Digitalisierung: Tipps zum Stromsparen bei Streaming und Co

    Nachhaltige Digitalisierung:Energiesparen bei Streaming, Gaming und Co.

    von Josua Schwarz
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    Der Stromverbrauch durch die Nutzung von Cloud und anderen Internetdiensten ist enorm. Matthias Stürmer gibt Tipps, wie man digitale Energiefresser im Alltag vermeiden kann.

    Kinder schauen auf Smartphone
    Smartphones sind in unserem Alltag unersetzlich. Dabei verbraucht die Nutzung viel Strom.
    Quelle: Colourbox.de

    Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten - mit teils negativen Folgen für die Öko-Bilanz und den Geldbeutel. Einfache Maßnahmen helfen, um umweltschonend und stromsparend im Internet zu surfen und mit der digitalen Technik umzugehen.

    Energieverbrauch im Hintergrund

    Der Stromverbrauch in Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen - unter anderem infolge der zunehmenden Nutzung von Streaming- und Messenger-Diensten. Durch den persönlichen Datenabruf entstehen Energiemengen auf den Servern und Rechenzentren, die vielen nicht bewusst sind.
    Schaltgespräch mit Matthias Stürmer
    Matthias Stürmer gibt Tipps, wie Sie heimliche Energiefresser meiden können.11.04.2023 | 6:03 min
    "Wenn man Videos über das Smartphone streamt, braucht es Strom: Einerseits das Gerät selbst und andererseits der Transport der Daten über das Netzwerk sowie die Server, die das Video abspielen", erklärt Matthias Stürmer, Professor an der Berner Fachhochschule. Eine Stunde Videostreaming sei dabei vergleichbar mit dem Trinken einer Tasse Kaffee oder einem halben Kilometer Autofahrt.
    "Im Einzelfall scheint dies unerheblich zu sein. Doch da Millionen Menschen ihre digitalen Geräte nutzen, kommt am Ende ein hoher Energieverbrauch zusammen", so Stürmer.

    Man rechnet mit etwa 300 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr alleine durch Videostreaming. Insgesamt wird geschätzt, dass die Digitalisierung sogar soviel CO2 verursacht wie der gesamte Flugverkehr.

    Matthias Stürmer, Nachhaltigkeitsforscher

    Nur das Notwendige streamen

    "Um Energie einzusparen, sollte in erster Linie ein sparsames Nutzungsverhalten an den Tag gelegt werden", rät Stürmer. Der Experte empfiehlt außerdem, die passende Nutzungsplattform zu wählen: "Beim Musikstreaming können Sie schauen, dass Sie ausschließlich die Musik streamen und nicht - beispielsweise bei YouTube - das Bild mitlaufen lassen, wenn Sie sich dieses sowieso nicht anschauen."
    Es helfe auch, die Videoauflösung auf die Größe des Bildschirms zu reduzieren. Gerade bei kleinen Bildschirmen kann das viel Energie sparen. Grundsätzlich gilt: Je kleiner der Bildschirm, desto geringer der Energieverbrauch.

    Moderne Funknetze sind sparsamer

    Strom kann auch gespart werden, indem über 5G oder andere moderne Funknetze kommuniziert wird. "Noch besser ist, wenn man zu Hause einen Glasfaser- oder Kupferanschluss nutzt", ergänzt Stürmer. "Hierzu hat aber leider nicht jeder die Möglichkeit."
    Ein weiterer Ansatzpunkt ist das Versenden von Daten. Stürmer weiß: "Gewisse Dinge sind unproblematisch. Wenn Sie zum Beispiel eine E-Mail mit etwas Text verschicken, spielt das keine Rolle. Wenn Sie jedoch eine große Präsentation, Fotos oder einen Videoclip anhängen, gibt das riesige E-Mails, die transportiert und zigfach gespeichert werden." Besser sei es zum Beispiel, einen Link zu verschicken, durch den auf die Daten zugegriffen werden kann.
    Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing. Ihr Energiebedarf ist gewaltig und wächst stetig. Die Digitalisierung nimmt zu und mit ihr der Energiebedarf.
    Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing. Ihr Energiebedarf ist gewaltig und wächst stetig. Die Digitalisierung nimmt zu – und droht zum Bremsklotz für den Klimaschutz zu werden.09.04.2023 | 28:40 min

    So wenig Hardware-Austausch wie möglich

    Der wichtigste Punkt laut des Experten sei, technische Geräte so lange wie möglich zu benutzen und nicht mit jeder neuen Smartphone-Generation sein Handy zu wechseln. "Etwa 80 Prozent der Energie wird beim Abbau der Rohstoffe und bei der Herstellung der Geräte verbraucht", erklärt Stürmer. Darum sei auch das neue "Recht auf Reparatur" so wichtig.
    Schließlich empfiehlt er, sich intensiver mit der persönlichen Nutzung digitaler Geräte und Plattformen auseinanderzusetzen:

    Es ist wichtig, dass man sich bewusst die Frage stellt: Brauche ich so viel oder kann ich auf etwas verzichten?

    Matthias Stürmer

    Digitalisierung bedeutet auch Reduzierung

    Die Digitalisierung führt nicht allein zu einem höheren Energieverbrauch - sie liefert auch Einsparpotenziale: "Wenn man durch eine Videokonferenz eine Reise vermeiden kann, spart man wiederum Energie. Das ist sehr sinnvoll eingesetzte Digitalisierung", erklärt Stürmer. "Gerade mittels Videostreaming können persönliche Kontakte gepflegt werden, ohne gleich hin und her reisen zu müssen."
    Stürmer resümiert: "Erst wenn die Digitalisierung tatsächlich zu einer Reduktion des Ressourcenverbrauchs führt, erst dann hat man einen Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet."

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