Von Lucke: "Kampf zweier schwacher Kandidaten"

    Interview

    Politikwissenschaftler im ZDF:Von Lucke: "Kampf zweier schwacher Kandidaten"

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    Das Rennen ums Kanzleramt wird laut Politologe Von Lucke von schwachen Kandidaten bestimmt. Ein Merz-Sieg sei nicht sicher, eine Aufholjagd von Scholz aber nicht wahrscheinlich.

    Wahlkampf: Merz als Kanzler nicht gesichert
    "Bisher ist die große Hoffnung der SPD, Merz aus der Defensive zu locken", so Albrecht von Lucke, Politikwissenschaftler, Merz sei in der Lage "etwas rauszuhauen, was dann ein großes Problem werden kann".08.01.2025 | 5:32 min
    46 Tage sind es noch bis zur Bundestagswahl, der Schlagabtausch zwischen den Kandidaten wird härter. Jeden Tag komme es zu einer neuen Überraschung, sagte der Politikwissenschaftler und Publizist Albrecht von Lucke im ZDF-Morgenmagazin.
    Dass Russland Deutschland als Feind begreife und mit Donald Trump in Kürze ein weiterer Disruptor auf die politische Bühne treten werde, führe zu einem "Wahlkampf ganz eigener Art". Für Friedrich Merz sieht Von Lucke die Kanzlerschaft keinesfalls bereits als ausgemacht.
    Sehen Sie das Interview oben im Video in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagte Von Lucke...

    ... über die Chancen von Friedrich Merz auf eine Kanzlerschaft:

    Den Zahlen entsprechend könne Merz sicher sein, dass er Kanzler werde, sagte Von Lucke. Allerdings gebe es ein Aber:

    Er kann es vielleicht nicht, was seine eigene Impulskontrolle anbelangt.

    Die große Hoffnung der SPD sei es, Merz noch aus der Defensive zu locken, der sich bisher zurückhalte, während Markus Söder mit seiner Law-and-Order-Politik Merz "ein Stück weit vor sich her" treibe.
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    Das müsse jedoch nicht so bleiben, prognostizierte Von Lucke: "Merz ist in der Lage, etwas rauszuhauen, was dann ein großes Problem werden kann." Hinzu komme, dass die Migrationsdebatte im Wahlkampf der Union nicht nur nutze, sondern ebenso der AfD die Bälle zuspiele.

    ... über eine mögliche Aufholjagd von Olaf Scholz:

    Eine solche hält Von Lucke für unwahrscheinlich. Die Voraussetzungen seien anders als im Wahlkampf 2021, als die SPD kurz vor der Bundestagswahl noch um rund zehn Prozentpunkte zulegen konnte, während die Union an Zustimmung einbüßte.
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    Scholz sei nicht der starke Kanzler, als der er sich damals präsentierte:

    Wir kennen mittlerweile Olaf Scholz, das große Führungsversprechen ist durch die Agenda der Ampel-Koalition völlig desaströs widerlegt worden.

    Damals habe Scholz von den Fehlern der anderen Kandidaten profitiert. "Es haben eher Laschet und Barbock die Wahl verloren, als dass Scholz sie gewonnen hätte." Jetzt sei "der Lack ab von diesem Kanzler". Insofern sei es gegenwärtig ein "Kampf zweier schwacher Kandidaten. Denn Friedrich Merz hat ja auch keine guten Werte".
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    ... über Parallelen zur politischen Lage in Österreich und die Brandmauer zur AfD:

    Über der Bundestagswahl am 23. Februar schwebt laut Von Lucke eine große Frage: "Kommen wir in Deutschland anders als in Österreich (...) zu klaren Verhältnissen der Koalitionsbildung?" Dafür entscheidend sei, ob es für eine Große Koalition reiche - der laut Von Lucke absehbar einzigen möglichen Lösung.
    Andernfalls gebe es in Deutschland unklare Verhältnisse "und damit auch die Option eines österreichischen Desasters, bei dem man nicht weiß, wo es hingeht", so der Politikwissenschaftler.
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    Die Brandmauer zur AfD werde allerdings auch in diesem Fall halten, ist Von Lucke überzeugt.

    Gegenwärtig kann keine Partei es sich leisten, mit einer AfD, die so putin-freundlich ist, überhaupt nur Gespräche zu führen auf Bundesebene. Das würde jede Partei ins Aus schießen.

    Die Frage sei, ob es für eine Koalition reiche, die in den nächsten vier Jahren Ruhe und Stabilität über die Bühne bringe. "Andernfalls haben wir jetzt schon Schwierigkeiten", so Von Lucke. "Sonst wird auf jeden Fall 2029 ein entscheidendes Jahr werden."
    Das Interview führte ZDF-Moderator Andreas Wunn. Zusammengefasst hat es Anja Engelke.

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    Quelle: ZDF

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