Crossdressing in der Wehrmacht: Soldaten in Frauenkleidung

    Schnappschüsse im Krieg:Soldaten, die in Frauenkleidern posieren

    von Sebastian Scherrer
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    Wehrmachtssoldaten, die kostümiert und geschminkt sind: Private Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg bieten einen anderen Blick auf den Kriegsalltag. Der nicht zur NS-Ideologie passte.

    Ein Soldat aus der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs posiert in erbeuteten Kleidern vor einer Hakenkreuzflagge.
    Ein geschminkter und kostümierter Soldat der Wehrmacht posiert für die Kamera. Im Hintergrund: eine gigantische Hakenkreuzfahne.
    Quelle: Martin Dammann

    Die Bilder scheinen wie aus einer anderen Welt: Soldaten der Wehrmacht, kostümiert in erbeuteten Kleidern, kokettieren mit geschminkten Gesichtern für die Kamera. Im Hintergrund: eine gigantische Hakenkreuzfahne. Oder auch zu sehen: zwei eng umschlungene Kameraden, in Uniform, sie küssen sich auf den Mund.
    Die Fotos stammen aus privaten Fotoalben von Wehrmachtssoldaten, gefunden vom Künstler Martin Dammann auf Flohmärkten, Militaria-Börsen und in Archiven. Es handelt sich um Aufnahmen, die von den Armeeangehörigen selbst während des Krieges gemacht wurden.
    Montage: Nelly Mousset-Vos und Nadine Hwang stehen Arm in Arm nebeneinander. Im Hintergrund ist auf einer Seite ein Foto von Zwangsarbeiterinnen des KZ Ravensbrück und auf der anderen eine Abbildung der Gefangenenkennzeichen.
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    Im Zweiten Weltkrieg erstmals private Kameras dabei

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    Crossdressing ist das Anziehen von Kleidung und Accessoires, die üblicherweise einem anderen Geschlecht zugeordnet sind. Das Phänomen kommt in vielen Kulturen und Epochen vor. Die Motive für das Crossdressing sind vielfältig. Mit einer medizinischen Geschlechtsangleichung steht Crossdressing meist nicht in Verbindung.

    Maria Holzgrewe vor der Gedenktafel im Rosengarten der Gedenkstätte "Bullenhuser Damm" in Hamburg.
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    Fotos zeigen Intimität und Sehnsucht im Kriegsalltag

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    Ein Fotoalbum zeigt Wehrmachtssoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, die teilweise Frauenkleidung tragen.
    Private Fotos von Wehrmachtssoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg zeigen Geschichten, die nicht zur NS-Ideologie passten.
    Quelle: Martin Dammann

    Martin Dammann sieht darin eine Reaktion auf die enorme Spannung, die das Regime selbst erzeugte: Die Förderung von Kameradschaft war ein fundamentaler Bestandteil der militärischen Disziplin. Das schuf eine intime Männerwelt, in der zwischenmenschliche Nähe nicht nur erlaubt war, sondern verordnet wurde. Doch genau diese Vertrautheit brachte die Männer in einen Graubereich, in dem sich die rigide Sexualmoral der NS-Ideologie auflöste.

    Diese Männer sollten sich verbinden, sie sollten miteinander kämpfen. Sie sollten eine starke Bindung haben, um besser kämpfen zu können.

    Martin Dammann, Künstler

    Das sei bis hin zur Liebe zwischen Männern gegangen, erklärt Dammann. "Aber eben nicht bis zur Sexualität."
    Transfrau Liddy Bacroff im Vordergrund. Im Hintergrund links Gefangene im Konzentrationslager Sachsenhausen; rechts eine Tafel mit KZ-Kennzeichen.
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    Verborgene Seite des Zweiten Weltkriegs

    Die Trennung von der Heimat und die ständige Todesgefahr schufen Bedingungen, in denen die Grenzen, die im zivilen Leben klar gezogen waren, überschritten wurden. Die Wehrmachtsführung tolerierte solche Ausbrüche, solange sie die Moral nicht untergruben oder die militärische Ordnung gefährdeten.
    Die Bilder aus Martin Dammanns Sammlung bleiben besonders im Gedächtnis. Sie sind mehr als historische Kuriositäten. Stattdessen beleuchten sie eine verborgene Seite des Zweiten Weltkriegs. Sie zeigen eine sehnsüchtige, menschliche Seite in Hitlers Täterarmee und werfen grundlegende Fragen auf: nach Macht, Identität und den Grenzen totalitärer Ideologie.

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