Alkohol im Flugzeug: Studie zu Wirkung beim Fliegen
Studie untersucht Risiko:Wie gefährlich ist Alkoholkonsum im Flugzeug?
von Josua Schwarz
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Für viele sind alkoholische Getränke im Flugzeug selbstverständlich. Doch eine neue Studie zeigt, warum der Genuss von Alkohol gerade im Flieger keine gute Idee ist.
Ein Glas Wein oder Bier gehört für viele zum Fliegen dazu. Eine neue Studie zeigt: Alkoholkonsum vor dem Schlafen im Flugzeug birgt Gesundheitsrisiken.28.07.2024 | 2:48 min
Ein Glas Wein, ein Bier oder die berühmte Bloody Mary - für viele gehört das zum Fliegen einfach dazu. Als Einstimmung auf den Urlaub, zur Beruhigung oder als vermeintliche Einschlafhilfe auf einem Langstreckenflug.
Welche Auswirkungen der Konsum von Alkohol im Flugzeug hat, wurde jetzt in einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) untersucht. Das Ergebnis: Wer im Flieger alkoholische Getränke konsumiert, ist besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt.
Beim Fliegen sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut
Normalerweise hat das Blut von gesunden Menschen einen Sauerstoffgehalt von über 95 Prozent. Bei einem Flug sind Passagiere jedoch einer niedrigeren Sauerstoffversorgung ausgesetzt.
Auf Reiseflughöhe ist der äußere Luftdruck deutlich geringer als auf dem Boden. Dieser Druckunterschied wird im Flugzeug nicht vollständig ausgeglichen. Der künstlich erzeugte Druck in der Kabine entspricht in etwa dem Luftdruck auf einem Berg in 2.438 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Das sorgt mit der Zeit für einen geringeren Sauerstoffgehalt im Blut der Fluggäste.
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Wie wirkt sich Alkohol im Flugzeug aus?
Der niedrigere Luftdruck im Flugzeug sorgt dafür, dass der Sauerstoffgehalt im Blut abfällt, und zwar auf nur noch 88 Prozent. Konsumieren Passagiere zusätzlich Alkohol, sinkt der Wert noch weiter. Schon zwei Gläser Wein oder zwei Dosen Bier lassen ihn auf etwa 85 Prozent absinken. Und das kann gefährliche Folgen haben.
Warum sich die Herzfrequenz erhöht
Die Gefahr zeigt sich, wenn man einschläft. Normalerweise sinkt die Herzfrequenz im Schlaf. Im Flugzeug allerdings versucht das Herz den niedrigen Sauerstoffgehalt auszugleichen, indem es schneller schlägt. Konsumiert man zusätzlich Alkohol, wird dieser Effekt noch verstärkt.
Eine erhöhte Herzfrequenz kann viele Folgen haben. Sabine Genth-Zotz, Kardiologin am Marienhaus Klinikum Mainz, nennt als Beispiele Kopfschmerzen, einen Anstieg des Blutdrucks, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall sogar Schlaganfälle.
Laut der Studie ist die ungünstige Kombination aus Alkohol, Schlaf und den niedrigeren Druckbedingungen in einer Flugzeugkabine während einem Langstreckenflug besonders ausgeprägt. Die reduzierte Sauerstoffmenge im Blut und die erhöhte Herzfrequenz konnten auch bei jungen und gesunden Menschen über einen längeren Zeitraum festgestellt werden.
Der Alkoholrausch wird derzeit vom Wunsch nach mehr Kontrolle und der dafür notwendigen Nüchternheit abgelöst. Warum? Und wie nachhaltig ist der Trend?
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Schlafen im Flugzeug - Entspannungstechniken helfen
Doch welche Möglichkeiten gibt es, um Passagieren im Flugzeug das Einschlafen zu erleichtern? Genth-Zotz nennt hier vor allem "langweilige Alternativen". So könne bewusstes Atmen in Verbindung mit Beruhigungstechniken und ruhiger Musik helfen. Außerdem rät die Kardiologin, nicht direkt vor dem Schlafen "den spannenden Thriller im Bordfernsehen anzuschauen."
Daneben sei eine geeignete Vorbereitung hilfreich. Leichte Kost, bequeme Kleidung und ein schönes Buch sind für Genth-Zotz gute Möglichkeiten, um für einen entspannten Flug zu sorgen. "Das ist aber natürlich bei jedem sehr individuell zu sehen", so die Kardiologin. Die Einnahme von Schlaftabletten ist für Genth-Zotz explizit keine Alternative.
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Wirkung von Alkohol im Flugzeug: Aufklärung nötig
Laut Sabine Genth-Zotz muss dringend mehr Aufklärung betrieben werden. Denn vielen Menschen seien die besonderen Risiken von Alkoholkonsum im Flugzeug überhaupt nicht bewusst. Die Autoren der Studie schlagen sogar eine Beschränkung des Zugangs zu Alkohol im Flugzeug vor. Das befürwortet die Kardiologin allerdings nicht.
An der Studie zu den Auswirkungen von mäßigem Alkoholkonsum auf Langstreckenflügen am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt nahmen 48 Personen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt.
Die eine Gruppe hielt sich im Schlaflabor bei normalem Luftdruck auf, die andere Gruppe in einer Kammer mit einem Luftdruck, der dem Kabinendruck in einem Flugzeug auf Reiseflughöhe entsprach.
Die Hälfte jeder Gruppe schlief vier Stunden, ohne Alkohol getrunken zu haben, die andere Hälfte jeder Gruppe vier Stunden, nachdem sie Alkohol getrunken hatte. Die Alkoholmenge entsprach zwei Dosen Bier oder zwei Gläsern Wein.
Bei den Probandinnen und Probanden wurden Schlaf, Sauerstoffgehalt im Blut und Herzfrequenz kontinuierlich überwacht. In der Auswertung zeigten sich dann die beschriebenen Effekte auf den Sauerstoffgehalt im Blut und die Herzfrequenz der Probanden.