Polizei kontaktierte Täter von Magdeburg im Oktober
Gefährderansprache gegen Taleb A.:Polizei kontaktierte Magdeburg-Täter im Oktober
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Nach dem Anschlag in Magdeburg werden neue Details bekannt. Der Täter wurde wohl erst im Oktober dieses Jahres von der Polizei kontaktiert. Die aktuellen Erkenntnisse im Überblick.
Nach dem Anschlag in Magdeburg beginnt die politische Aufarbeitung. Dabei werden immer mehr Details zu Taleb A. bekannt. Wulf Schmiese zu den Hintergründen.23.12.2024 | 2:24 min
Nach dem Anschlag mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten ist die Trauer in Magdeburg groß. Daneben beginnt die politische Aufarbeitung der Gewalttat, wobei immer wieder neue Informationen über den Täter öffentlich werden.
Die Polizei hat Taleb A. einige Wochen vor dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg kontaktiert, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) im Ältestenrat des Landtags in Sachsen-Anhalt. Das Gremium kam am Nachmittag zu einer Sondersitzung zusammen, um über Ursachen und Folgen des Anschlags zu beraten.
Nach der Tat in Magdeburg sagt der Zufahrtsschutz-Experte Christian Schneider: Hätte das Sicherheitskonzept der Norm entsprochen, "hätte der Anschlag so nicht stattfinden können".23.12.2024 | 4:24 min
Mehrere Gefährderansprachen gegen Taleb A.
Im September 2023 und Oktober 2024 seien sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt worden, sagte Zieschang. Mit einer Gefährderansprache will die Polizei signalisieren, dass sie einen potenziellen Straftäter im Blick hat und fordert ihn auf, ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen. Das Gespräch im vergangenen Jahr sei im Polizeirevier Salzlandkreis durchgeführt worden. Das Gespräch in diesem Jahr sei auf der Arbeitsstätte erfolgt.
Sachsen-Anhalts Innenministerin Zieschang sagte, nach einem Post des Mannes auf der Plattform X am 1. Dezember 2023 habe die Polizei Ermittlungen aufgenommen. In diesem Zusammenhang hätten die Beamten ebenfalls versucht, eine Gefährderansprache durchzuführen. Weder am 2. Dezember noch am 4. Dezember 2023 sei der Mann angetroffen worden, sagte Zieschang. Das Verfahren wurde demnach später eingestellt.
Zwei Tage nach dem Anschlag wird die Frage immer lauter, warum Behörden nicht schon früher auf den Täter aufmerksam wurden, denn Hinweise gab es viele.23.12.2024 | 2:47 min
Ob die Gefährderansprache im Oktober 2024 in diesem oder in einem anderen Zusammenhang erfolgte, blieb zunächst offen. Am Samstag hatte bereits der Direktor der Magdeburger Polizeiinspektion, Tom-Oliver Langhans, von einer Strafanzeige und dem Versuch einer Gefährderansprache berichtet. Er nannte keine Details, das Verfahren liege bereits ein Jahr zurück.
Viele Details bleiben unklar
Die Hintergründe zu den Gefährderansprachen blieben auch auf Nachfrage der Abgeordneten im Ältestenrat offen. Zieschang sagte, der jeweiligen Zusammenhang solle im nicht-öffentlichen, vertraulichen Teil der Sitzung dargestellt werden.
ZDF-Reporter Andreas Weise berichtet aus Magdeburg, dass im Zuge der Sitzung auch bekannt wurde, dass der mutmaßliche Täter ein Führungszeugnis hatte und im Maßregelvollzug arbeitete. "Es bleibt aber trotzdem immer noch sehr vieles unklar", so Weise. Ein Teil dessen werde in dem nicht-öffentlichen Teil der Sitzung besprochen und vertraulich bleiben.
Dass der Täter von Magdeburg ohne Hindernisse auf den Weihnachtsmarkt fahren konnte, wirft Fragen zum Sicherheitskonzept auf. Die Aufarbeitung ist noch in vollem Gange.23.12.2024 | 1:25 min
Täter hielt an roter Ampel - und konnte so gefasst werden
Der Täter Taleb A. war mit einem Auto am Freitagabend über den Weihnachtsmarkt gerast und hatte fünf Menschen getötet und nach aktuellen Zahlen bis zu 235 verletzt. Gegen 19:02 Uhr näherte sich der Festgenommene über die Ernst-Reuter-Straße, aus Richtung der Strombrücke, die über die Elbe führt. Zunächst sei er langsam über einen Flucht- und Rettungsweg in Richtung Alter Markt abgebogen, wo sich der Weihnachtsmarkt befand.
Route des Magdeburger Attentats
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Der Rettungsweg war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten über diesen Weg bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf den Platz gelangen können. Mobile Einsatzkräfte seien aber dort stationiert gewesen. Doch ein Fahrzeug, das die mehrere Meter breite Lücke hätte schließen können, fehlte dort. Landespolizeidirektor Mario Schwan und Sachsen-Anhalts Innenministerin Zieschang verwiesen nach Rückfragen während der Sitzung des Ältestenrats darauf, dass hierzu im öffentlichen Teil der Sitzung keine Informationen geteilt würden.
Nach Angaben von Schwan hielt Taleb A. schließlich an einer roten Ampel - und konnte dort festgenommen werden. Gegen Taleb A. wurde Haftbefehl erlassen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ihm werden fünffacher Mord, mehrfacher versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Bundeskriminalamt und Bundesinnenministerium wollen bis zur Sondersitzung des Bundesinnenausschusses am 30. Dezember eine Fallchronologie zum Täter des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt vorlegen. Das erfuhr das ZDF nach einer Unterrichtung von Innenpolitikern des Bundestags durch Vertreter von Sicherheitsbehörden.
"Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Präsidenten der Sicherheitsbehörden haben dem Bundestag zugesagt, eine Chronologie der Auffälligkeiten des Täters zu erstellen", berichtet ZDF-Hauptstadtkorrespondent Wulf Schmiese. Daraus sollen dann Schlüsse gezogen werden, wie künftig mit Gefährdern umgegangen werden kann, die bisher in kein Raster des Extremismus passen.
Bei der Unterrichtung habe sich ein diffuses Täterprofil ergeben, berichtete Schmiese weiter. Taleb A. sei bislang in sechs Bundesländern auffällig geworden, habe Anzeigen gestellt gegen Menschen, die angeblich Spionage für Saudi-Arabien betrieben, und etliche Anzeigen wegen Verleumdung erhalten. Der Täter von Magdeburg habe offenbar pathologisch Ärger gesucht.
Magdeburg-Täter seit 2015 den Behörden bekannt
Den Behörden war Taleb A. in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen aufgefallen. Spätestens Anfang 2015 war er den zuständigen Bundesbehörden als potenziell Verdächtiger bekannt. Wie das Innenministerium in Schwerin auf Anfrage mitteilte, informierten Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern im von Bund und Ländern getragenen Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum das Bundeskriminalamt am 6. Februar 2015 über mögliche Anschlagsabsichten des aus Saudi-Arabien stammenden Mannes.
Anlass für die Meldung seien dessen Drohungen gegenüber der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern im April 2013 und ein Jahr später auch gegen eine Kommunalbehörde in Stralsund gewesen, Handlungen vorzunehmen, die internationale Beachtung fänden.
Nach dem Anschlag in Magdeburg gedenken viele Menschen dort den Opfern. Innenministerin Faeser fordert, mehrere Gesetzesentwürfe zur inneren Sicherheit rasch zu beschließen.23.12.2024 | 0:27 min
Nach Angaben von Innenminister Christian Pegel (SPD) lebte der heute 50-Jährige von 2011 bis Anfang 2016 in Mecklenburg-Vorpommern und absolvierte in Stralsund Teile seiner Facharzt-Ausbildung. Mit der Landesärztekammer habe es Streit um die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Gegenüber der Sozialbehörde in Stralsund habe er versucht, mit Drohungen die Gewährung von Hilfe zum Lebensunterhalt durchzusetzen.
Laut Pegel hatte das Amtsgericht Rostock Taleb A. wegen der Drohungen gegenüber der Ärztekammer zu einer Geldstrafe verurteilt. Die vorhergehenden Ermittlungen hätten jedoch keine Hinweise auf reelle Anschlagsvorbereitungen ergeben und auch keine islamistischen Bezüge offenbart.
Drei Tage nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt rücken die Ermittlungen und politische Aufarbeitung in den Vordergrund. Alle Informationen und Reaktionen im Blog.