Internationale Pressestimmen:"Scholz zahlt für seine Unfähigkeit"
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Das Ende der Ampel-Regierung schlägt auch im Ausland hohe Wellen. Das wichtigste Land der Eurozone scheine auf einen politischen Alptraum hinzusteuern, schreibt "De Telegraaf".
Die Bundesregierung setzt darauf, dass etliche Projekte am Ende doch die Zustimmung der Union finden und appelliert an die Verantwortung der Opposition.07.11.2024 | 1:45 min
"Neue Zürcher Zeitung" (Schweiz)
"Olaf Scholz bleibt sich auch im Niedergang treu. Während der Kanzler den liberalen Finanzminister Christian Lindner am Mittwochabend bei seiner Pressekonferenz in Berlin als kleinkarierten und vertrauensunwürdigen Taktierer beschimpft und aus der Regierung wirft, klopft er sich selbst auf die Schultern. Es ist ein befremdliches Schauspiel. Zum Glück ist es bald vorbei. (…) "Deutschland ist ein starkes Land", behauptet Scholz. Es ist nicht die einzige kolossale Fehleinschätzung dieses Abends."
Seit dem Rückzug der FDP hat die Bundesregierung von Scholz im Parlament keine Mehrheit mehr. ZDF-Korrespondentin Zimmermann berichtet aus Berlin.07.11.2024 | 2:07 min
"Corriere della Sera" (Italien)
"Letztlich zahlt Scholz für seine Unfähigkeit, einem Experiment, das Deutschland modernisieren sollte, eine Identität und eine Richtung zu geben. Er hatte kein Glück, denn sofort brach der Ukraine-Krieg mit all seinen Folgen für Deutschland aus. (...) Nun ist es an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Krise von Schloss Bellevue aus zu steuern - so wie es im italienischen Präsidentenpalast oft passierte. Deutschland scheint mit der Krise ein italienisches Schauspiel nachzuspielen, das hierzulande bisher noch niemand gespielt hat."
"De Standaard" (Belgien)
"Scholz will - wie der grüne Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck - eine Politik betreiben, die Geld kostet. Er will Fördermittel vergeben, um die hohen Energiekosten zu senken, um Arbeitsplätze zu retten, Investitionsprämien auszureichen und zu garantieren, sodass die Ukraine nicht auf sich allein gestellt ist.
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist nach knapp drei Jahren im Amt gescheitert. Das Ende der Ampel war "die logische Konsequenz", so Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte.07.11.2024 | 5:07 min
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus war für Scholz ein zusätzlicher Grund, Geld für die Stärkung Deutschlands auszugeben. Er hatte Lindner vorgeschlagen, die Schuldenbremse zu lösen, um diese hohen Kosten zu finanzieren. Doch Lindner, der die deutsche Tradition eines ausgeglichenen Haushalts verteidigte, wollte dem nicht zustimmen. (...) Lindner kehrte zu dem liberalen Konzept zurück, dass den Unternehmen so viel Freiheit wie möglich gegeben werden sollte, damit die Wirtschaft wachsen kann. Das ist eine andere Vision als die, die dem Koalitionsvertrag 2021 zugrunde lag."
"De Telegraaf" (Niederlande)
"Ausgerechnet einen Tag, nachdem die Vereinigten Staaten mehrheitlich "America First" gewählt haben, steckt das größte EU-Land samt einem stotternden Wirtschaftsmotor in einer großen politischen Krise. (...) Mit der Entlassung des FDP-Finanzministers scheint das wichtigste Land der Eurozone auf einen politischen Alptraum zuzusteuern. Eine bei den Wählern ungeliebte Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen wird nun als Minderheitsregierung weitermachen, und in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 werden Neuwahlen organisiert.
Die Chefin des Bündnisses Sahra Wagenknecht, Mohamed Ali, fordert eine baldige Vertrauensfrage des Kanzlers: "Es wäre richtig, Neuwahlen so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen."07.11.2024 | 3:55 min
"The Guardian" (Großbritannien)
"Insider in der Regierung hatten vermutet, dass der Wahlsieg von Donald Trump die Gemüter in Berlin beruhigen und die Spitzen von Sozialdemokraten, Grünen und FDP dazu zwingen würde, die Notwendigkeit der Einigkeit zu erkennen. Aber die Zwietracht und der Groll in Berlin schien kein Einlenken zu ermöglichen. (...)
Nun wird erwartet, dass die Auswirkungen (des Koalitionsbruchs) Deutschland in eine längere Phase der Unsicherheit stürzen werden. Und das zu einer Zeit, in der die europäischen Staats- und Regierungschefs versuchen, angesichts von Herausforderungen wie einem möglichen Handelskrieg mit den USA an einem Strang zu ziehen.
Als zweitgrößter Unterstützer der Ukraine nach den USA muss Deutschland befürchten, dass es einen weitaus größeren Teil der Kriegsanstrengungen übernehmen muss, wenn Trump seine Drohung wahr macht, die Unterstützung für Kiew zu reduzieren."
Nach dem Aus der Ampel-Koalition tritt Volker Wissing aus der FDP aus und bleibt Verkehrsminister. Das ganze Statement im Video.07.11.2024 | 7:02 min
Quelle: dpa
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