Lithium-Deal mit Serbien: Für beide Seiten geht es um viel
Scholz in Belgrad:Lithium-Abkommen mit Serbien: Es geht um viel
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Das Lithium-Abkommen soll Serbien enorme Staatseinnahmen verschaffen - für Kanzler Scholz ist der Deal Teil seiner China-Strategie. Von Umweltschützern hagelt es Kritik.
In Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben die Europäische Union und Serbien ein Abkommen über den Abbau eines Lithium-Vorkommens im Wert von mehreren Milliarden Euro abgeschlossen.19.07.2024 | 2:31 min
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will am Freitag eine EU-Partnerschaft mit Serbien zum Abbau des für Elektroautos so wichtigen Lithiums mit ins Leben rufen. Bei seinem Besuch in Belgrad wird er zusammen mit Präsident Aleksandar Vucic und dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Maros Sefcovic, an der Unterzeichnung eines Abkommens teilnehmen, das eine umweltverträgliche Förderung des wertvollen Leichtmetalls im Jadar-Tal ermöglichen soll. Dort schlummert eine der größten europäischen Reserven des weltweit äußerst knappen und begehrten Rohstoffs, der für die Herstellung von Batterien unersetzlich ist.
Scholz flog am Abend direkt vom Europagipfel in Südengland nach Belgrad. Im serbischen Luftraum wurde sein Regierungsflieger von zwei serbischen Kampfflugzeugen eskortiert – eine besondere Würdigung des Gastes aus Deutschland.
Mit dem Ausbau der Elektromobilität steigt auch der Bedarf an Lithium rasant an. Doch bisher wird der Rohstoff nicht in Deutschland abgebaut. Das könnte sich ändern.18.07.2023 | 6:55 min
Abhängigkeit von China reduzieren
Für beide Seiten geht es bei dem Rohstoff-Abkommen um viel. Ziel Serbiens ist es, eine Wertschöpfungskette für Elektromobilität vom Abbau des Rohstoffs bis zur Batteriefertigung aufzubauen. Das bedeutet Staatseinnahmen, Investitionen und Arbeitsplätze, aber auch mehr Nähe zur EU für das Land, das einen Beitritt zur Europäischen Union anstrebt.
Für Scholz ist das Abkommen Teil seiner China-Strategie, die auf eine Reduzierung der Abhängigkeit von der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abzielt. China kontrolliert einen großen Teil des Abbaus und der Verarbeitung von Lithium weltweit. Man könne nicht einerseits diese Situation beklagen und andererseits selbst keinen Lithium-Bergbau betreiben wollen, sagte Scholz vor seiner Abreise nach Belgrad.
Und das müsse dann so gemacht werden, dass es der Wirtschaft nutze, aber gleichzeitig die Umwelt schone.
Auch China hatte sich um den Lithium-Abbau in Serbien bemüht, im Mai war Präsident Xi Jinping in Belgrad. Dass man sich trotzdem nun als Europäer durchgesetzt hat, wird von deutscher Seite als großer Erfolg gefeiert.
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Bedarf von 1,1 Millionen Elektro-Fahrzeugen
Das Abkommen hat eine längere Vorgeschichte. Bereits vor drei Jahren gab der australische Bergbaugigant Rio Tinto bekannt, dafür eine Milliardeninvestition tätigen zu wollen. Nach Schätzung des Unternehmens kann das geplante Bergwerk jährlich 58.000 Tonnen Lithium produzieren. Das würde serbischen Medienberichten zufolge den Bedarf von 1,1 Millionen Elektro-Fahrzeugen decken, was etwa 17 Prozent der europäischen Produktion entspreche.
Auch die Autohersteller Mercedes-Benz und Stellantis verhandeln mit Rio Tinto bereits über eine Beteiligung an dem Projekt.
Kritik von Umweltschützern - Sorge um Trinkwasser
Das Projekt ist aber hoch umstritten. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass Lithium-Bergbau das Grundwasser mit Schwermetallen verunreinige und daher eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Anwohner darstelle. Im Kanzleramt argumentiert man, dass über eine Beteiligung deutscher Unternehmen noch am ehesten ein umweltverträglicher Abbau gewährleistet werden könne.
Die Geothermie-Anlage Bruchsal pumpt aus 3.000 Metern Tiefe 125 Grad heißes Thermalwasser nach oben. Darin enthalten: etwa 150 bis 200 Milligramm Lithium pro Liter. 10.09.2021 | 6:34 min
Die serbische Regierung hatte den Weg für das Projekt erst vor wenigen Tagen freigemacht. Sie berief sich auf ein kurz vorher ergangenes Urteil des Verfassungsgerichts. Dieses hatte die 2022 erfolgte Annullierung des Raumordnungsverfahrens für das Lithium-Projekt für verfassungswidrig erklärt.