Digitale Gesundheitsanwendungen: Wie DiGA-Apps helfen können

    Digitale Gesundheitsanwendungen:Wie Apps auf Rezept Patienten helfen können

    Redakteurin Anna Duda, ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz.
    von Anna Duda
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    Seit 2020 können Ärzte medizinische Apps verordnen, die Menschen bei ihrer Therapie unterstützen. Was leisten die Apps und bei welchen Krankheiten können sie helfen?

    Eine Person hält ein Smartphone, auf dem eine Gesundheits-App geöffnet ist.
    Gesundheit per App? Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können vom Arzt verschrieben werden und bei der Behandlung unterstützen.
    Quelle: obs

    Ob Tinnitus, Migräne, Depression oder Rückenschmerzen - bei vielen Diagnosen können Ärzte ihren Patienten Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, verordnen.
    Die DiGA sind Apps, die auf Smartphone oder Tablet runtergeladen werden und die Patienten bei der Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten unterstützen sollen.

    Wie DiGA eingesetzt werden können

    Julika Unger von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz erklärt, dass man die Apps bei einer bestimmten Indikation auf Rezept bekomme, und zwar über den Vertragsarzt der gesetzlichen Krankenversicherungen oder direkt von der Krankenkasse.
    HNO-Arzt Kai Fruth verordnet medizinische Apps bei Schlafstörungen und bei Tinnitus. "Zu Beginn der Erkrankung ersetzt die App nicht den Arztbesuch, hier geht es darum, zunächst den Patienten zu untersuchen, die Krankheit zu diagnostizieren", sagt der Mediziner aus Mainz.

    Wenn organische Ursachen ausgeschlossen sind, dann können die Apps ins Spiel kommen, da bieten sie eine ergänzende vielversprechende Therapieoption.

    Dr. Kai Fruth, HNO-Arzt aus Mainz

    Den Tinnitus heilen - das kann eine medizinische App nicht. Aber die Patienten sollen durch die Benutzung der App ihren gesundheitlichen Zustand oder den Umgang mit ihrer Erkrankung verbessern. "Das Ziel der meisten Apps ist eine kognitive Verhaltenstherapie. Hierbei lernen der Patient und die Patientin Strategien, den Alltag besser zu bewältigen, indem sie ihre Einstellung und ihr Verhalten gegenüber dem Ohrgeräusch ändern", sagt HNO-Arzt Fruth.
    Mit der Tinnitus-App können Patienten zum Beispiel Meditations- und Achtsamkeitsübungen durchführen und lernen, ihre Aufmerksamkeit zu lenken - weg vom Ohrgeräusch.

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    Wie kommt eine DiGA ins Zulassungsverzeichnis?

    Die medizinischen Apps werden vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft, unter anderem auf ihre Funktionstauglichkeit, Nutzerfreundlichkeit und Datensicherheit. Hat das BfArM eine App geprüft und in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen, kommt sie in eine Testphase. Für ein Jahr tragen dann die Krankenkassen die Kosten der App.

    Die App-Hersteller müssen in wissenschaftlichen Studien nachweisen, dass ihre App einen Versorgungsmehrwert hat.

    Julika Unger, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

    Dies sei Voraussetzung, um dauerhaft in dem Verzeichnis des Bundesamts zu bleiben. Aktuell sind fast 60 medizinische Apps im DiGA-Verzeichnis gelistet.

    Rund 400.000-mal wurden medizinische Apps bislang verordnet. Am häufigsten werden sie zur Behandlung von psychischen Erkrankungen in Anspruch genommen, zum Beispiel bei Depressionen und Angststörungen. Dann folgen medizinische Apps bei Stoffwechselkrankheiten und die, die bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems verordnet werden, also zum Beispiel bei Rücken- oder Knieschmerzen.

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    Gesundheits-Apps ersetzen nicht den Arzt oder Physiotherapeut

    Sportmedizinerin Dr. Kathrin Stelzer verordnet medizinische Apps oft, um Wartezeiten auf eine Weiterbehandlung zu überbrücken. "Wenn ein Physiotherapietermin erst in drei, vier Wochen ansteht, ist so eine App sinnvoll, damit die Patienten und Patientinnen schon starten und etwas gegen ihre Schmerzen tun können", sagt die Medizinerin aus Mainz. Die Patienten können mit der medizinischen App ein individualisiertes Training zur Stärkung der Muskulatur absolvieren - und das orts- und zeitunabhängig.
    Anne Geier vom Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung schätzt, dass die medizinischen Apps in Zukunft stärker in die Versorgung eingebunden werden, auch weil sie in diesem Jahr in die elektronische Patientenakte integriert werden sollen.

    DiGA sind ein zusätzliches Tool neben Hilfsmitteln, Heilmitteln und Arzneimitteln im Werkzeugkoffer des Behandlers.

    Dr. Anne Geier, Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung

    Die Apps auf Rezept können die Therapie unterstützen. Ärzte, Psychotherapeutinnen und Physiotherapeuten ersetzen sie aber nicht.
    Anna Duda ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz.

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