Klimakonferenz in Dubai: Wo steht die Welt beim Klimaschutz?
Weltklimakonferenz in Dubai:Wo steht die Welt beim Klimaschutz?
von Andreas Stamm
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2015 feiert die Weltgemeinschaft das Pariser Abkommen. Für die rund 200 Staaten der Rahmen im Kampf gegen die Erderwärmung. Eine Bestandsaufnahme, acht Jahre später.
Zum achtundzwanzigsten Mal trifft sich die internationale Staatengemeinschaft, um gemeinsam an der Lösung der Klimakrise zu arbeiten. COP 28, die "Conference of the Parties", die Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenabkommens der UN zum Klimawandel. Klingt so kompliziert, wie es ist.
70.000 Politiker, Diplomaten, Aktivisten, Konzernlenker und Geschäftsleute, so viele wie noch nie in der COP-Geschichte. Was beim Versuch, die Schlangen bei der Akkreditierung zu meistern, schon den ersten Teilnehmer aufheulen ließ: "Was soll denn dieser Mist hier eigentlich?" Ja, was eigentlich?
Bei der COP28 in Dubai "kommen fast 200 Staaten zusammen", sagt ZDF-Reporter Andreas Stamm. "Am Ende muss einstimmig beschlossen werden, das macht es natürlich sehr kompliziert."30.11.2023 | 4:13 min
Der Urknall von Paris
2015, COP21, Paris. Nach mehreren Tagen und Nächten sind die Verhandler am Ende, es fließen Tränen. Aber er steht, der Weltklimavertrag. Einstimmig verpflichten sich die Staaten, die menschengemachte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Möglichst auf 1,5 Grad. Auf Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen und zur Anpassung an den Klimawandel. Und auf eine internationale, faire Finanzierung all dieser Maßnahmen.
Seit 1995 die erste UN-Klimakonferenz stattfand, geht es um nichts weniger als den Stopp des Klimawandels. Bringen Weltklimakonferenzen wirklich etwas? Oder sind sie überflüssig?26.11.2023 | 28:39 min
"Kurs Richtung Klimakatastrophe"
Bei allen weiteren COPs geht es nun um die Umsetzung dieser Ziele. Das 1,5 Grad-Ziel ist seitdem schon in weite Ferne gerückt. In Dubai kommt es nun zur ersten globalen Bestandsaufnahme der nationalen Klimaschutzbeiträge. Wie viel CO2 die Staaten damit schon reduziert haben oder wollen.
Die Zahlen sind wenig erbaulich. Die Welt steuert auf fast 3 Grad mehr zu - mit verheerenden Folgen, warnt die Wissenschaft. Und auch nur, wenn alle Länder ihre bisher versprochenen Maßnahmen auch umsetzen wollen und können.
Das sei aber schon mal besser als die ungefähr vier Grad, auf die die Welt vor Paris zusteuerte, erklärt Niklas Höhne, COP-Veteran von der Klimadenkfabrik New Climate Institute.
Zu wenig, zu spät
Relativ einfache Fortschritte dürfte es in Dubai beim Ausbau der erneuerbaren Energien geben. Mit Sonne, Wind und Co. sollen bis 2030 dreimal so viel Strom produziert werden. Darauf dürfte sich die Weltgemeinschaft einigen können, heißt es im Vorfeld. Genauso wie auf eine Halbierung des Stromverbrauchs durch Verbesserung bei der effizienten Energienutzung.
Doch der Elefant im Raum ist - wieder mal -, ob es endlich gelingt, das Ende des fossilen Zeitalters vertraglich festzuhalten. Die Nutzung von Öl, Gas und Kohle muss zum Auslaufmodell werden, sonst ist das 1,5 Grad Ziel nicht zu halten.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Zig Milliarden Dollar werden weltweit in die Erschließung neuer fossiler Förderstellen investiert. Auch von Adnoc, dem Ölmulti des Gastgeberlands Vereinigte Arabische Emirate.
Dass der COP-Präsiden Sultan Al Jaber, traditionell aus dem Gastgeberland, der Vorstandsvorsitzende von Adnoc ist, hat die Aussicht auf den Durchbruch beim fossilen Ausstieg getrübt. Zudem sollen Al Jaber und sein Team Gespräche mit Regierungen im Rahmen der COP-Vorbereitungen genutzt haben, um für neue Öl- und Gasdeals zu werben.
Schaltet die Welt in den Notfallmodus?
Zumindest einen Teilerfolg hat die Staatengemeinschaft rechtzeitig vor Dubai erreicht. 100 Milliarden Dollar sollten ab 2020 jährlich zusammenkommen, um die ärmsten und oft am heftigsten vom Klimawandel betroffenen Länder zu unterstützen. Das Ziel ist mit leichter Verspätung nun wohl geschafft.
Doch viel mehr Geld, zehnmal so viel, sei erforderlich, so Experten in aller Welt, um den ärmsten Ländern bei der Energiewende und den Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zu helfen.
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten mehr Geld auftreiben ist kein einfaches Unterfangen. Was auch für den vor einem Jahr in Ägypten - Cop 27 - verabschiedeten Fonds für Schäden und Verluste gilt. Schneller Zugang zu Geld bei Extremwetterereignissen für ärmere Länder wurde versprochen.
In Dubai geht es nun um die Details, vor allem darum, wer zahlt ein? Nur die klassischen Industrieländer, der alte Westen? Oder ist es nicht überfällig, dass aufsteigenden Nationen wie etwa China oder die reichen Golfstaaten zur Kasse gebeten werden?
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick:
von Moritz Zajonz
Grafiken
Viel Stoff für Zoff in der Wüste. Bei einer Klimakonferenz in einem Erdölstaat. Die eigentlich liefern muss. In einem Jahr mit weltweit nie gesehen Temperaturrekorden zu Land und zu Wasser und mit Extremwetterereignissen.
Es müssten mehr Zusagen gemacht werden, was Emissionsreduktionen angehe und es müsse sehr viel mehr Geld auf den Tisch, damit die Länder die Schäden stemmen und sich an die Folgen anpassen können. "Ich hoffe, man reißt sich wirklich zusammen."