Südkorea-Reise: Pistorius' Besuch an Nordkoreas Grenze
Pistorius an Demarkationslinie :Auge in Auge mit Nordkoreas Soldaten
von Mathis Feldhoff
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Zum Abschluss seiner Südkorea-Reise besucht Boris Pistorius die Grenze zu Nordkorea. Eine Grenze, die demnächst auch von deutschen Soldaten überwacht werden könnte.
Boris Pistorius an der Demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea
Quelle: dpa
Wenn sie "nur einen Schritt nach rechts gehen", würden die GPS-Daten ihres Handy anzeigen, dass sie in Nordkorea sind - so beschreibt der deutsche Verteidigungsminister den Moment, als er in der Baracke steht, in der 1953 der Waffenstillstand zwischen Süd- und Nord-Korea unterzeichnet wurde.
Pistorius überwacht von Nordkoreas Soldaten
Genau in der Mitte verläuft die Grenze. Eine Grenze, die auch Pistorius an die Zeiten des Kalten Krieges und der deutschen Teilung erinnert. Auch wenn es einen solchen Ort, der gleichzeitig Demarkationslinie und Ort für diplomatische Gespräche ist, zwischen der Bundesrepublik und der DDR nie gegeben hat. "Wir wurden fotografiert von der nordkoreanischen Seite, wir haben die nordkoreanische Seite fotografiert" berichtet Pistorius.
Für jemand, der die deutsch-deutsche Grenze noch kennt, tun sich viele Assoziationen auf und gleichzeitig ist es doch sehr viel anders.
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Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister (SPD)
Sagt ein sichtlich beeindruckter Pistorius. Circa 50 Meter entfernt vom deutschen Verteidigungsminister hatten die Nordkoreaner den deutschen Besucher offenbar fest im Blick.
Einsatz der Bundeswehr an Demarkationslinie?
Ob auch deutsche Soldaten in Zukunft hier zur Überwachung des Waffenstillstandes von 1953 eingesetzt werden, lässt der Minister nach seinem Besuch offen.
Erst gestern war Deutschland das 18. Mitglied des United Nation Command (UNC) geworden, das die Aufgabe der Überwachung und Sicherung des Waffenstillstandes seit 71 Jahren ausführt. Insbesondere die US-Amerikaner, aber auch australische und neuseeländischen Soldaten stehen derzeit in der vordersten Linie.
Pistorius berichtet, dass bis zum Jahresende ein deutsche Beitrag für das UNC gefixt werden könnte. Allerdings, so ist es am Rande des Besuches auch zu hören, wird es dabei nicht um große Truppenkontingente gehen, sondern nur um einzelne Soldaten, die dann innerhalb der Überwachungsmission klar definierte Aufgaben wahrnehmen würden.
Grenzsicherung via Telefon: "Können Sie mich verstehen?"
Diese Überwachung des durchaus wackligen Waffenstillstandes zwischen Nord- und Südkorea hat mitunter skurrile Abläufe, von denen auch Boris Pistorius berichtet. Zweimal am Tag, pünktlich um 7:30 Uhr und um 15:30 Uhr ruft der Süden im Norden an. Umgekehrt übrigens nie.
Die Gespräche folgen einem immer gleichen Ablauf. "Hallo, hier ist…", beschreibt ein UNC-Offizier den Dialog. "Können sie mich verstehen?" Die Antwort aus dem Norden lautet dann: "Laut und klar." Dann antworten die Südkoreaner mit der gleichen Formel.
Versuche, die Gespräche lockerer zu gestalten, haben auf der nordkoreanischen Seite auch schon zu abrupten Gesprächsabbrüchen geführt: "Dann wurde einfach aufgelegt", so der Offizier.
Auch die Apparatur, über die die Gespräche geführt werden, ist inzwischen in die Jahre gekommen. Ein altmodisches Telefon, verbunden über ein einziges Kabel, das in den Norden führt. Informationen über Waldbrandbekämpfung oder größere Besuchergruppen werden so ausgetauscht.
Wir versuchen durch Informationen, die wir geben, im Norden einem gewissen Alarmismus zu begegnen.
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Offizier des United Nation Command
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Ein eingeschränkter Dialog
Diese kurzen Gespräche der Offiziere des United Nation Command sind derzeit übrigens die einzigen direkten Kontakte, die es zwischen dem Süden und dem Norden gibt. Und der wird militärisch knapp gehalten.
Dagegen ist der direkte Dialog zwischen Seoul und Pjöngjang nach den gescheiterten Gesprächen von Hanoi, zwischen Donald Trump und Kim Jong-Un, vollständig abgebrochen. Kim nimmt einfach den Hörer nicht mehr ab, heißt es.
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Diplomaten berichten sogar, dass der nordkoreanischen Diktator damals, aus Verärgerung über den Verlauf der sogenannten Friedensgespräche, bei seiner Rückkehr seinen Dolmetscher noch auf dem Bahnhof habe erschiessen lassen.
Seitdem nehmen die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea wieder zu. Südkorea beschallt die Grenzregion mit K-Pop, der Norden antwortet mit Propaganda-Parolen. Immer wieder beschießt der Norden südkoreanische Insel oder lässt, als neuste Provokation, Fäkalien-Beutel an Ballons über die Grenze schweben. Daraus keinen echten Krieg werden zu lassen, ist jetzt auch die Aufgabe Deutschlands.
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