Neue mysteriöse Todesfälle: Russischer Ölmanager gestorben
Noch mehr mysteriöse Todesfälle:Vizechef von russischem Ölgigant gestorben
von Oliver Klein
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Erneut ist ein Vertreter der russischen Elite unerwartet gestorben, der Vizechef von Lukoil. Er ist der fünfte tote Manager des Konzerns - der sich gegen den Krieg stellte.
Witalij Robertus, Vizepräsident des Ölgiganten Lukoil, war Hobbypilot und Weltmeister im Flugzeugmodellbau.
Quelle: Getty Images
"Mit großem Bedauern teilen wir Ihnen mit, dass der Vizepräsident des Unternehmens, Witalij Wladimirowitsch Robertus, plötzlich im Alter von 54 Jahren verstorben ist", heißt es in einer knappen Pressemitteilung auf der Webseite des russischen Ölgiganten Lukoil. "In unserer Erinnerung wird er ein talentierter Anführer, ein vielseitiger Mensch und ein mitfühlender Kamerad bleiben." Angaben zur Todesursache werden nicht gemacht.
So berichtet das Nachrichtenportal Nexta über Robertus Tod
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Der Ölgigant Lukoil ist einer der größten Konzerne Russlands. Das Unternehmen hatte bereits früh den Ukraine-Krieg kritisiert - und Robertus ist der fünfte Top-Manager von Lukoil, der innerhalb von zwei Jahren starb:
Erst im Oktober 2023 war der Lukoil-Vorstandsvorsitzende Wladimir Nekrassow im Alter von 66 Jahren überraschend gestorben. Offizielle Todesursache sei eine akute Herzinsuffizienz gewesen.
Im Januar 2023 wurde Dmitri Pawochka tot in seiner ausgebrannten Wohnung aufgefunden. Er soll mit einer Zigarette im Mund eingeschlafen sein. Auch Pawochka war zeitweise Manager bei Lukoil.
Ebenfalls unter seltsamen Umständen starb am 1. September 2022 Nekrassows Vorgänger Rawil Maganow: Er stürzte aus einem Krankenhausfenster. Russische Medien berichten, er sei beim Rauchen gestolpert.
Am 8. Mai 2022 wird Alexander Subbotin, Milliardär und Ex-Vorstand bei Lukoil, tot in der Moskauer Wohnung eines "Schamanen" gefunden. Angeblich nach einem gescheiterten Heilversuch wegen Alkoholsucht. Diese Details aus der russischen Presse wurden nicht offiziell bestätigt.
Seit dem Krieg in der Ukraine hat die EU Sanktionen gegen russische Oligarchen verhängt. Doch das ausgeklügelte System an Strohmännern und Scheinfirmen macht es schwer, die Vermögen aufzuspüren.01.09.2023 | 57:12 min
Serie mysteriöser Todesfälle reißt nicht ab
Auch außerhalb von Lukoil: Die Serie mysteriöser Todesfälle bei einflussreichen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft scheint kein Ende zu nehmen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine starben in Russland rund 50 einflussreiche Vertreter der russischen Elite oder deren Angehörige unerwartet, oft unter äußerst seltsam Umständen.
Teils trifft es auch Anhänger von Präsident Putin: Erst im Januar wurde Zoya Konowalowa, die Chefredakteurin der staatlichen Fernseh- und Rundfunkgesellschaft Kuban, zusammen mit ihrem Mann tot aufgefunden. Kuban ist einer von Putins Propagandasendern. Das Paar wurde vermutlich vergiftet.
Ob Wagner-Chef Prigoschin ermordet wurde, wird sich womöglich nie klären lassen. Sein Tod fügt sich in eine Liste ominöser Todesfälle von Oligarchen, die Putin in die Quere kamen.
von Sebastian Ehm, Nina Niebergall
Prigoschins Flugzeugabsturz bis heute ungeklärt
Wenige Tage zuvor starb Wladimir Egorow, ein Politiker der Regierungs-Partei Einiges Russland. Er soll aus dem Fenster neun Meter in die Tiefe gestürzt sein. Er wurde tot im Hof vor seinem Haus aufgefunden.
Eines der prominentesten Todesopfer der vergangenen Monate ist Jewgeni Prigoschin. Der frühere Chef der Wagner-Gruppe war bei einem Flugzeugabsturz im August des vergangenen Jahres ums Leben gekommen, zusammen mit Wagner-Gründer Dmitry Utkin und Prigoschins Sicherheitschef Waleri Tschkalow. Die genauen Umstände des Absturzes sind bis heute ungeklärt. Viele internationale Beobachter vermuten, dass der Kreml sich für den Putschversuch der Wagner-Gruppe rächen wollte.
In St. Petersburg wird Söldnerführer Prigoschin beerdigt. Putin nimmt nicht teil. Viele seiner Anhänger in der Wagner-Truppe fragen sich: warum musste er sterben? 30.08.2023 | 6:01 min
Institutsleiter fällt Treppe hinunter
Auch bei einer Reihe weiterer hochrangiger russischer Manager, Oligarchen und Beamte sind die Todesumstände bemerkenswert. ZDFheute mit einem Überblick:
Am 21. September 2022 starb der frühere Leiter des Moskauer Luftfahrtinstituts (MAI), Anatoly Gerashchenko. Ersei Berichten zufolge am Hauptsitz des Instituts in der russischen Hauptstadt ausgerutscht und mehrere Treppen hinuntergestürzt. Das MAI ist eine der führenden Forschungseinrichtungen Russlands und für die Entwicklung der Luft- und Raumfahrttechnologie verantwortlich.
Eine Woche zuvor, am 14. September 2022 starb der Chefredakteur der russischen Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda", Wladimir Sungorkin, einer der Top-Propagandisten Russlands, seine Zeitung die auflagenstärkste des Landes. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass sei die Todesursache ein Schlaganfall gewesen.
Sungorkin war auf einer Expeditionsreise in einem riesigen Waldgebiet im entfernten Osten Russlands unterwegs. (Archivbild)
Quelle: imago
Am 10. September 2022 starb Iwan Pechorin, Chef der Russischen Gesellschaft für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis und so unter anderem für die Erschließung von Bodenschätzen in der Arktis verantwortlich. Er stürzte Medienberichten zufolge am Samstag von seiner fahrenden Privatjacht nahe der Russki-Insel bei Wladiwostok.
Tödlicher Sturz von Putin-Kritiker
Am 14. August 2022 findet man die Leiche von Dan Rapoport nach einem Sturz vor seiner Washingtoner Wohnung. Der lettisch-amerikanische Unternehmer hat sein Vermögen in Russland gemacht, wurde dann jedoch zu einem bekannten Putin-Kritiker.
Am 1. Mai 2022 stürzt der Chef des Gazprom-Skiressorts Krasnaja Poljana, Andrej Krukowski, bei einer Bergwanderung nahe Sotschi tödlich. Im Zuge der Olympischen Winterspiele 2014 waren Milliardensummen in den Ort geflossen.
Sie sind die reichsten Männer Russlands und herrschen über Firmenimperien: Oligarchen. Ihr Reichtum entstand und wuchs im Chaos der sich auflösenden UdSSR Anfang der 1990er-Jahre.18.05.2022 | 44:47 min
Russische Elite: Etliche angebliche Suizide
Am 19. April 2022 wird Sergej Protosenja, Manager beim russischen Energieunternehmen Novatek, erhängt im Garten seines Ferienanwesens im spanischen Lloret de Mar gefunden, seine Frau und Tochter mit tödlichen Stichverletzungen. Die Ermittler gehen von einem erweiterten Suizid aus.
Am 18. April 2022 wird die Leiche von Wladislaw Avayew gefunden. Bis kurz vor seinem Tod war er Vizepräsident der Gazprombank. Avayew, seine Frau und seine 13-jährige Tochter wurden mit Schusswunden in einem Moskauer Apartment entdeckt. Auch hier gehen die Ermittler von erweiterten Suizid aus, Angehörige zweifeln an der Theorie.
Am 23. März 2022 wird der Besitzer eines russischen Arzneimittelunternehmens tot aufgefunden. Die offizielle Version auch hier: Wassili Melnikow habe zuerst seine Frau und seine beiden Söhne, dann sich selbst erstochen.
Am 28. Februar 2022 wird der russische Tycoon Mikhail Watford erhängt in der Garage seiner Villa im britischen Surrey aufgefunden. Der russische Oligarch hatte sein Vermögen mit Öl und Gas gemacht.
Am 25. Februar 2022 wird die Leiche von Alexander Tjuljakow gefunden. Er war stellvertretender Generaldirektor von Gazprom. Medienberichten zufolge hatte er sich erhängt.
Am 30. Januar 2022, noch vor Kriegsbeginn, wurde der Gazprom-Manager Leonid Shulman tot im Badezimmer eines Landhauses aufgefunden. Die Polizei geht auch hier von Selbstmord aus.
Normalerweise berichten wir nicht über Suizid. Dies gibt der Pressekodex vor. Dort heißt es: "Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände."
Ausnahmen sind zu rechtfertigen, wenn es sich um Vorfälle der Zeitgeschichte oder von erhöhtem öffentlichen Interesse handelt.
Zudem meiden wir Berichte über Selbsttötungen, da hierdurch die Nachahmerquote steigen könnte.
Sollten Sie von Suizidgedanken betroffen sein, so wenden Sie sich bitte an professionelle Helfer. Diese finden Sie jederzeit bei der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222.