Zum Nelson-Mandela-Tag:Mandelas Erbe ist moralischer Kompass
von Laura Meyer
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Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident Nelson Mandela hat Südafrika wie niemand sonst geprägt. Der heutige Aktionstag soll an sein Erbe erinnern. Was davon übrig geblieben ist.
Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa bei der Enthüllung einer Statue von Nelson Mandela in Südafrika am 18.07.2023.
Quelle: epa
"Wenn das Land Nelson Mandelas und Desmond Tutus sich gegen Unrecht ausspricht, hört die Welt zu" - das sagte die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch im südafrikanischen Pretoria im Juni 2023.
Südafrika ist, auch aufgrund seiner Geschichte, noch immer eines der mächtigsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent. Und der 2013 gestorbene Nelson Mandela als erster demokratisch gewählter Präsident des Landes ist immer noch ein wichtiger Faktor dieses Erfolgs.
Aktionstag statt Gedenktag
Der Nelson-Mandela-Tag, der gleichzeitig auch der Geburtstag des 1918 geborenen Präsidenten ist, soll daran erinnern. In diesem Jahr hat er das Motto Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels. Mandela hat sich zu Lebzeiten einen Aktionstag gewünscht und so wurde der "Nelson Mandela Day" 2009 von den Vereinten Nationen ausgerufen.
Weltweit sind Menschen dazu aufgerufen, 67 Minuten wohltätige Arbeit zu verrichten - als Erinnerung an die 67 Jahre, die Nelson Mandela für Freiheit kämpfte. In diesem Jahr ruft die Nelson-Mandela-Stiftung etwa dazu auf Bäume zu pflanzen, um die Ernährung zu sichern.
Große stetig wachsende Probleme
Im Johannesburger Stadtteil Houghton, wo auch Mandela die Jahre vor seinem Tod lebte, fand am Wochenende ein Gedenklauf zu Ehren des ehemaligen Staatspräsidenten statt. Der Lauf fällt in schwierige Zeiten: Die politische Apartheid ist längst überwunden, doch das Land quälen Probleme.
Korruption, marode Infrastruktur und Kriminalität sind nur einige davon. Stromausfälle sind mittlerweile alltäglich in Südafrika, ebenso wie Probleme mit der Wasserversorgung. Auch die Covid-19-Pandemie hat Südafrika schwer getroffen.
Extrem hohe Arbeitslosigkeit
Nach Angaben der Weltbank ist Südafrika eines der ungleichsten Länder der Welt. Ein Grund dafür ist das System der Apartheid, das noch immer Nachwirkungen zeigt.
Außerdem hat das Land aktuell eine der höchsten Arbeitslosenquote weltweit, im ersten Quartal 2023 lag diese laut der südafrikanischen Statistikbehörde bei 32,9 Prozent.
Ukraine-Krieg auch großes Thema in Südafrika
Südafrika ist traditionell weder dem Osten noch Westen zugehörig. Jüngst hat das Land aber bei westlichen Partnern für Irritationen gesorgt, als es sich im Zuge des Ukrainekriegs nicht von Russland abgewendet hat. Im Juni reiste Präsident Cyril Ramaphosa nach Russland und in die Ukraine - um zwischen den beiden Ländern zu vermitteln. Ein Ergebnis gab es nicht.
Im August wird der russische Präsident Vladimir Putin in Südafrika zum BRICS-Gipfel erwartet, ein Treffen der Regierungschefs Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas. Eine Verhaftung muss Putin, gegen den ein internationaler Haftbefehl vorliegt, allerdings nicht fürchten - die Konferenz steht unter politischer Immunität.
2024 stehen Wahlen an
Im nächsten Jahr stehen in Südafrika Wahlen an. Die bisher alleinregierende Partei ANC, African National Congress, könnte erstmals seit Jahrzehnten ihre Macht verlieren. Die Partei Mandelas hatte zuletzt vermehrt mit Korruptionsskandalen auf sich aufmerksam gemacht, hat aber keine ernstzunehmende Konkurrenz. Zuletzt gab es eine Parteineugründung.
Was bleibt nun von Nelson Mandela?
Nelson Mandela, verstorben 2013, prägte das Land wie niemand sonst.Sein Erbe ist vor allem sein moralischer Kompass und der Frieden zwischen den verschiedenen Volksgruppen - dieser Traum lebt weiter.
Allerdings bedroht die immer größer werdende Ungleichheit den sozialen Frieden in Südafrika. Die Partei ANC mit ihren Skandalen ist ein wesentlicher Teil dieser Entwicklung.