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Interview
Frauenrechtlerin Masih Alinejad:Die Frau, die die Mullahs tot sehen wollen
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Der Iran soll Attentate auf die bekannte Frauenrechtlerin Masih Alinejad in Auftrag gegeben haben. Im Interview spricht sie über das Leben in Gefahr - und kritisiert den Westen.
Die Frauenrechtlerin Masih Alinejad stemmt sich bereits seit Jahren gegen das Regime. Wie viele andere organisiert und engagiert sie sich im Exil. 19.12.2022 | 14:09 min
ZDFheute: Frau Alinejad, es wurden mehrere Anschlagspläne der Mullahs gegen Sie bekannt. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie solche Nachrichten hören?
Masih Alinejad: Zunächst war ich schockiert. Doch inzwischen bin ich vor allem wütend, dass die Diktatoren meines Landes Dissidenten ins Visier nehmen können, die weit jenseits ihrer eigenen Grenzen leben. Das ist nicht der erste Versuch, mich umzubringen. Bereits zuvor gab es einen Entführungsversuch. Das iranische Regime plante, mich aus New York nach Venezuela zu entführen - als Zwischenstation - und von dort in den Iran, um mich zu exekutieren.
So etwas geschah bereits mit Menschen wie Ruhollah Zam und Djamshid Sharmahd, einem französischen und einem deutschen Staatsbürger, die hingerichtet wurden. Ich hätte eine von ihnen sein können.
Die Frauenrechtlerin Masih Alinejad organisiert und engagiert sich wie viele andere im Exil. Wir sprechen mit ihr über die Situation der iranischen Opposition im Exil.13.02.2023 | 9:50 min
ZDFheute: Sie sind momentan in Berlin. Wie erleben Sie die deutsche Haltung zur iranischen Frauenbewegung und zu den Protesten im Iran?
Alinejad: Berlin ist die Stadt der Freiheit. Die Berliner Mauer war das Symbol der Unterdrückung. Mit ihrem Fall wurde sie zu einem Symbol der Hoffnung. Die Hidschab-Pflicht im Iran ist wie die Berliner Mauer - wenn wir diese Mauer einreißen, wird die Islamische Republik fallen. Diese Stadt zeigt mir, dass das Unmögliche möglich ist.
Umso schmerzhafter ist es für mich zu sehen, dass dieselbe Stadt diplomatische Beziehungen zu einem Regime pflegt, das Frauen und Dissidenten brutal unterdrückt.
Letztes Jahr zum Beispiel weigerte sich Baerbock, sich mit mir und den mutigen iranischen Frauen, die ihr Augenlicht verloren hatten, zu treffen. Stattdessen lässt sie sich mit dem iranischen Außenminister ablichten.
Vor etwas mehr als einer Woche hat sich im Iran eine Studentin aus Protest öffentlich ausgezogen. Und obwohl das Regime härter durchgreift, kann es die Frauenbewegung nicht zurückdrehen, glaubt Autorin Sahebi. 05.11.2024 | 12:21 min
Quelle: ap
Masih Alinejad ist eine iranisch-amerikanische Journalistin, Autorin und Aktivistin, die sich weltweit für die Rechte iranischer Frauen einsetzt. 1976 im Iran geboren, lebt sie heute in New York im Exil. Sie arbeitete als Parlamentsjournalistin in Teheran, wo sie durch ihre regierungskritischen Berichte zunehmend zur Zielscheibe der Behörden wurde. 2009 musste sie den Iran schließlich verlassen.
International bekannt wurde Alinejad durch ihre Kampagne My Stealthy Freedom, die sie 2014 ins Leben rief, um gegen die staatlich verordnete Verschleierungspflicht im Iran zu protestieren. Diese Kampagne machte Alinejad zu einer der lautstärksten und prominentesten Kritikerinnen der Islamischen Republik Iran. Aufgrund ihrer internationalen Aufmerksamkeit und ihres Einflusses wurde sie 2023 vom Time-Magazin zu einer der Frauen des Jahres gewählt.
Aufgrund ihrer Bekanntheit und ihres Einflusses ist sie selbst zur Zielscheibe des iranischen Regimes geworden, das ihr wiederholt mit Verhaftungen und Morddrohungen gedroht hat. Im Jahr 2021 wurde sogar ein Entführungsplan gegen sie aufgedeckt. Ein Jahr später, im Juli 2022, wurde ein bewaffneter Mann vor ihrer Wohnung festgenommen.
International bekannt wurde Alinejad durch ihre Kampagne My Stealthy Freedom, die sie 2014 ins Leben rief, um gegen die staatlich verordnete Verschleierungspflicht im Iran zu protestieren. Diese Kampagne machte Alinejad zu einer der lautstärksten und prominentesten Kritikerinnen der Islamischen Republik Iran. Aufgrund ihrer internationalen Aufmerksamkeit und ihres Einflusses wurde sie 2023 vom Time-Magazin zu einer der Frauen des Jahres gewählt.
Aufgrund ihrer Bekanntheit und ihres Einflusses ist sie selbst zur Zielscheibe des iranischen Regimes geworden, das ihr wiederholt mit Verhaftungen und Morddrohungen gedroht hat. Im Jahr 2021 wurde sogar ein Entführungsplan gegen sie aufgedeckt. Ein Jahr später, im Juli 2022, wurde ein bewaffneter Mann vor ihrer Wohnung festgenommen.
ZDFheute: Wie bewerten Sie Baerbocks Konzept feministischer Außenpolitik?
Dennoch gibt es Hoffnung: Frau Baerbock hat immerhin die Schließung von drei iranischen Generalkonsulaten veranlasst. Das ist zwar spät, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Zusätzlich fordere ich sie auf, sich dafür einzusetzen, dass die Regime im Iran und in Afghanistan als das bezeichnet werden, was sie sind: Ein Gender-Apartheid-Regime. Im 21. Jahrhundert dürfen Frauen im Iran nicht ihre Haare zeigen und das öffentliche Singen ist für sie verboten. Diese systematische Unterdrückung ist nichts anderes als Gender-Apartheid.
Ein weiterer Schritt wäre es, die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) als Terrororganisation einzustufen - wie es die USA und Kanada bereits getan haben. Denn sie waren es, die zusammen mit der Hamas Frauen vergewaltigten und ihre nackten Körper überall zeigten. Warum? Weil es in der Natur der Revolutionsgarden liegt, Frauen zu vergewaltigen.
ZDFheute: Welche weiteren Maßnahmen sollten die deutsche Regierung und die EU Ihrer Meinung nach ergreifen?
Alinejad: Die EU muss eine klare Haltung gegenüber der Geisel-Diplomatie der Islamischen Republik einnehmen. Dieses Regime nutzt Doppelstaatsbürger als Geiseln, um politische Zugeständnisse von der EU und den USA zu erzwingen. Ohne Konsequenzen wird das iranische Regime weiterhin Menschen festnehmen, foltern und hinrichten.
Der Westen sollte begreifen, dass dies nicht nur ein Problem des Nahen Ostens ist. Extremistische Ideologien der Mullahs, der Hamas und der Hisbollah bleiben nicht auf eine Region beschränkt. Meiner Meinung nach ist diese Ideologie tödlicher als das Coronavirus. Sie wollen den Rest der Welt mit ihrer Ideologie infizieren.
Ein Sprichwort besagt: "Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas." Aber glauben Sie mir, was im Nahen Osten passiert, wird nicht im Nahen Osten bleiben.
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Das Interview führte ZDFheute-Redakteurin Ninve Ermagan.
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