lohnen sich Finanz-Zertifikate wirklich?27.05.2024 | 3:49 min
Die Zinsen bei Geldanlagen sind gestiegen, kämen aber nicht ausreichend bei Anlegern an, kritisieren Verbraucherschützer. Die Finanzaufsicht BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geht davon aus, dass der Verkauf von sogenannten Anlage-Zertifikaten eine Rolle spielt und will die Umstände genauer prüfen.
BaFin-Präsident Mark Branson meinte am 14. Mai 2024 gegenüber Journalisten: "Diese Zertifikate boomen in einer Zeit, wo die Zinsmarge sich sehr ausgeweitet hat und die Zinsen für die Einleger sich nur zögerlich verbessert haben. Das ist kein Zufall. Wir nehmen dieses Thema ernst und schauen uns das natürlich an, weil es sehr auffällig ist."
Der Januar ist ein guter Monat, um seine Geldanlage unter die Lupe zu nehmen. Zinsen, Kurse und Gebühren - welche Geldanlage lief gut und wo gibt es im neuen Jahr Handlungsbedarf?
von Claudia Krafczyk
mit Video
Zertifikate sind ein komplexes Finanzprodukt
Der Anteil dieser Papiere stieg letztes Jahr um satte 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr an, auf 112 Milliarden Euro, Tendenz weiter steigend. Ganz vorn dabei: Volksbanken und vor allem Sparkassen. Verbraucherschützer wie Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg sind davon alles andere als begeistert. Klug weist darauf hin, dass man grundsätzlich nur Produkte kaufen solle, die man versteht. Und Zertifikate seien wahnsinnig komplexe Produkte mit einem sehr hohen Beratungsaufwand. Die Leute verstünden oft überhaupt gar nicht, was sie da abgeschlossen hätten.
Der Wert eines solchen Zertifikats hängt von der Entwicklung eines anderen Werts ab, zum Beispiel einer Aktie, einer Währung oder eines Aktien-Index. Dieser Wert kann steigen oder sinken. Größter Nachteil sind aber die oft hohen Kosten, die auch im Ausgabepreis versteckt sind. Dazu sind mögliche Risiken für Kunden nicht immer erkennbar.
Sandra Klug: "Der Zertifikatmarkt ist sehr komplex und ein Zertifikat ist nicht wie das andere. Es gibt welche, die tatsächlich garantieren, dass das eingezahlte Kapital auch wieder ausgezahlt wird. Das bezahlt man natürlich. Dadurch wird so ein Papier dann teurer. Es gibt auch welche, die dann entsprechend prozentuale Abschläge nehmen und weniger auszahlen. Und wenn der Emittent, also der Herausgeber, pleite ist, dann kriegt man möglicherweise gar nichts zurück. Auch das Risiko gibt es."
Endlich gibt es wieder Zinsen fürs Ersparte. Wem Sicherheit über viele Jahre wichtig ist, aber auch die Gewinne oberhalb der Inflation, der sollte sich Festgeld ansehen. Tipps für die Suche.04.03.2024 | 3:49 min
Zertifikate für Banken lukrativ
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) antwortet auf Anfrage unter anderem: "Die zuletzt stark gestiegene Nachfrage (…) nach Zertifikaten ist vor allem dem langjährigen Niedrigzinsumfeld geschuldet." Auch das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken DZ-Bank verweist auf die höheren Renditechancen von Anlage-Zertifikaten verglichen mit Bundesanleihen oder Tages- oder Festgeldangeboten.
Doch fragen die Kunden die Anlagen wirklich aktiv nach? Verbraucherschützerin Klug glaubt nicht daran. Für die Verbraucherschützerin ist klar: Zertifikate sind für Banken lukrativer. Denn: Das Geld würde verdient über Provisionen und Provisionen würden nur bezahlt, wenn Produkte gekauft werden. Das heißt, man bekomme keine Beratung, sondern immer ein Verkaufsgespräch. Für eine neutrale Beratung müsse man sich an einen Honorarberater oder an die Verbraucherzentralen wenden.
Rund ein Jahrzehnt lang gab es auf der Bank so gut wie keine Zinsen - jetzt liegt der Zinssatz bei vier Prozent und mehr: Sparen könnte sich wieder lohnen.30.10.2023 | 2:37 min
Bei Geldanlage auf Kosten achten
Ihre Tipps für eine aus ihrer Sicht bessere Geldanlage: vor allem Kosten senken, denn die würden immer auf die Rendite drücken. Deswegen müsse man immer darauf achten, möglichst kostenarm anzulegen. Es gebe grundsätzlich recht gute Festgelder und Sparbriefe mit attraktiven Zinsen für einen bestimmten Zeitraum. Für größere Vermögen würden sich natürlich auch bestimmte Wertpapiere wie zum Beispiel kostengünstige ETFs als Geldanlage eignen.
Während sich immer mehr Anleger trauen, in Aktien zu investieren, stehen Anleihen weiterhin eher am Rande der Aufmerksamkeit. Zu Recht? Was zum Thema wichtig ist.