Zwangsarbeit: Macht sich VW in China die Hände schmutzig?

    Vorwurf der Zwangsarbeit:Macht sich VW in China die Hände schmutzig?

    von Peter Kunz und Thomas Reichart
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    Gibt es Zwangsarbeit im VW-Werk Xinjiang in China? Der Konzern sieht laut einem selbst beauftragten Bericht keine Hinweise dafür. China-Forscher Zenz kritisiert den Bericht aber.

    Niedersachsen, Wolfsburg: Ein Schalter mit der Aufschrift "Nothalt" ist am Morgen am Bahnhof vor einem Logo am Volkswagen-Stammwerk zu sehen.
    Die VW-Zentrale in Wolfsburg. Der Konzern hat ein Werk mit knapp 200 Beschäftigten in der chinesischen Provinz Xinjiang.
    Quelle: dpa

    Volkswagen hat den Prüfbericht lange angekündigt. Zu groß ist seit Jahren die Kritik am Werk des Konzerns in Chinas westlichster Provinz Xinjiang, in der Peking die muslimische Minderheit der Uiguren systematisch überwacht und unterdrückt.
    Die UN-Menschenrechtskommission etwa sah in einem aufsehenerregenden Bericht im September vergangenen Jahres glaubhafte Vorwürfe für Folter und schwere Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit in Xinjiang. 
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    VW: Keine Hinweise auf Zwangsarbeit

    Im Bericht der von Volkswagen beauftragten Prüfer der Firma Löning - Human Rights & Responsible Business heißt es nun, die Beschäftigten im VW-Werk in Xinjiang seien gut qualifiziert, gehörten seit bis zu zehn Jahren zum Unternehmen, hätten eine geringe Arbeitsbelastung und würden überdurchschnittlich bezahlt.    
    Im Ergebnis, so der Bericht, gebe es keine Hinweise auf den Einsatz von Zwangsarbeit bei den knapp 200 Beschäftigten des Werks.
    Einer der führenden Xinjiang-Forscher, der Ethnologe Adrian Zenz, hält den Bericht hingegen für unzureichend und erneuert im Interview mit ZDFheute seine Vorwürfe gegenüber VW. Zenz bezweifelt, dass in Xinjiang ein sogenannter Audit überhaupt möglich sei, da die zu befragenden Arbeiter sich nicht frei äußern könnten.




    China-Forscher kritisiert VW-Bericht

    "Die meisten Firmen verweigern den Audit in Xinjiang", so Zenz, "weil sie genau wissen, dass das nicht möglich ist." Der Löning-Bericht ist aus seiner Sicht eine "aussagelose Oberflächenprüfung". Zwang oder Zwangsarbeit hätten nach den Definitionen der International Labour Organization (ILO) der Vereinten Nationen nicht unbedingt mit mangelndem Lohn zu tun. Zwangsarbeit bestehe vielmehr vor allem in fehlender Freiwilligkeit.
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    Diesen Vorwurf sieht China-Forscher Zenz weiter als nicht ausgeräumt an. Er betont, seine Forschungen zeigten, dass Volkswagen in Xinjiang in einer "systemischen Verbindung" mit dem Überwachungs- und Unterdrückungsapparat Pekings stehe.

    VW weist Kritik zurück

    Aus den Internierungslagern etwa würden Uiguren oft in die Berufsbildung gesteckt - zum Beispiel für Automatisierungstechnik oder Kfz-Mechanik. Auf der Webseite einer dieser Ausbildungsstätten werden Volkswagen als typischer Arbeitgeber für Absolventen genannt. Die Uiguren unterlägen dabei weiter einem Zwangssystem und würden überwacht und kontrolliert.
    Volkswagen sagt ZDFheute, dass "nach heutigem Kenntnisstand keine Kooperation mit dem Xinjiang Industry Technical College" bestehe. Auch für das im Osten Chinas gelegene VW-Werk in Tianjin gebe es "keinerlei Beziehungen" zu Colleges in Xinjiang. 

    Macht sich VW die Hände schmutzig?

    Zenz hingegen wirft Volkswagen vor, "durch die Präsenz in der Region quasi mitschuldig an diesem System" zu werden. Er sagt:

    Das ist meiner Meinung nach ethisch und moralisch eine völlige Katastrophe.

    Adrian Zenz, Ethnologe

    Auf die Frage, ob sich Volkswagen in China die Hände schmutzig mache, sagt Zenz: "Richtig." Man müsse dem Konzern vorwerfen, sich nicht längst aus der Region zurückgezogen zu haben.
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