Wolfram Weimer: Kritik am designierten Kulturstaatsminister
Konservativer Verleger:Kritik an Weimer als Kulturstaatsminister
von Henriette de Maizière
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Überraschend soll der Verleger Wolfram Weimer Kulturstaatsminister werden, er tritt die Nachfolge der Grünen-Politikerin Claudia Roth an. Die Personalie ist umstritten.
Der Journalist und Medienunternehmer Wolfram Weimer soll Staatsminister für Kultur und Medien der künftigen Bundesregierung werden.28.04.2025 | 10:36 min
Wolfram Weimer soll neuer Kulturstaatsminister werden, denn er könne beides, "Medien und Kultur", sagt CDU-Chef Friedrich Merz. Das Amt ist im Bundeskanzleramt angesiedelt, besitzt aber nicht den Rang eines Ministerpostens. Und doch ist es für das kulturelle Selbstverständnis Deutschlands wichtig.
Weimer gilt als rechtskonservativer und durchaus erfolgreicher Publizist. Er ist Gründer des Magazins "Cicero" und war Chefredakteur der "Welt", der "Berliner Morgenpost" und des "Focus". Seit 2021 veröffentlicht er mit der Weimer Media Group verschiedene Magazine wie "Business Punk" oder "The European".
Im Kulturbetrieb sorgt die Personalie nun für Kritik. Schauspieler Ulrich Matthes, der von 2019 bis 2022 Präsident der Deutschen Filmakademie war, sagt der 3sat-Sendung "Kulturzeit":
Wolfram Weimer ist ein stramm konservativer, wirtschaftsliberaler Medienmensch. Er hat ein Sendungsbewusstsein, um nicht zu sagen, er ist ein Ideologe.
Schauspieler Paul-Maximilian Pira hält Wolfram Weimer für ungeeignet als Kulturstaatsminister und hat eine Petition gestartet - über 18.000 Menschen haben bereits unterzeichnet.30.04.2025 | 4:45 min
Was Kulturvertreter kritisieren
Vor allem Letzteres disqualifiziere ihn für das Amt des Kulturstaatsministers, so Matthes. Seine wirtschaftsliberalen Theorien führten möglicherweise dazu, dass er das Subventionssystem in der Hochkultur reduzieren oder gar abschaffen werde.
Der Filmkritiker und Filmemacher Rüdiger Suchsland sagt der "Kulturzeit", Weimer hätte politischen Gestaltungswillen, aber:
Der Mann hat kulturpolitisch eigentlich überhaupt keine Erfahrung.
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Rüdiger Suchsland, Filmkritiker und Filmemacher
Weimer sei politisch kaum in Erscheinung getreten, außer manchmal durch schrille Kommentare von Rechtsaußen und durch erzkonservative Ansichten. Er sei vor allem ein Golfkumpel von CDU-Chef Merz, was an die Kabinettsbesetzungen von US-Präsident Donald Trump erinnere.
CDU und CSU haben die Besetzungen der zehn Unions-Ministerien bekannt gegeben. Über das neue Kabinett berichtet ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann aus Berlin.28.04.2025 | 2:13 min
Grünen-Chefin fürchtet "Deutschtümelei"
Als Autor veröffentlichte Weimer 2018 "Das Konservative Manifest - 10 Gebote der Neuen Bürgerlichkeit" und irritiert darin mit Gedanken zur "Fortdauer des eigenen Blutes" und der "biologischen Selbstaufgabe" Europas.
Der Mitherausgeber der konservativen "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ"), Jürgen Kaube, schreibt zu Weimers Ernennung:
Sein Begriff von Kultur und sein Geschichtsverständnis weisen darauf hin, dass er der falsche Mann am falschen Platz wäre. Um es gelinde zu sagen.
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Jürgen Kaube, Mitherausgeber der "FAZ"
Grünen-Chefin Franziska Brantner schreibt auf X: "Das riecht nach Kulturpolitik aus der Schreibmaschine". Sie fürchtet "kleinliche Deutschtümelei".
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Lobbycontrol sieht Interessenkonflikt
Kritik kommt auch von der Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol:
Als Chef seiner Weimer Media Group hat Weimer selbst handfeste Interessen in dem Bereich.
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Christina Deckwirth, Lobbycontrol
Lobbycontrol kritisiert, Weimer habe den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frage gestellt. "Es ist zweifelhaft, ob sich dieser Interessenkonflikt ausräumen lässt, und damit auch, ob Weimer für diese Position geeignet ist", so Lobbycontrol.
Zwar gab Weimer inzwischen bekannt, aus der Media Group auszusteigen und seine Beteiligungen an seine Frau abzugeben. Lobbycontrol sieht den Interessenkonflikt damit aber nicht gelöst.
Weimer soll Amt am 6. Mai antreten
Der Präsident der Akademie der Künste, Manos Tsangaris, fürchtet nicht unbedingt ideologische oder politische Beeinflussung des Kulturbetriebes. Er wünsche sich aber, dass Weimer sich bewusst sei, dass "wir in der nächsten Zeit, in den nächsten Jahren starke demokratieorientierte Institutionen benötigen."
Weimer selbst will sich erst nach seinem Amtsantritt äußern, was er als Kulturstaatsminister vorhat. Im "Stern" weist er den Vorwurf des Rechtskonservatismus zurück:
Ich bin Kulturverfechter, nicht Kulturkämpfer. Gegen die AfD und die üblen Umtriebe des Rechtspopulismus schreibe ich seit Jahren an.
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