Freiwilligendienst im Ausland: Tipps für die Planung
FAQ
Ins Ausland nach der Schule:Freiwilligendienst: So gelingt die Planung
von Christian Thomann-Busse
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Viele Abiturienten liebäugeln nach der Schulzeit mit einem Auslandsaufenthalt - am besten in Verbindung mit sozialem Engagement. Was für den Freiwilligendienst zu beachten ist.
Wer einen Freiwilligendienst im Ausland plant, muss erst einmal recherchieren, wer für ihn der richtige Anbieter ist.
Quelle: dpa
Erfahrungen auf Auslandsreisen zu sammeln, gehört zu den großen Wünschen von vielen Abiturienten nach der Schule - am besten kombiniert mit Engagement in sozialen oder ökologischen Hilfsprojekten. Freiwilligendienst oder "Volunteering" nennt sich diese Kombination, in der Welt unterwegs und gleichzeitig engagiert zu sein.
Wer das ins Auge fasst, braucht ausreichend Zeit für die Planungen - auch um zu vermeiden, dass es am Ende auf "Voluntourismus" hinausläuft, bei dem das ehrenamtliche Engagement nur noch ein schmückendes Feigenblatt ist. Ein Überblick:
Wer vermittelt Freiwilligendienste im Ausland?
Wer in das Thema Volunteering/Freiwilligendienst im Ausland einsteigt, merkt schnell: Es gibt nicht den einen Anbieter - und erst recht keinen umfassenden Katalog mit allen Angeboten. Interessenten brauchen also vor allem eins zur Vorbereitung: jede Menge Zeit.
Die größte Anlaufstelle für einen Freiwilligendienst im Ausland (Schwerpunkt Entwicklungsarbeit, in der Regel sechs bis 24 Monate) ist "weltwärts" im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ums Volunteering mit Schwerpunkten in den Bereichen Kultur, Bildung, Natur und Sport geht es bei "Kulturweit" der deutschen Unesco-Kommission.
Freiwilligendienste im Globalen Süden: echte Hilfe oder rassistische Praxis?31.07.2024 | 22:29 min
Hier dauern die Dienste sechs beziehungsweise zwölf Monate. Und wenn es nicht Afrika, Asien oder Lateinamerika sein soll, bietet das Europäische Solidaritätskorps der EU eine gute Einstiegsstelle für Freiwilligendienste in Europa.
Zusätzlich gibt es natürlich auch kommerzielle Reiseveranstalter, die sich den Schwerpunkt Freiwilligenarbeit auf die Fahnen geschrieben haben. Dort starten die Reiseangebote meist schon mit zwei oder drei Wochen. Die angebotene Freiwilligenarbeit reicht von Tierpflege über ökologische Arbeit bis zur Betreuung von Straßenkindern.
Wie lange dauern Freiwilligendienste im Ausland?
Von sehr kurzen Aufenthalten ab zwei Wochen (kommerzielle Anbieter) bis zu 24 Monaten mit Entsendeorganisationen ist die Bandbreite für einen Freiwilligendienst im Ausland denkbar groß. Aber ab wann macht es wirklich Sinn?
In anderen Bereichen könne auch eine kürzere Dauer sinnvoll sein, erklärt Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt - zum Beispiel wenn es um das Zählen von Vogelpopulationen gehe.
Was kostet ein Freiwilligendienst im Ausland?
Was jedem Interessenten klar sein muss: Freiwilligendienste sind kein Job mit Gehalt. Zwar erhält man bei vielen Einsätzen über Entsendeorganisationen eine Bundes-Förderung für Unterkunft, Verpflegung, eine Auslandskrankenversicherung oder sogar ein kleines Taschengeld. Weitere Kosten (und vor allem Hin- und Rückflug) tragen die Freiwilligen in der Regel allerdings selbst.
Nach dem Schulabschluss machen einige einen Freiwilligendienst. logo!-Reporter Johannes hat sich das mal genauer angeschaut.10.12.2023 | 2:11 min
Für Antje Monshausen ist das eine Selbstverständlichkeit: Bei seriösen und gut gemachten kommerziellen Angeboten "gibt es Seminare zur Vor- und Nachbereitung, vor Ort einen Mentor, oft eine Gastfamilie". Da man Dienstleistungen in Anspruch nehme, sei es nicht verwunderlich, dass "solche Angebote also auch ein Preisschild haben".
Wie sinnvoll ist ein Freiwilligendienst im Ausland?
Für Freiwillige seien Dienste immer sinnvoll, erläutert Monshausen.
Je länger der Dienst dauere, desto höher sei das Potential. Und auch für die Aufnehmenden könnten positive Effekte entstehen, fügt Monshausen hinzu. Zum Beispiel wenn sich Freiwillige auch anschließend engagieren.
Problematisch werde es, wenn Freiwillige den Einheimischen Jobs wegnehmen. "Wenn eine Region unter einer hohen Arbeitslosigkeit leidet, dann stehen die in Konkurrenz." In Entwicklungsländern sei dies oft der Fall. Anders als zum Beispiel beim Bergbauern-Volunteering in den Alpen. Da finden sich nur sehr schwer Fachkräfte und die Freiwilligen sind meist sehr willkommen.
Weitere Infos zum Freiwilligendienst im Ausland
Wer als Freiwilliger über eine Entsendeorganisation ins Ausland möchte, bucht nicht einfach eine Reise, sondern hat neben der Information im Vorfeld über die vielen Angebote noch die Bewerbungsphase und außerdem Einführungsseminare vor der Brust, bevor es losgeht. Oft liegt der Bewerbungsschluss schon viele Monate vor dem Beginn des Dienstes. Ein Jahr Vorlauf für so ein Vorhaben ist also sicherlich nicht zu langfristig gedacht.
Was kann ich tun oder sollte ich beachten, damit meine Volunteerarbeit möglichst sinnvoll und wirkliche Hilfe vor Ort ist? Jeder, der einen Freiwilligendienst leisten möchte, sollte sich diese Frage stellen und auch ehrlich beantworten. "Der Dreiklang aus Motivation, Aufenthaltsdauer und Vorerfahrung spielt dabei eine wichtige Rolle", sagt Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt. "Eine Arbeit, die ich mir zu Hause nicht zutraue, sollte ich mir erst recht nicht im Ausland zutrauen." Plus die Frage: Würde ich die Arbeit hier in Deutschland machen dürfen? Gerade im pädagogischen Bereich und im Gesundheitssektor seien dies wichtige Aspekte. "Es geht im Umgang mit Menschen immer um eine gute Vorerfahrung."
Wie erkenne ich, ob ein kommerzieller Anbieter für Reisen mit Freiwilligendiensten seriös ist? Angebote ganz genau durchlesen, Preise vergleichen und im Zweifelsfall beim Anbieter nachfragen, rät das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland. Wobei kommerzielle Angebote ja durchaus interessant sein können, wenn Interessenten nur für kurze Zeit eine Auslandsreise mit Freiwilligenarbeit kombinieren möchten.
Volunteering im Ausland hat viele Akteure in unterschiedlichen Bereichen und Nischen. Eine Gesamtliste aller gemeinnützigen Entsender ist also schwer zu finden. Allerdings hat sich das Projekt MeinFreiwilligendienst.de (gegründet von ehemaligen Volunteers) auf die Fahnen geschrieben, Erfahrungen mit Deutschlands Entsendeorganisationen zu sammeln. In diesem Zuge stellt die Internetseite auch eine Auflistung von akuell 436 Adressen zusammen. Eine entsprechende Zusammenstellung kommerzieller Anbieter besteht leider nicht.