Aktie und Anleihe in Kombination:Warum Aktienanleihen nichts für Anfänger sind
von Matthias Nick
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Aktienanleihen klingen wie ein guter Mix zwischen Aktien und Anleihen. Das Beste aus zwei Welten oder doch nur ein Gewinnbringer für Banken? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Aktienanleihen können mit einem hohen Risiko für den Anleger verbunden sein, das bis zum Totalverlust reichen kann. Für wen sich diese Anlageform eignet.
Quelle: imago/Wolfilser
Aktien kennt man, das sind börsengehandelte Firmenanteile. Anleihen auch: Ich leihe einem Staat oder einem Unternehmen Geld und bekomme dafür Zinsen. Doch es gibt auch einen Zwitter aus Aktien und Anleihen: die Aktienanleihen, die rein rechtlich gesehen nichts von beiden sind, sondern ein Zertifikat. Warum das ein Nachteil ist und weitere wichtige Aspekte im Überblick.
Was sind Aktienanleihen und wie funktionieren sie?
Eine Aktienanleihe, auch Equity Linked Bond genannt, hat zwei Seiten:
Das festverzinsliche Geschäft: Bis zum Laufzeitende der Geldanlage erhält der Anleger einen festen (meist überdurchschnittlich hohen) Zinssatz, einen "Kupon". Gleichgültig, was an den Aktien- oder Rentenmärkten passiert, dieser garantierte Zins wird immer gezahlt.
Ein Stück Aktie: Bei Laufzeitende hat die emittierende Bank das Wahlrecht, dem Anleger entweder den investierten Nominalbetrag auf sein Girokonto zu überweisen oder die Aktien in seinem Depot gutzuschreiben, die dann aber möglicherweise viel weniger wert sind als zum Zeitpunkt des Kaufs!
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Vereinfacht gesagt gilt: Steigt die Aktie während der Laufzeit, erhält der Anleger sein Bargeld zurück (und partizipiert möglicherweise nicht an einer rasanten Kursrally). Fällt der Aktienkurs jedoch während der Laufzeit, erhält der Anleger statt seiner Investition die im Wert gefallenen Aktien oder deren Gegenwert in Euro, je nachdem also, womit die Bank das bessere Geschäft macht. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Online-Ratgebers Finanztip, ordnet ein:
Aktienanleihen an einem Beispiel erklärt
Das Bankhaus Nickus und Co. begibt eine Aktienanleihe der Fernsehen AG. Der Zinssatz beträgt 10 Prozent, die Laufzeit endet am 1. Dezember. Die Anlegerin Ute kauft die Aktienanleihe im Wert von 1.000 Euro am Emissionstag, dem 1. Juni, zu einem Kurs von 101 Prozent.
Der Kurs (beziehungsweise der festgelegte Basispreis) der Fernsehen AG beträgt beim Kauf der Aktienanleihe 50 Euro, der Kurs am Fälligkeitstag aber nur noch 25 Euro.
Ute bezahlt (wegen des Kurses am Kauftag) für Ihre Aktienanleihe 1.010 Euro. Sie erhält bei Fälligkeit für genau ein halbes Jahr Zinsen, bei einem Zinssatz von 10 Prozent per annum sind dies 50 Euro (die Abgeltungsteuer schlägt hier allerdings auch noch einmal zu).
Ganz wichtig: Ute bekommt aber nicht ihre 1.000 Euro Nominalwert zurückbezahlt, sondern sie erhält stattdessen Aktien der Fernsehen AG in ihr Depot gebucht. Am Emissionstag waren die 20 Aktien noch genauso viel wert wie ihre nominal gezahlten 1.000 Euro, am Fälligkeitstag sind sie aber durch einen deutlichen Kursrutsch nur noch 500 Euro wert.
So wurden aus 1.010 Euro trotz eines hohen Zinssatzes 550 Euro. Unter Einberechnung der Kapitalertragssteuer sogar nur knapp 538 Euro. Ein riskantes Geschäft also - in diesem Beispiel sogar ein sattes Verlustgeschäft.
Wann kann man Aktienanleihen kaufen und wie unterscheiden sich die Preise?
Eine Aktienanleihe wird während ihrer Laufzeit an der Börse gehandelt, man kann also auch noch nach dem Emissionstag "einsteigen". In einem solchen Fall werden die angefallenen Zinsen taggenau verrechnet.
Je nach Kurs des Basiswertes kostet die Aktienanleihe (in Prozent gehandelt) jeden Tag unterschiedlich viel.
An der Börse schwanken die Aktienkurse täglich - aus zahlreichen Gründen. Anleger haben verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Ein Überblick.
von Zarah Reinders
Für wen sind Aktienanleihen interessant?
Grob gesagt sind Aktienanleihen etwas für erfahrene Privatanleger mit einem Aktiendepot, die glauben, dass sich der Kurs einer Aktie während der Laufzeit nicht deutlich verändern wird.
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Online-Ratgebers Finanztip, spricht von einer Seitwärtsbewegung der Aktie. Nur dann nämlich ist der hohe Zins einer Aktienanleihe ein gutes Geschäft.
Eine Sonderform der Aktienanleihen sind Doppelaktienanleihen oder Multi-Aktienanleihen. Hier hat die emittierende Bank das Recht, den Nominalbetrag in Aktien zweier Unternehmen zurückzuzahlen (bei Multi-Aktienanleihen sogar aus einem ganzen Korb von Einzeltiteln). Die Bank wird selbstverständlich die Aktie ausliefern, die prozentual am stärksten gefallen ist.
Da das statistische Risiko, dass von vielen Aktien mindestens eine deutlich an Wert verlieren wird, sehr hoch ist, ist die Zinszahlung auf eine solche Doppelaktienanleihe (wie auch ihr Risiko) deutlich höher als bei einer klassischen Aktienanleihe.
Was ist mit der Dividende?
Selbstverständlich berechnen die Banken, die Aktienanleihen emittieren, in ihre Kalkulation auch eine Dividendenzahlung mit ein, die während der Laufzeit einer Aktienanleihe fällig wird.
Und die erhält die Bank und nicht etwa der Anleger, denn während der Laufzeit seiner Aktienanleihe ist ja noch nicht er, sondern die Bank Eigentümerin der Aktie.
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