Wird er zur Wiederwahl antreten? Ist er noch fit genug? Und kann er den Republikanischen Herausforderer schlagen - auch wenn es nicht
Donald Trump ist? Fragen, die sich Joe Biden und die Demokratische Partei gerade stellen müssen.
Hier sind zehn Namen, die in der kommenden Zeit interessant werden könnten. Berücksichtigt wurde dabei, wie wahrscheinlich es ist, dass die Personen kandidieren und wie aussichtsreich ihre Gewinnchancen sind.
Joe Biden, 80, US-Präsident
Vorab: Offiziell wurde noch keine Kampagne gestartet. Ob
Joe Biden zur Wiederwahl antritt, wird wohl eine Frage seines Pflichtbewusstseins, seines Stolzes, seiner Frau und Familie sowie seiner Gesundheit sein. Zugute kommt Biden, dass die Demokraten bei den Zwischenwahlen im November ein historisch gutes Ergebnis eingefahren haben. Beobachter rechnen insbesondere in einem möglichen Rennen gegen Trump mit guten Chancen für Biden.
Sein Alter ist in Umfragen der wichtigste Grund, warum demokratische Wähler angeben, er solle keine zweite Amtszeit anstreben. Der amtierende Präsident ist schon jetzt der älteste in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre Biden 86 Jahre alt. Darüber hinaus wird ihm die Entdeckung vertraulicher Dokumente in der öffentlichen Wahrnehmung schaden.
Kamala Harris, 58, Vizepräsidentin
Dass sich die Demokraten um die Vizepräsidentin scharen könnten, wenn Biden nicht mehr antritt, wäre plausibel. Daher ist
Kamala Harris ohne Frage eine potenzielle Kandidatin. Die Tochter von Einwanderern aus Indien und Jamaika war zuvor Generalstaatsanwältin in Kalifornien sowie US-Senatorin und war Biden nützlich beim Stimmenfang in bestimmten Wählergruppen. Dass sie aber eine erfolgreiche Präsidentschaftskampagne führen kann, bezweifeln viele Beobachter derzeit.
Die 58-Jährige trägt wegen ihres derzeitigen Amtes Ballast mit sich herum. Ihre Beliebtheitswerte sind nicht mehr die, die sie bei ihrem Amtsantritt waren. Immer wieder gab es Kontroversen um ihren persönlichen Führungsstil.
Kamala Harris, Vizepräsidentin, geb. am 20. Oktober 1964
Quelle: epa
Pete Buttigieg, 41, Verkehrsminister
Pete Buttigieg ist Verkehrsminister in der Regierung Biden und die erste offen schwule Person auf einem Kabinettsposten. Buttigieg war Bürgermeister von South Bend im US-Bundesstaat Indiana, bis er 2019 ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ging.
Im März 2020 setzte der 41-Jährige seine Kampagne aber aus und unterstützte von da an den damaligen Vizepräsidenten Biden. Buttigieg ist definitiv jemand, den man in den kommenden Monaten und Jahren im Auge behalten sollte.
Pete Buttigieg, Verkehrsminister der Vereinigten Staaten, geb. am 19. Januar 1982
Quelle: AP
Roy Cooper, 65, Gouverneur von North Carolina
Der Gouverneur von North Carolina taucht immer wieder auf den Favoritenlisten auf, obwohl viele seinen Namen nicht einmal auf dem Schirm haben. Cooper wird als Kandidat im Stile Bidens bezeichnet.
Er ging auf eine öffentliche Schule, arbeitete in den Sommern auf der Farm der Familie, ebenso als Anwalt und gibt sich als liebender Familienvater seiner drei Töchter. Der 65-Jährige ist seit 2017 Gouverneur. Wenn seine Amtszeit 2025 endet, steht er nicht mehr zur Wiederwahl und er könnte sich also nach einem neuen Job umschauen, wenn er wollte. Eigentlich ein gutes Timing für eine Kandidatur.
Roy Cooper, Gouverneur North Carolina, geb. am 13. Juni 1957
Quelle: Reuters
Amy Klobuchar, 62, Senatorin aus Minnesota
Amy Klobuchar ist ein Mitglied des US-Senats und seit 2007 im Amt. Zuvor war die Yale-Absolventin Anwältin in Minnesota. Nach schlechten Ergebnissen zog sie ihre Bewerbung um eine Präsidentschaftskandidatur 2020 zurück und unterstützte Joe Biden.
Ob sie es ein weiteres Mal versuchen wird? Dagegen spricht, dass die 62-Jährige angekündigt hat, 2024 für eine Wiederwahl in den Senat zu kandidieren.
Amy Klobuchar, Senatorin aus Minnesota, geb. am 25. Mai 1960
Quelle: dpa
Gavin Newsom, 55, Gouverneur von Kalifornien
Newsom war Bürgermeister von San Francisco und ist seit 2019 Gouverneur von Kalifornien. Der 55-Jährige gab bekannt, dass er nicht als Präsidentschaftskandidat ins Rennen gehen wolle. Aber so ganz vom Tisch fallen lassen sollte man ihn nicht.
Im vergangenen Jahr gab es wohl kaum einen Gouverneur, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, indem er in teils aufsehenerregenden Werbevideos die Republikanischen Gouverneure Ron DeSantis und Greg Abbott kritisierte.
Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, geb. am 10. Oktober 1967
Quelle: AP
Bernie Sanders, 81, Senator aus Vermont
Sanders vertritt seit 2007 den Bundesstaat Vermont im Senat. Zuvor war er Mitglied im US-Repräsentantenhaus. Zur Präsidentschaftswahl 2016 war er Kandidat bei den Vorwahlen der Demokraten und gewann vor allem die Unterstützung der jungen Wähler und der Linken. Er platzierte sich an zweiter Stelle hinter Hillary Clinton. Auch zu den darauffolgenden Präsidentschaftswahlen trat er in den Vorwahlen nochmal an, stellte im April 2020 aber seine Kampagne ein.
Im vergangenen Frühjahr hielt Sanders eine mögliche Kandidatur für nicht ausgeschlossen, sollte Biden nicht mehr antreten. Das ging aus einem Strategiepapier hervor. Experten schätzen die Chancen eher gering ein, dass ein Kandidat des linken Demokraten-Flügels eine breite Wählerschaft überzeugen kann. Auch hatte er den Stil seiner Kollegen vor den Midterms häufig kritisiert. Dass die Zwischenwahlen letztlich für die Demokraten so gut ausgefallen waren, bringt ihm nun keine Bonuspunkte.
Bernie Sanders, Senator aus Vermont, geb. am 8. September 1941
Quelle: dpa
Gretchen Whitmer, 51, Gouverneurin von Michigan
Die Gouverneurin hat bei den vergangenen Midterms einen überzeugenden Sieg eingefahren. In dem Swing State Michigan, der 2016 an Trump ging, hat sie bereits zum zweiten Mal das Ruder für die Demokraten herumreißen können und gewann mit zweistelligem Abstand. Als sie von einem Lokalsender nach ihrer Wiederwahl gefragt wurde, ob sie 2024 antreten wolle, lehnte sie den Gedanken sehr klar ab: "Ich werde nicht für die Präsidentschaft kandidieren".
Für viele bleibt sie dennoch eine interessante Kandidatin. Denn sie hat bewiesen, dass sie eine wechselnde Wählerschaft anzusprechen vermag und das kann eine bedeutende Stärke in einer nationalen Kampagne sein.
Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan, geb. am 23. August 1971
Quelle: AP
J.B. Pritzker, 58, Gouverneur von Illinois
Der erst vor Kurzem wiedergewählte Gouverneur scheint bereits auf eine mögliche Kandidatur im Jahr 2024 hinzuarbeiten. In seiner Rede in der Wahlnacht präsentierte er sich als Kandidat, sollte Biden nicht mehr antreten. Er warf spitze Töne in Richtung der Republikanischen Partei und kritisierte sie dafür, dass sie sich nicht deutlicher von Trump distanziert.
Vor seinem Amtsantritt 2019 hatte Pritzker kein öffentliches Amt inne. Er ist ein Erbe der Hyatt-Hotels. Forbes schätzt sein Nettovermögen auf 3,6 Milliarden US-Dollar, was ihn zu einem der reichsten Politiker macht.
Raoul Pritzker, Gouverneur von Illinois, geb. am 19. Januar 1965
Quelle: AP
Josh Shapiro, 49, Gouverneur von Pennsylvania
Wer den Aufstieg des 49-Jährigen verfolgt, erwartet, dass er noch Größeres vorhat. Nur wenige Kandidaten erhielten 2022 so viel Zuspruch wie der ehemalige Generalstaatsanwalt Josh Shapiro. Sein Erfolg in einem bei Präsidentschaftswahlen so wichtigen Staat wie Pennsylvania ist der Grund, warum er auf den Listen vieler Demokraten sehr weit oben steht.
Er wäre der erste jüdische Präsident der Vereinigten Staaten. Anders als andere vor ihm hat Shapiro seinen Glauben nie heruntergespielt. Im Gegenteil, er hat seine Religion und den Kampf gegen Antisemitismus zu einem zentralen Bestandteil gemacht. Ob er aber wirklich ins Rennen geht, ist fraglich, denn er ist erst kurz im Amt.
Josh Shapiro, Attorney General von Pennsylvania, geb. am 20. Juni 1973
Quelle: AP
Ebenfalls erwähnenswert sind: Gina Raimondo, Handelsministerin, Phil Murphy, Gouverneur von New Jersey, Cory Booker, Senator aus New Jersey, Ro Khanna, Kongressabgeordneter aus Kalifornien, Alexandria Ocasio-Cortez, Kongressabgeordnete aus New York, Elizabeth Warren, Senatorin aus Massachusetts
Hier zehn vielversprechende Kandidaten der Republikanischen Partei:
Donald Trump hat mit seiner Ankündigung das Rennen um eine Präsidentschaftskandidatur 2024 bereits eröffnet. Welche Republikaner gegen ihn in den Ring steigen könnten.
Alexandra Hawlin, Washington, D.C.