Erdüberlastungstag: Mahnung an die Grenzen unseres Planeten

    Erdüberlastungstag:Mahnung an die Grenzen unseres Planeten

    von Birgit Hermes
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    Die Menschheit lebt immer mehr über ihre ökologischen Verhältnisse. Der Tag, an dem die natürlichen Ressourcen für das ganze Jahr aufgebraucht sind, ist etwas früher erreicht.

    Erdüberlastungstag: Ein Industriepark in Houston, Texas
    Würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchten sie 5,1 Erden.
    Quelle: afp

    Ab diesem Donnerstag lebt die Menschheit rein rechnerisch ökologisch auf Pump. Sie nutzt also mehr Ressourcen, als der Planet in einem Jahr regenerieren kann. Der Tag der Erdüberlastung oder "Earth Overshoot Day" soll dazu ermahnen, nachhaltiger zu leben und zu produzieren. Die Idee des Erdüberlastungstags entwickelte das Global Footprint Network - die Non-Profit-Organisation macht sich für mehr Nachhaltigkeit stark.
    Globaler Erdüberlastungstag 2024
    Wie kann man nachhaltiger mit Ressourcen umgehen? ZDF-Umweltredakteur Mark Hugo im Gespräch.31.07.2024 | 6:21 min

    Schon jetzt bräuchten wir 1,7 Erden

    Der Erdüberlastungstag "wanderte" seit Beginn der 1970er Jahre von Dezember immer weiter zurück ins Jahr und liegt seit etwa 2010 im August - im vergangenen Jahr war der "Earth Overshoot Day" am 2. August erreicht.

    Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch rund 1,7 Planeten. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären gar drei Erden nötig."

    Umweltorganisation Germanwatch

    "Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,4 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA, bräuchten sie 5,1 Erden", schreibt die Umweltorganisation Germanwatch auf ihrer Seite.
    Grafik zum Erdüberlastungstag: Natürliche Resourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht
    Quelle: ZDF/Footprint Network

    Wie wird der Erdüberlastungstag berechnet?

    Der Berechnung des Erdüberlastungstags liegt der sogenannte ökologische Fußabdruck zugrunde. Das ist eine Maßzahl, die den Verbrauch natürlicher Ressourcen durch den Menschen einerseits und die Kapazität der Erde zur Regeneration dieser Ressourcen andererseits miteinander vergleicht. In die Berechnung, die auf UN-Daten beruht, fließt der Bedarf an Ackerland, Wald und Fischgründen, die Versiegelung von Flächen und die CO2-Emissionen ein - im Verhältnis zur Landesfläche.
    Ein früheres Datum bedeutet, dass die Menschheit immer schneller mehr Ressourcen verbraucht, als die Erde bereitstellen kann.
    Grafik zum Erdüberlastungstag:: Wie viele Erden wir bräuchten, wenn alle Menschen leben würden wie in ...
    Quelle: ZDF/National Footprint Biocapacity Accounts

    Was sind die Ursachen und Folgen des Ressourcenverbrauchs?

    Die wachsende Weltbevölkerung und der zunehmende Lebensstandard führen zu einem höheren Ressourcenverbrauch etwa von Energie, Wasser, Land und Rohstoffen. Umweltschädliche Praktiken, wie die industrielle Landwirtschaft, die viele Pestizide und Düngemittel einsetzt, großflächiges Abholzen, das Überfischen der Meere und die starke Nutzung von fossilen Brennstoffen belasten die Umwelt und tragen dazu bei, dass sich die natürlichen Ressourcen schneller erschöpfen. Die Folgen: der Verlust von Lebensraum, Tier- und Pflanzenarten.
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    Mahnung zu mehr Nachhaltigkeit

    Das Global Footprint Network und andere Umweltorganisationen mahnen deshalb zu mehr Nachhaltigkeit. Dazu gehöre der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, um CO2-Emissionen zu reduzieren.
    Außerdem müsse die Landwirtschaft ökologischer und die Fischerei ressourcenschonender werden. Abfall müsse minimiert, das Recycling und die Entwicklung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gefördert werden, um den Ressourcenverbrauch zu senken. Auch jeder Einzelne könne seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern, etwa durch einen verminderten Fleischkonsum und die Nutzung umweltschonender Transportmittel.
    In erster Linie ist der Erdüberlastungstag eine Mahnung, um die Menschen zu mobilisieren und daran zu erinnern, dass ihr gegenwärtiger Lebensstil nicht nachhaltig ist.
    Birgit Hermes ist Redakteurin in der ZDF-Umweltredaktion.

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