Ökonomen befürchten negative Folgen durch AfD-Erfolge
Fachkräftemangel und Insolvenzen:Ökonomen befürchten Schäden nach AfD-Erfolgen
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Mehrere hochrangige Wirtschaftsexperten haben sich besorgt über die Wahlerfolge der AfD geäußert. Sie befürchten eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels.
Vor den Landtagswahlen im Osten positionieren sich immer mehr Unternehmen gegen eine Regierungsbeteiligung der AfD. Viele befürchten Schäden für den Wohlstand in Deutschland.29.08.2024 | 1:36 min
Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, befürchtet nach den Wahlerfolgen der AfD in Sachsen und Thüringen negative wirtschaftliche Folgen für Deutschland und insbesondere die ostdeutschen Bundesländer. Vor allem bei Neuinvestitionen mit flexiblem Standort würden Unternehmen statt Ostdeutschland "eher andere Bundesländer ins Auge fassen", sagte Fuest im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
Die AfD-Erfolge könnten Fuest zufolge auch den Fachkräftemängel in Deutschland verschärfen.
Generell muss man davon ausgehen, dass Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund durch den Wahlerfolg der AfD eher abgeschreckt werden.
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Clemens Fuest, Institut für Wirtschaftsforschung
Mit Blick auf Branchen wie das Gesundheitswesen sagte Fuest: "Dort könnten Versorgungsengpässe häufiger werden."
Immer mehr Unternehmen in Deutschland beziehen Stellung gegen Rechtsextremismus. Spätestens seit AfD-Chefin Weidel sich für einen Austritt Deutschlands aus der EU ausgesprochen hat.03.02.2024 | 5:10 min
Die Suche nach Arbeitskräften wird schwerer
Nach den Erfolgen von AfD und BSW bei den Landtagswahlen hatten bereits mehrere Wirtschaftsverbände vor den Folgen gewarnt. Für die sächsischen und thüringischen Unternehmen, die auch im globalen Wettbewerb stünden, könne sich der Arbeitskräftemangel weiter verschärfen, sagte die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer der Nachrichtenagentur Reuters.
Unternehmensnachfolgen würden erschwert, gegebenenfalls könnte das zu Firmenaufgaben führen.
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Monika Schnitzer, Sachverständigenrat für Wirtschaft
Staatliche Institutionen, medizinische Einrichtungen und Bildungseinrichtungen litten ebenfalls unter Fachkräftemangel und würden dadurch weiter ihre Leistungen verringern müssen. Beide Freistaaten hätten seit der Wiedervereinigung etwa ein Fünftel der Bevölkerung verloren. Einige Landkreise dürften in den kommenden Jahren weitere 20 bis 30 Prozent der Erwerbsbevölkerung verlieren.
"Der jetzt schon bestehende Fachkräftemangel wird sich also noch weiter verschärfen", sagte die Top-Ökonomin und fügte mit Blick auf die AfD hinzu:
Die Ablehnung von qualifizierter Zuwanderung ist an der Stelle das falsche Signal, denn sie wird Fachkräfte davon abhalten, diese Bundesländer als Option in Erwägung zu ziehen.
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Monika Schnitzer, Sachverständigenrat für Wirtschaft
Der Thüringer AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke hat sich negativ über Unternehmen geäußert, die sich für gesellschaftliche Vielfalt einsetzen. Wie reagieren Unternehmen auf Höckes Aussage?28.08.2024 | 2:30 min
Abwanderung von Unternehmen
Vor allem die AfD stehe für Protektionismus und eine Abschottung von Europa, für weniger Zuwanderung von Fachkräften und eine geringere Offenheit und Vielfalt, sagte auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher.
Er halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Wahlergebnisse zu einer Abwanderung von Unternehmen und auch Fachkräften führen werde. "Vor allem junge, gut qualifizierte und hoch motivierte Bürgerinnen und Bürger werden die beiden Bundesländer verlassen und dorthin gehen, wo sie mehr Offenheit und Wertschätzung erfahren", sagte der Ökonom.
Dies dürfte einen Anstieg der Insolvenzen und einen Exodus von Unternehmen zur Folge haben.
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Marcel Fratzscher, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
"Mittlerweile wird der AfD auch Kompetenz zugetraut", analysiert der Politikwissenschaftler Lembcke. Das mache sie ideologisch-programmatisch attraktiver für weitere Kreise.03.09.2024 | 3:53 min
Besorgt äußerte sich auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft. "Für die Wirtschaft kann das nichts Gutes verheißen, denn es braucht politische Berechenbarkeit, institutionelle Stabilität und verlässliche Rahmenbedingungen", sagte IW-Direktor Michael Hüther.
Da die Bundesebene ihren Einfluss auf die Wahlergebnisse gehabt haben dürfte, müssten auch dort die Herausforderungen entschlossen angegangen werden. "Eins ist klar: Mehr Sozialpolitik hält Menschen nicht von der Wahl populistischer Parteien ab", so Hüther.
Da Abstiegsängste und Entwertungserfahrungen einen großen Einfluss haben, braucht es vielmehr den vorsorgenden Investitionsstaat statt des nachsorgenden Sozialstaates.
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Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft
Quelle: dpa
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