Berufsunfähigkeitsversicherung: Für den Ernstfall absichern
Berufsunfähigkeitsversicherungen:Richtig gegen Berufsunfähigkeit absichern
von Anna Möllers
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Ursachen für Berufsunfähigkeit gibt es viele. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann im Ernstfall helfen. Für wen sich die Police eignet und was beim Abschluss zu beachten ist.
Ursachen für Berufsunfähigkeit gibt es viele, eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann ihnen helfen und sie einen Notfall vorbeugen.
Quelle: dpa
Eine Berufsunfähigkeit geht in der Regel mit deutlichen Einkommenseinbußen einher. Um eine entsprechende Versorgungslücke zu schließen, springt die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) ein. Die Police zahlt dann eine monatliche Rente, um den Lebensstandard zu sichern - wenn sie denn im Voraus abgeschlossen wurde.
BU-Versicherung - Lohnt sich das?
Laut Verbraucherzentrale ist die Antwort klar: Ja, die BU-Versicherung sei unverzichtbar. Und zwar für alle, die von ihrem Einkommen leben, also die keine weiteren Einnahmen, zum Beispiel aus Mieten oder ähnlichem haben.
Egal ob Dachdecker oder Akademiker: Der Verlust der Arbeitskraft ist in allen Berufsgruppen eine reelle Gefahr. Denn die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit sind noch vor körperlichen Einschränkungen psychische Krankheiten.
Denn meist seien sie auf ihr Erwerbseinkommen angewiesen, so Julia Alice Böhne. Entsprechend seien sie bei Arbeitskraftverlust oftmals nicht mehr in der Lage, ihre Ausgaben zu decken.
Hauptursachen für Berufsunfähigkeit
häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit (34,5 Prozent)
Besonders häufig betroffen sind Menschen in der Lebensmitte.
zweithäufigste Ursache für Berufsunfähigkeit (20,1 Prozent)
vor allem hohes Risiko für ältere Menschen
Bis 2010 lag hier noch die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit.
Krebserkrankungen und Tumore sind vor allem ein hohes Risiko für ältere Menschen (17,35 Prozent).
eine weniger häufige Ursache als häufig gedacht (7,60 Prozent)
im Vergleich hohes Risiko für jüngere Menschen
im Vergleich seltenste Ursache für Berufsunfähigkeit (7 Prozent)
Auch weitere Erkrankungen können die Ursache für eine Berufsunfähigkeit sein (13,45 Prozent).
Quelle: Gesamtverband der Versicherer
Der Notgroschen: Erwerbsminderungsrente
Zwar gibt es beim Verlust der eigenen Arbeitskraft eine finanzielle Unterstützung vom Staat, diese reicht jedoch meist nicht aus, um den Lebensstandard zu sichern. Die sogenannte Erwerbsminderungsrente bzw. Teilerwerbsminderungsrente zahlt die Deutsche Rentenversicherung aus, wenn das Arbeiten krankheitsbedingt nicht länger als drei bzw. sechs Stunden am Tag möglich ist.
Die Erwerbsminderungsrente ist jedoch an einige Bedingungen geknüpft, sodass der ausgezahlte Betrag meist unter dem Grundsicherungsniveau liegt: Laut der Deutschen Rentenversicherung betrug die volle Erwerbsminderungsrente im Jahr 2022 im Schnitt nur 1.007 Euro brutto im Monat.
Die Dozentin Sabine Grosser beobachtet bei ihren Seminaren in Firmen und Behörden eine Zunahme von Motivationslosigkeit. Dabei geht es fast immer auch ohne Frust.
von Lothar Becker
Interview
Dabei werde eine Rente wegen Erwerbsminderung auch nur gezahlt, wenn die Betroffenen in bestimmtem Umfang überhaupt nicht mehr unter üblichen Bedingungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten könnten. "Dass sie nicht mehr in ihrem zuletzt ausgeübten Beruf tätig sein können, ist nicht entscheidend", gibt Philipp Rehberg von der Verbraucherzentrale Niedersachsen zu bedenken.
Im dritten Quartal dieses Jahres waren so viele Menschen in Deutschland in Teilzeit beschäftigt wie noch nie. Zuwachs gab es vor allem in Branchen mit ohnehin hohem Teilzeitanteil.05.12.2023 | 0:26 min
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung sparen
Die BU-Versicherung kann also eine gute Ergänzung sein, um sich gegebenenfalls vor einer finanziellen Notlage zu schützen, so auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.. Doch wann ist der beste Zeitpunkt, um sich abzusichern und auf welche Leistungen sollte geachtet werden?
Als Faustregel gilt: Je jünger und gesünder die Person bei Vertragsabschluss, desto besser. Denn die preisliche Ausgestaltung der BU-Versicherung hängt davon ab, wie hoch das Berufsunfähigkeitsrisiko beurteilt wird.
Risikoprüfung vor Abschluss
Um die individuellen Lebensumstände angemessen zu bewerten, erfolgt vor Abschluss einer BU-Versicherung einmalig die sogenannte Risikoprüfung. Daher ist es ratsam, sich schon in jungen Jahren und im besten Fall ohne Vorerkrankungen vor einem Verdienstausfall bei Berufsunfähigkeit zu schützen.
Alter und Beruf
Junge Menschen zahlen häufig niedrigere Beiträge (meist gesünder und weniger Vorerkrankungen).
Risiko des ausgeübten Jobs wird eingeschätzt.
Verbraucherzentrale empfiehlt daher bereits einen Abschluss als Schüler*in oder Studierende*r.
Privatleben
Gefährliche Hobbys treiben Beiträge in die Höhe, etwa Tiefseetauchen oder (regelmäßiges) Fallschirmspringen.
Aber: Normaler Breitensport wird nicht als Risiko bewertet.
Gesundheit und Vorerkrankungen
Ehrliche Auskunft ist besonders wichtig, da Vertrag sonst unter Umständen nichtig ist.
Risikoaufschlag zum Beispiel bei Allergien (je nach Schwere)
Erwünschte Leistungen
Rentenhöhe: Preis variiert je nachdem, welche Rente abgesichert wird.
Versicherungsdauer: Kurze Laufzeiten sind meist günstiger, aber laut Verbraucherzentrale nicht zu empfehlen, denn die Wahrscheinlichkeit für eine Berufsunfähigkeit steigt im Alter an.
Das so ermittelte Risikoprofil bestimmt dann den zu zahlenden Beitrag. Das Gute: Dieser wird bei einer guten Police für die gesamte Vertragslaufzeit garantiert. Der gesundheitliche Zustand sowie das Risiko des ausgeübten Jobs werden quasi eingefroren. Später auftretende Erkrankungen oder risikoreichere Berufe erhöhen den Versicherungsbeitrag nicht.
Arbeit unter Termindruck, schweres Tragen, Lärm, Konflikte mit Kollegen: Die Beschäftigten in Deutschland sind großen Belastungen ausgesetzt - oft auch mehreren gleichzeitig.
Was die BU-Versicherung leisten sollte
Ganz allgemein ist vor allem eins wichtig: Die BU-Versicherung ist kein Produkt von der Stange und der Abschluss recht komplex. Daher ist es ratsam, sich unabhängig und individuell beraten zu lassen. Unabhängig davon gibt es aber einige Faktoren, die eine gute Police ausmachen.
Mindestanforderungen an die BU-Police
Idealerweise sichert der Vertrag die Zeit bis zum Renteneintritt ab, da die Wahrscheinlichkeit für eine Berufsunfähigkeit besonders im Alltag steigt.
Zusätzlich ist es ratsam, wenn in der Versicherung auch eine Verlängerungsoption vereinbart wurde, falls sich das Renteneintrittsalter in Deutschland ändert.
Richtwert: 80 Prozent des Nettogehalts absichern
Alternativ ist zu überlegen, mit welchem Betrag alltägliche Kosten (Haushaltskosten, Miete, Altersvorsorge) weitergetragen werden können.
Vertraglich sollte festgelegt sein, ab wann die BU-Rente ausgezahlt wird.
Eine gute Versicherung greift laut Verbraucherzentrale dann, wenn der zuletzt ausgeübte Beruf voraussichtlich 6 Monate lang nicht mehr zu mindestens 50 Prozent ausgeübt werden kann.
Um Inflation und kleine Lohnanpassungen über die Vertragslaufzeit hinweg auszugleichen, sollte eine Anpassungsvereinbarung getroffen werden.
Dadurch erhöhen sich die Beiträge jedes Jahr automatisch, aber auch die Leistungen steigen.
Die BU-Rente kann an sich ändernde Lebenssituationen angepasst und beispielsweise aufgrund von Lohnanpassung, Geburt von Kindern, Hausbau etc. erhöht werden.
Garantie, dass es keine erneute Gesundheitsprüfung gibt.
Die Ampel-Koalition will die Rentenbeiträge nicht zu sehr ansteigen lassen. Insbesondere Christian Lindner (FDP) setzt dabei auf die Aktienrente. Was heißt das konkret?