Freizeit wichtiger als Geld:Gewerkschaften setzen Prioritäten neu
von Jan Meier
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Bei den Tarifgesprächen für über 2,6 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen liegt die Forderung nach drei freien Tagen mehr im Jahr auf dem Tisch.
Streiken bis sich etwas ändert - in der Tarifauseinandersetzung für den öffentlichen Dienst setzt sich Verdi für mehr freie Tage ein.17.02.2025 | 0:23 min
"Zeit ist durch Geld nicht aufzuwiegen", ist Daniel Krüger von der Berliner Stadtreinigung überzeugt. Sein Kollege Frank Walsch berichtet: "Unsere Leute sind draußen unterwegs bei Wind und Wetter, auch wenn die Mülltonne zugefroren oder die Straße voll ist. Sie brauchen auch einfach mal ruhige Zeit und einen freien Tag."
Die Erwartungen der beiden Mitarbeiter spiegeln sich in den Forderungen von Ver.di und Deutschem Beamtenbund wider, sie wollen drei zusätzliche freie Tage durchsetzen, für Gewerkschaftsmitglieder sogar vier, um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen.
Die Tarifgespräche des öffentlichen Dienstes laufen. Die Kommunen schauen mit Sorgen darauf und befürchten zusätzliche Belastungen. Frank Bethmann berichtet.17.02.2025 | 1:02 min
Was fordert Verdi für den öffentlichen Dienst?
Carlos Seefeld, Vertrauensmann von ver.di in der Berliner Stadtreinigung, will aber auch eine saftige Lohnerhöhung: "Wer heute in den Lebensmittelmarkt geht, wer heute Strom- und Energiepreise bezahlt, der weiß selber, dass es gerade da die Lohnbeschäftigten besonders trifft. Die Gewerkschaften fordern deshalb acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich.
Die ersten Gespräche im Januar in Potsdam endeten ergebnislos. Die Arbeitnehmerseite verlangt nun einen Vorschlag der Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde. Bei den letzten Gesprächen vor zwei Jahren hatte Bundesinnenministerin Faeser ein solches Angebot vorgelegt, das die Gewerkschaften jedoch umgehend ablehnten. Beschleunigt hatte das die Auseinandersetzungen nicht. Erst nach einer dritten Verhandlungsrunde und einer Schlichtung einigte man sich.
Der Beamtenbund dbb fordert mehr Geld. Schon jetzt seien 570.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Der Staat müsse als Arbeitgeber wieder attraktiver werden.06.01.2025 | 1:38 min
Die Warnstreiks gehen weiter
Warnstreiks in ganz Deutschland zeigen Entschlossenheit. Auch wenn einige Demonstrationen abgesagt wurden nach dem mutmaßlichen Anschlag am Donnerstag in München, bei dem ein Auto in einen Demonstrationszug von ver.di raste und 36 Menschen verletzte.
Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Karin Welge, kritisiert die Warnstreiks als "unverhältnismäßig", verweist auf die angespannte Finanzlage vieler Kommunen. "Wir müssen die Interessen ausgleichen zwischen den vielen Anforderungen der Bürger an uns, nach mehr Personal in den Kitas anstatt Lohnerhöhungen, wir müssen Straßen reparieren und Schulen renovieren."
Am heutigen Dienstag legen Warnstreiks im Öffentlichen Dienst viele kommunale Verkehrsbetriebe lahm. Die Gewerkschaft Verdi will unter anderem acht Prozent mehr Lohn durchsetzen.11.02.2025 | 0:21 min
Faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen
Ver.di-Chef Frank Werneke weist das Argument leerer Kassen zurück: "Wir werden nicht tarifpolitisch krasse Fehlentscheidungen der Politik ausbaden. Es ist wirklich anzuklagen, dass der Bund die Kommunen sträflich im Stich lässt. Wenn ich mir anschaue, die großen Kosten für Migration und Integration, wo der Bund die Kommunen nicht ausreichend unterstützt, wir haben einen ungelösten Investitionsstau von 180 Milliarden Euro in den Kommunen, das Diktat der Schuldenbremse schlägt da vollkommen durch. Das alles sind politische Fehlentwicklungen, die wir kritisieren, aber die wir nicht ausbaden werden.
Muss Deutschland mehr Geld ausgeben, um Straßen und Schulen zu sanieren? Auch auf Pump? ZDF-Korrespondentin Britta Spiekermann erklärt, was dafür spricht. Und was dagegen.26.11.2024 | 1:33 min
Der Gewerkschaftschef weiß die Beschäftigten hinter sich, etwa Anja Vogt, Intensivkrankenschwester in Berlin: "Ich erlebe eigentlich keine Schicht bei mir, die nicht unterbesetzt ist, wo Personal fehlt, wo ich wirklich hart arbeiten muss und ich erwarte, mehr Geld in dieses System zu bringen und Arbeitsbedingungen zu verbessern" Ver.di-Mitglied Anna Reppin arbeitet in der Bundespolizei und will Verbesserungen vor allem für die Beschäftigten in den unteren Lohngruppen: "Wir haben Köche, Wächter, Kollegen in den Werkstätten, die müssen tatsächlich auch auf Nebenjobs ausweichen, um ihre Kosten decken zu können.
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben wird wieder gestreikt. Auch in weiteren Bundesländern gibt es Warnstreiks, betroffen sind beispielsweise Ämter, Stadtwerke und der Nahverkehr.10.02.2025 | 0:23 min
Bisher waren die Streiks begrenzt. Sollte in Potsdam kein Fortschritt erreicht werden, droht eine Ausweitung. Ausgerechnet kurz vor und nach der Bundestagswahl könnten die Gewerkschaften den öffentlichen Nah- und den Flugverkehr in Deutschland massiv stören.
Im Tarifkonflikt im öffentlichen Nahverkehr kündigt Verdi Streiks an. Ab nächster Woche sollen Beschäftigte in mehreren Bundesländern die Arbeit niederlegen.
FAQ
Jan Meier ist Reporter im ZDF-Landesstudio Brandenburg.
Quelle: dpa
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