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Energiewende in Gefahr:Wie Windkraftgegner die Industrie ausbremsen
von Julian Schmidt-Farrent und Elisa Miebach
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Der Chemiekonzern Wacker steht unter Druck – wegen einer fragwürdigen Bürgerinitiative. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will die Situation retten. Nur: Wie?
Quelle: dpa/Nicolas Armer
Es sieht aus wie glänzende Grillkohle, ist aber die Zukunft der grünen Energie: Polysilizium heißen die schwarzen Brocken, die der Chemiekonzern Wacker für die Halbleiterindustrie auf der ganzen Welt produziert. Ein Teil der Energie dafür sollte künftig von 40 Windrädern im nahen Wald kommen - stattdessen kam der Protest.
Die angrenzenden Kommunen stimmten ursprünglich zu, doch die Gemeinde Mehring in Bayern zog ihr 'Ja' bereits zurück. Und es könnten weitere folgen. Die Windkraftgegner feiern: Sie hatten die Bürgerabstimmung in Mehring losgetreten, ein Viertel der Windparkfläche flog aus den Plänen.
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Dubiose Windkraftgegner-Netzwerke
Ein lokaler AfD-Politiker hatte die Initiative Gegenwind Altötting vor mehr als einem Jahr gegründet. Die Gruppe lud mehrfach Größen der Windkraftgegner-Szene nach Altötting. So sprach unter anderem Detlef Ahlborn, Co-Vorsitzender der Anti-Windkraft-Initiative Vernunftkraft, gleich zweimal im Landkreis.
Die Bürger vor Ort befürchten nun Gesundheitsschäden durch den Infraschall der Windräder. Eine Sorge, die auch Vernunftkraft auf der eigenen Website schürt. "Wir haben überhaupt kein Organ, das diese Druckvariationen detektieren kann", erwidert Stefan Holzheu, Umweltwissenschaftler Universität Bayreuth. Allein, wenn im Haus eine Tür geöffnet werde, spürten Bewohner eine höhere Druckwelle als durch ein Windrad vor dem Haus.
Trotzdem verfangen die Argumente der Windkraftgegner. Vordergründig geht es ihnen nur um den Wald, in ihrer Telegram-Gruppe stellen sie hingegen oft die Energiewende infrage. Und der Klimawandel? "Ich bin nicht der liebe Gott. Ich weiß nicht, ob das menschengemacht ist", antwortet ein Sprecher von Gegenwind Altötting im Gespräch mit ZDFheute.
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Klimaschutz vs. Naturschutz?
Viele Bürger lehnen die Gruppe ab, teilen aber die Sorge um ihren Wald. Der Öttinger Forst dient als Naherholungsgebiet in der Industriegegend. Und die Initiative warnt: Die Windräder könnten den Wald zerstören.
Unsinn, glaubt indes der BUND Naturschutz. Der Wald sterbe wegen des Klimawandels - daher brauche man die Windräder als Teil der Energiewende. An anderer Stelle soll dafür wiederaufgeforstet werden. Ein Windrad auf freier Fläche sei zwar wünschenswerter, allerdings zwinge die Siedlungsstruktur im Landkreis zum Plan im Wald.
Der Grund: Im Forst gelten die strengen bayerischen Abstandsregeln für Windräder nicht, außerdem liegt das Gebiet in Staatshand. So spart sich Bayern die umständlichen Verhandlungen mit privaten Grundstücksbesitzern - und schließt bei der Windkraft auf. Scheinbar einfach.
Aiwanger wirbt für das Projekt
"Die haben das schlichtweg verschlafen", kritisiert Mehrings Bürgermeister Robert Buchner von den Freien Wählern. Die Landesregierung habe es versäumt, neutrale Informationen in den Landkreis zu bringen - und so den Windkraftgegnern freie Bahn gelassen.
Auch das beteiligte Windkraft-Unternehmen Qair erklärt auf ZDFheute-Nachfrage, dass die Staatsregierung zu inaktiv war. Hat Bayern zu wenig kommuniziert?
Aiwanger wirbt inzwischen offensiv vor Ort für das Projekt - und Gegenwind Altötting sammelt Unterschriften für weitere Bürgerbegehren. Eine weiteres folgt im Sommer.
Wirtschaftsstandort in Gefahr
Auf dem Spiel steht dabei auch der Wirtschaftsstandort Altötting. Man wolle die Arbeitsplätze vor Ort erhalten, erklärt Chemiekonzern Wacker auf Nachfrage. Klar sei aber auch: Die Investitionen der Zukunft hingen auch mit der Energieversorgung zusammen.
Dialog soll es richten. Und Geld. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und die Windpark-Firma Qair wollen die Anwohner an dem Windpark beteiligen - so hoffen sie, den Wind zu drehen.
Julian Schmidt-Farrent und Elisa Miebach sind Reporter im ZDF-Landesstudio Bayern
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