Recycling von Textilien: Neue EU-Richtlinien für Altkleider
Neue EU-Vorgabe gegen Textilmüll:Altkleider richtig entsorgen
von Karen Grass
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Ab Januar 2025 dürfen Altkleider nicht mehr über den Restmüll entsorgt werden - so die Vorgabe der EU. Welche Haken es dabei gibt und was Sie für mehr Nachhaltigkeit tun können.
Was darf in einen Altkleiderkontainer und was ändert sich bei der Altkleiderentsorgung im Jahr 2025?
Quelle: dpa
"Darum dürfen Altkleider ab 2025 nicht mehr in den Restmüll" - unter Headlines wie dieser wird viel über neue EU-Vorgaben für Textilmüll berichtet. Die EU schreibt nämlich vor, gebrauchte Hosen, Hemden und Co. ab 1. Januar 2025 getrennt von anderen Abfällen zu sammeln. Das Ziel: Statt jedes Jahr EU-weit Millionen Tonnen von Textilien zu verbrennen oder zu deponieren, soll mehr davon weiter verwendet oder recycelt werden.
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Ausnahme: Wann sollten Klamotten weiterhin in den Restmüll?
In Deutschland läuft die getrennte Erfassung über die bewährten Altkleidersammlungen. Doch sollen jetzt wirklich alle aussortierten Kleidungsstücke dort hinein, egal in welchem Zustand? "Bitte nicht", sagt Thomas Ahlmann. Der Geschäftsführer vom Dachverband gemeinnütziger Sammelstellen FairWertung prognostiziert: "Das würde das System zum Einsturz bringen." Brauchbare und stark beschädigte oder verdreckte Kleidung auseinander zu dividieren, sei derzeit kaum finanzierbar.
Auch Philip Heldt, Experte der Verbraucherzentrale NRW, rät zumindest bei stark verschmutzten Kleidungsstücken: "Bitte weiter in die Restmülltonne! Die können sonst auch die anderen, noch verwertbaren Textilien in der Sammlung unbrauchbar machen."
In der EU kommen jährlich geschätzt zwölf Millionen Tonnen Textilmüll zusammen. Allein durch Kleidung und Schuhe fallen 5,2 Millionen Tonnen (rund zwölf Kilogramm pro Einwohner) an, hinzu kommen Haushaltstextilien wie Handtücher.
Laut Deutschem Roten Kreuz sind nur etwa 50 Prozent der gesammelten Alttextilien noch als Kleidung brauchbar, zehn Prozent davon gehen direkt an bedürftige Menschen, der Rest wird weiter vermarktet - vielfach außerhalb der EU.
Nur etwa 22 Prozent der Alttextilien werden bisher EU-weit getrennt erfasst und können so potenziell weiter verwendet oder recycelt werden.
Bisher liegt der Anteil der Textilien, die zu neuen Produkten recycelt werden, global geschätzt bei unter einem Prozent.
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Sammlung von Alttextilien
In Deutschland läuft die Altkleider-Sammlung vielfach über gemeinnützige Organisationen wie die AWO oder das DRK, daran wird sich auch mit der neuen Regelung nichts ändern. Die Erfassung von Alttextilien funktioniert dank der vorhandenen Sammelstellen schon relativ gut. Je nach Schätzung liegt die Sammelquote hierzulande bei 50 bis 65 Prozent.
Zum Vergleich: In Lettland sind es laut Europäischer Umweltagentur nur knapp fünf, in Spanien nur rund zwölf Prozent. Vor allem in Ländern wie diesen soll die neue Regelung dafür sorgen, dass Textilien seltener im Restmüll landen.
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Wiederverwertung von Textilien ist teuer
Damit es nach der Sammlung auch sinnvoll weitergeht, bräuchte es aber EU-weit eine "Erweiterte Herstellerverantwortung". Das bedeutet, dass die Hersteller von Textilien für deren Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung bezahlen müssen.
Die EU diskutiert noch über eine Lösung, die nötig wäre, um die aufwendige Textilaufbereitung zu finanzieren. "Die Sortierung muss nämlich unter anderem wegen der vielen verschiedenen Materialen immer noch von Hand gemacht werden, ist also sehr personalintensiv und teuer", so Katja Moch, Expertin für Stoffströme am Öko-Institut.
"Erweiterte Herstellerverantwortung" - Was ist das?
Für andere Produktgruppen wie Batterien oder Verpackungsmaterialien gibt es in der EU schon die Erweiterte Herstellerverantwortung. Firmen, die Verpackungen in Umlauf bringen, müssen beispielsweise Beiträge an ein "Duales System" zahlen, das die Sammlung, Sortierung und Wiederaufbereitung der Verpackungsstoffe organisiert. Bekannt ist in Deutschland insbesondere das Duale System "Der Grüne Punkt", den man oft auf Verpackungen sieht.
Bis es so eine Erweiterte Herstellerverantwortung auch bei Textilien gibt, dürften noch Jahre vergehen. Damit die Textilmüllberge tatsächlich schrumpfen, müssten Hersteller theoretisch auch fürs Recycling von Altkleidern Sorge tragen, die wir exportieren und die etwa in Afrika bisher oft auf Müllkippen landen.
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Mischfasern erschweren Recycling
Ein weiteres Hindernis für mehr Wiederverwertung: Die Mode besteht heute häufig aus Mischfasern, etwa aus Baumwolle und Polyester. Diese Mischfasern verhindern oft, dass Textilien recycelt werden können. "Folge kann sein, dass ein nicht unerheblicher Anteil nach der Sortierung doch verbrannt werden muss", sagt Ahlmann von FairWertung.
Damit sich das ändert, bräuchte es Vorschriften fürs ökologische Design von Textilien, die in der EU auf den Markt kommen. Diese Regelungen fehlen bislang noch. "Ohne eine Lösung dafür bringt einfach nur mehr Sammeln aber nur begrenzt etwas", so der Experte von der Verbraucherzentrale Philip Heldt.
Tipps für mehr Nachhaltigkeit bei Textilien
Was können Verbraucher*innen also tatsächlich für mehr Nachhaltigkeit tun? Beim Kauf zu beachten, welches Textil sich gut recyceln lässt, ist schwierig. "Denn das lässt sich von außen fast gar nicht erkennen, denken Sie an komplexe Produkte wie Funktionsjacken", sagt Katja Moch vom Öko-Institut. Die Antwort ist einfacher:
Label wie der Blaue Engel oder der Grüne Knopf können eine Orientierung sein. "Kleidertausch oder Second-Hand-Käufe sind auch eine Alternative", ergänzt Katja Moch. Wobei man auch da eher auf Langlebiges mit guter Verarbeitung setzen sollte.
Karen Grass ist Redakteurin des ZDF-Magazins "WISO".
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Quelle: ZDF
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