Arbeitszeit: Was für und gegen die Vier-Tage-Woche spricht

    Zukunft der Arbeit:Was für und gegen die Vier-Tage-Woche spricht

    von Philipp Dietrich
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    Ist die Vier-Tage-Woche in Deutschland sinnvoll? Für die Linke Grosse-Röthig ist sie die "Arbeitswelt von morgen". FDP-Politiker Vogel sieht das im Moma-Duell anders.

    moma duell
    Ist eine generelle 4-Tage-Woche möglich? Darüber diskutieren Ulrike Grosse-Röthig, Linke-Vorsitzende in Thüringen und der stellvertretender FDP-Vorsitzende Johannes Vogel.04.04.2024 | 11:55 min
    Vier Tage arbeiten, aber für fünf bezahlt werden. Ist das die Zukunft? Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung wollen 81 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Vier-Tage-Woche. Lässt sich mit weniger Arbeitszeit mehr Wohlstand erreichen und sogar der Fachkräftemangel eindämmen?
    Darüber debattieren Ulrike Grosse-Röthig, Co-Vorsitzende der Linken in Thüringen und Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP im ZDF-Moma-Duell.



    Unrealistisch oder die Zukunft der Arbeitswelt?

    Für Vogel "wird es nicht funktionieren, wenn wir mehr Wohlstand und Aufstiegschancen haben wollen, dass wir alle weniger arbeiten fürs gleiche Geld". Er hält das für unrealistisch, fordert aber "mehr Flexibilität und Selbstbestimmung". Generell meint er, die Idee, "alle arbeiten weniger und wir haben trotzdem dasselbe Einkommen und den selben Wohlstand, das klappt nicht".
    Arbeiterin am Fließband in der Autoproduktion.
    Für welche Branchen ist das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche geeignet?15.05.2023 | 4:33 min
    Grosse-Röthig dagegen sieht für die Arbeitswelt der Zukunft große Veränderungen. Sie glaubt:

    Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass die Vier-Tage-Woche keinen Profit für die Unternehmen bringt.

    Ulrike Grosse-Röthig, Die Linke

    Die Unternehmen mit Vier-Tage-Woche in Thüringen hätten "keinen Fachkräftemangel mehr, die haben zufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die haben höhere Produktivität, die konnten ihre Umsätze steigern", sagt die Linken-Politikerin. Für sie ist "die Arbeitswelt von morgen die Vier-Tage-Woche", es sei nur die Frage, wie der Weg dorthin verlaufen soll.

    1. Die üblichen 40 Regelstunden werden auf vier Tage umverteilt, sodass unter dem Strich vier 10-Stunden-Arbeitstage stehen.
    2. Flexibler 100-80-100-Ansatz: 80 Prozent der bisherigen Arbeitszeit bei 100 Prozent des Gehalts, hundertprozentige Produktivität wird erwartet.
    3. Vier Tage arbeiten bei reduzierter Wochenarbeitszeit und weniger Gehalt.

    In Deutschland läuft seit dem 1. Februar 2024 die bisher größte heimische Pilotstudie "Intraprenör" zur Vier-Tage-Woche - an ihr nehmen knapp 50 Unternehmen teil. Wissenschaftlich begleitet wird das Experiment von der Universität Münster.

    Vogel: Brauchen realistischen Blick auf die Produktivität

    Vogel möchte vor allem das Arbeitsrecht flexibilisieren:

    Unser Arbeitszeitgesetz ist im internationalen Vergleich total unflexibel.

    Johannes Vogel, FDP

    Es sei "gar nicht erlaubt, dass Menschen selbstbestimmt entscheiden, wie sie arbeiten." Ein weiterer wichtiger Punkt ist für ihn der realistische Blick auf die Produktivität: "Ein Fünftel, also 20 Prozent mehr Produktivität auf einen Schlag, das klappt nicht", sagt Vogel. Es sei zudem "nicht Aufgabe der Politik", über die Vier-Tage-Woche zu entscheiden, "sondern das sollten die Tarifpartner machen".

    Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf laut Arbeitszeitgesetz (ArbZG) acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.

    Grosse-Röthig fordert "lebensphasenorientierte Arbeitszeit"

    Grosse-Röthig möchte, dass die Politik hier Rahmen setzt: "Es geht nicht darum, den Menschen etwas aufzustülpen, sondern es geht darum, die Möglichkeit zu schaffen." Sie sieht weitere Arbeitszeitmodelle wie die "lebensphasenorientierte Arbeitszeit".
    Marvin Walker (l), Mechantroniker im dritten Ausbildungsjahr, zeigt im Hydraulikkabinett Hugo Seidel an einer Versuchswand Aufgaben aus seiner Ausbildung
    Zufriedenere Beschäftigte und weniger Fachkräftemangel - das soll die Vier-Tage-Woche bringen, so deren Befürworter. Die Industrie sieht dabei ihre Produktivität in Gefahr.16.05.2023 | 6:27 min
    Unternehmen in ihrer Heimat Thüringen berichten nach ihren Worten, dass eine 20-Prozent-Steigerung der Produktivität mit der Vier-Tage-Woche möglich sei. Vogel freut sich über die "neue" Flexibilität der Linken, er nimmt "gerne das Angebot heute an, dass die Linke mit mir plötzlich für die Modernisierung des Rechtes ist."
    Die Frage, ob der Staat Unternehmen finanziell bei der Einführung der Vier-Tage-Woche unterstützen soll, beantworten die beiden Gäste des Moma-Duells im ZDF-Morgenmagazin erwartbar unterschiedlich. Die Politikerin der Linken hätte nichts dagegen und argumentiert mit positiven Beispielen aus Spanien. Für FDP-Mann Vogel bleibt staatliche Unterstützung ein Zeichen dafür, dass es am Markt eben nicht funktioniert.




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