Häusliche Gewalt: Verbreitung, Dunkelziffer, Hilfsangebote

    FAQ

    Hohe Dunkelziffer:Was tun gegen häusliche Gewalt?

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    Die Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland nehmen zu. Was können Außenstehende tun und welche Möglichkeiten gibt es, sich und andere zu schützen?

    Symbolbild: Häusliche Gewalt
    Häusliche Gewalt hat auch im letzten Jahr zugenommen. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Der Anstieg der häuslichen Gewalt in den vergangenen Jahren galt vor allem als Begleiterscheinung der Corona-Krise. Aber auch nach dem Ende der Pandemie scheint sich die negative Entwicklung fortzusetzen.
    Die Zahl der registrierten Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland ist 2023 erneut gestiegen. Besonders Frauen werden insbesondere in der Partnerschaft oder eigenen Familie Opfer schwerer Gewaltdelikte wie Mord, Totschlag oder Körperverletzung.
    Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:

    Was ist häusliche Gewalt?

    Bei häuslicher Gewalt greifen laut der Soziologin Petra Brzank viele Gewaltformen ineinander. Das Ziel: Macht und Kontrolle über eine andere Person zu erlangen und zu festigen. "Dazu zählen körperliche, sexualisierte, psychische, ökonomische und auch soziale Gewalt, also etwa das Isolieren der Frau von Freunden und Familie", sagt Brzank, die an der Hochschule Nordhausen in Thüringen lehrt.
    ARCHIV - 01.07.2023, Berlin: Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht.
    Gewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag.08.03.2024 | 1:46 min
    Das BKA zählt zur häuslichen Gewalt alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt zwischen Menschen, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Sie beschreibt demnach auch Gewalt in Familie oder (Ex-)Partnerschaft, die nicht im gemeinsamen Haushalt geschieht.

    Wo fängt häusliche Gewalt an?

    Häusliche Gewalt beginnt nicht erst mit körperlichen Übergriffen. Es ist vielmehr ein schleichender Prozess, der oft etwa mit Kritik, Eifersucht, Bedrohungen, Beschimpfungen und Kontrolle anfängt, wie Petra Söchting, Leiterin des bundesweiten Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen", erklärt.

    Ganz typisch ist, dass die Situation dann mehr und mehr eskaliert, dass die Grenzverletzungen stärker werden, und es dann irgendwann tatsächlich auch zu massiven körperlichen Übergriffen kommt.

    Petra Söchting, Leiterin des bundesweiten Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen"

    Wie verbreitet ist häusliche Gewalt in Deutschland?

    Im vergangenen Jahr erfasste die Polizei bundesweit rund 256.000 Opfer häuslicher Gewalt, was einer Zunahme um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl sogar um fast 20 Prozent, wie aus dem von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem Bundeskriminalamt vorgestellten Lagebild "Häusliche Gewalt" hervorgeht.
    Kristina Lunz | Geschäftsführerin Centre for Feminist Foreign Policy
    Gewalt gegen Frauen: Problem ist "immens"08.02.2024 | 5:35 min
    Rund 70 Prozent der registrierten Opfer waren weiblich. Zwei Drittel erlitten Gewalt in (Ex-)Partnerschaften, ein Drittel erlitt sie in der Familie.

    Wie hoch wird die Dunkelziffer geschätzt?

    Die Zahlen häuslicher Gewalt dürften weit höher liegen als die Zahlen aus den Auswertungen des Bundeskriminalamtes, die nur die bei der Polizei gemeldeten Fälle enthält. "Dunkelfeld-Studien gehen von 25 Prozent aus", sagt Soziologin Brzank. In den Corona-Jahren habe das Gefährdungspotenzial zugenommen, erklärt auch die Leiterin des Hilfetelefons. Mehr Frauen hätten angerufen, und Rat und Unterstützung gesucht, so Petra Söchting.

    Hilfe bei häuslicher Gewalt




    Was können Außenstehende tun, die häusliche Gewalt bemerken?

    Bemerke man Gewalt oder Aggressionen - ob in der Familie, der Nachbarschaft, bei Freunden oder Bekannten - gilt laut Söchting:

    Es ist wichtig, nicht wegzuschauen.

    Petra Söchting, Leiterin des bundesweiten Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen"

    Man könne versuchen, konkrete Hilfe anzubieten, nach Beratungsmöglichkeiten suchen oder vorschlagen, zu Beratungsstellen mitkommen.
    hausliche Gewalt
    Der aktuelle Lagebericht zur häuslichen Gewalt zeigt, dass die Zahl der Opfer um über 6% angestiegen ist. Dabei sind die Opfer meistens weiblich.07.06.2024 | 1:36 min

    Wie kann man Kinder am besten schützen?

    "Kinder erleben die Gewalt mit, sie sehen und hören ja, was passiert", sagt Söchting. Auch wenn sie nicht selbst Gewalt erlebten, seien sie immer Mitbetroffene. Wichtig sei, den Kinderschutz im Blick zu behalten und Unterstützungsangebote zu finden.
    Kinder, Jugendliche und Eltern können auch anonym und kostenlos unter dem Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer", anrufen. Die Nummer lautet 116 111.

    Getötete Frauen in Österreich
    :Aktivisten: Femizide "strukturelles Problem"

    Hunderte Frauen und Männer stehen vor einem S-Bahnhof in Wien. Ab und zu drängt ein Schluchzen aus der Menge. Aktivistinnen sehen ein strukturelles Problem in Österreich.
    Lale Ohlrogge, Wien
    Bei einer Demonstration gegen Gewalt an Frauen hält eine Teilnehmerin ein Plakat mit der Aufschrift «Femizide stoppen»
    mit Video
    Quelle: dpa, ZDF

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