UN-Bericht: Immer mehr wandernde Wildtiere in Gefahr

    Erster UN-Zustandsbericht:Immer mehr wandernde Wildtiere in Gefahr

    Mark Hugo
    von Mark Hugo
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    Es steht nicht gut um Haie, Zugvögel und andere wandernde Wildtierarten. Das ist das Ergebnis eines UN-Berichts. Die Gründe: Lebensräume schwinden und sie werden zu sehr gejagt.

    Hundshai
    Vom Aussterben bedroht: Hundshaie - sie legen Tausende Kilometer im Laufe ihres Lebens zurück.
    Quelle: Christian Howe/H2Owe

    Noch weiß man nicht genau warum, aber der ein bis zwei Meter lange Hundshai ist schwer unterwegs: Tausende Kilometer legt er im Laufe seines Lebens zurück. Forschende des Thünen-Instituts haben einzelne Tiere sowohl in Helgoland als auch vor der Küste Madeiras angetroffen.

    Zugvögel, Wale und Fledermäuse

    Hundshaie gehören zu den wandernden Tierarten. Dazu zählen vor allem Zugvögel, aber auch Wale, Delfine, Fledermäuse, einige Land-Säugetiere, Meeresschildkröten und verschiedene Fischarten wie eben der Hundshai. Der ist inzwischen weltweit vom Aussterben bedroht - vor allem, weil er viel zu oft als Beifang in Fischernetzen landet.

    Darum geht es in der "Bonner Konvention"



    Bei 44 Prozent aller unter der "Bonner Konvention" - eigentlich UN-Konvention zur Erhaltung der wandernden Wildtierarten (CMS) - gelisteten Arten gehen die Bestände zurück. Das ist das Kernergebnis des nun erstmals vorgelegten UN-Zustandsberichts zum Thema. Die Mitgliedsstaaten der Konvention tagen diese Woche in Samarkand in Usbekistan.
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    Immer mehr wandernde Arten vom Aussterben bedroht

    Laut Bericht hat sich in den letzten 30 Jahren die Gefährdung bei 70 Arten - darunter dem Steppenadler, dem Schmutzgeier und dem Wildkamel - erhöht. Fast alle gelisteten Fischarten - einschließlich wandernder Haie, Rochen und Störe - sind vom Aussterben bedroht. Ihre Populationen sind seit den 1970er Jahren um 90 Prozent zurückgegangen.

    Wandernde Arten sind von einer Vielzahl besonderer Lebensräume abhängig - zu unterschiedlichen Zeiten in ihrem Lebenszyklus.

    Amy Fraenkel, Exekutivsekretärin der "Bonner Konvention"

    "Sie reisen manchmal Tausende Kilometer, um diese Orte zu erreichen", erklärt Amy Fraenkel, Exekutivsekretärin der "Bonner Konvention". Unterwegs oder auch an den Zielorten, wo sie brüten oder Nahrung finden, müssten sie zunehmend mit Bedrohungen klarkommen.

    Bedrohung durch "menschliche Aktivitäten"

    Das betrifft vor allem Fische und Meeressäuger, so Nicolas Entrup von der Naturschutzorganisation OceanCare. "Meeresarten gehören zu denjenigen, die durch menschliche Aktivitäten wie das Aufsuchen und Erschließen von Ressourcen, Fischerei und Schifffahrt sowie durch Meeresverschmutzung und Klimawandel stark bedroht sind."
    Drei von vier der gelisteten Arten leiden laut Bericht unter dem Verlust von Lebensraum, Verschlechterung von Boden und Flächen und unter Zersplitterung der Bestände. Sieben von zehn Arten werden übermäßig gejagt oder sind von Beifang betroffen. Auch invasive Arten, die sich in bestimmten Regionen ausbreiten, setzen die Populationen zunehmend unter Druck.

    Wieder mehr Seeadler und Buckelwale

    Der UN-Bericht fordert die Mitgliedsstaaten unter anderem dazu auf, vor allem die Fischbestände besser zu schützen, mehr Schutzzonen für Lebensräume zu schaffen und die Jagd auf betroffene Arten einzudämmen. Amy Fraenkel mahnt:

    Da die Arten Ländergrenzen passieren, hängt ihr Überleben von den Maßnahmen aller Länder ab, in denen sie vorkommen.

    Amy Fraenkel, Exekutivsekretärin der "Bonner Konvention"

    Dass das klappen kann, zeigt der Blick auf immerhin 14 gelistet Arten, bei denen die Bestände wieder zugenommen haben. Dazu gehören Seeadler und Schwarzgesichtslöffler, ein in Asien vorkommender Vogel, sowie Blau- und Buckelwale. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhundert war die Population der Buckelwale drastisch zurückgegangen. Seit einem Fangverbot erholen sie sich wieder.
    Ein Seeadler fliegt über die Wasseroberfläche, in seinen Krallen hängt ein Fisch
    Die gute Nachricht: Es gibt wieder mehr Seeadler
    Quelle: MDR/Frank Koschewwski

    Samarkand: Beratungen über koordinierte Schutzmaßnahmen

    Der Hundshai steht seit wenigen Jahren immerhin auf der Liste der "Bonner Konvention". Über ihn und andere bedrohte Arten wird in Samarkand bis Samstag viel zu reden und zu beschließen sein. Koordinierte Schutzmaßnahmen, der Blick auf bisher unbeachtete Arten und auch der umstrittene Tiefseebergbau stehen auf der Agenda.

    Angesichts der gefährlichen Lage, in der sich viele dieser Tiere befinden, können wir uns keine Verzögerung leisten.

    Inger Andersen, Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP

    "Wir müssen zusammenarbeiten, um die Empfehlungen Realität werden zu lassen", sagt Inger Andersen, Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP, mit Blick auf den Bericht.
    Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
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