Höcke gegen Voigt im TV-Duell: Zu viel Bühne für die AfD?

    Umstrittenes TV-Duell :Höcke vs. Voigt: Zu viel Bühne für die AfD?

    von Melanie Haack, Daniela Sonntag
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    In Berlin treffen zwei Männer aufeinander, die in Thüringen an die Macht wollen. Die Spitzenkandidaten Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) duellieren sich live im Fernsehen.

    Björn Höcke und Mario Voigt
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    Es ist Wahlkampf in Thüringen und der Kampf, der auf der Plattform X (ehemals Twitter) läuft, ist eine willkommene Rampe ins TV. Denn sowohl Björn Höcke (AfD) als auch Mario Voigt (CDU) suchen die mediale Aufmerksamkeit. Für den AfD-Landeschef ist es die Gelegenheit, sich und seine Politik auf Augenhöhe mit der demokratischen Konkurrenz zu präsentieren.
    "Vermutlich wird er die Bühne dieses Duells dafür nutzen, um sich persönlich zu entteufeln, also harmloser zu geben, als er eigentlich ist", sagt Politikberater Johannes Hillje. Mario Voigt hingegen wird es wohl vor allem auch um Bekanntheit gehen.
    Denn die fehlt ihm in Thüringen, im Schatten von Bodo Ramelow. So rührt seine Motivation, so Hillje, wohl auch aus "einem wahltaktischen Kalkül heraus. Er will den Wahlkampf auf einen Zweikampf, Voigt gegen Höcke, verengen und Ramelow aus dem Rennen werfen."

    Doppelt brisanter Termin

    Nach drei Monaten Planung fällt das Duell nun auf einen doppelt brisanten Termin (zu sehen um 20:15 Uhr live bei Welt TV): Einerseits genau eine Woche bevor in Halle der Prozess gegen Björn Höcke wegen der Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Vereinigungen beginnt. Und andererseits just am 79. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Stiftungsleiter Jens-Christian Wagner nennt das geschichtsvergessen.
    Er ist entsetzt über dieses Duell, findet, mit Faschisten gäbe es nichts zu diskutieren. "Im Grunde hat Herr Höcke jetzt schon, vor dem so genannten Duell, gewonnen. Allein dadurch, dass der Anschein erweckt wird, seine menschenfeindlichen Einstellungen seien eine Meinung, über die man diskutieren könnte. Das halte ich für grundfalsch."
    Björn Höcke
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    Frage nach dem Umgang mit der AfD

    Wie also umgehen mit der rechtsextremen AfD, die in Thüringen seit Jahren im Landtag sitzt und in den Umfragen derzeit mit Abstand stärkste Kraft ist? Mario Voigt glaubt, es reiche nicht mehr, immer nur die "Nazikeule auszupacken" und findet nicht, dass er Höcke eine größere Bühne verschafft. Er will ihn inhaltlich stellen. Wirtschaft, Bildungspolitik, innere Sicherheit - Themen, die die Menschen in Thüringen bewegen.
    "Eine Bühne hat Herr Höcke ja schon. In den Social-Media-Kanälen ist ja die AfD und Herr Höcke außer Rand und Band. Und ich glaube, es macht schon Sinn, auch im Widerspruch deutlich zu machen, wie gefährlich die Pläne sind", sagt Voigt. Politikberater Hillje, der 2014 als Wahlkampfmanager für die Grünen gearbeitet hatte und seitdem freiberuflicher Berater ist, glaubt, dass es um mehr als Sachthemen gehen sollte. "Bei der AfD muss zu einer Inhaltskritik auch immer eine Ideologiekritik kommen, weil es handelt sich bei der AfD gerade in Thüringen nicht um eine normale demokratische Partei."
    Doch Björn Höcke scheint es genau um diese "Normalität" zu gehen. In der Thüringer Allgemeinen sagte er, es müsse "wieder normal werden, dass politische Mitbewerber ihre Argumente sachlich und öffentlich austauschen können". Das Gespräch sei ein "Wert an sich".

    Duell ruft Kritiker auf den Plan

    Dieses Duell hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Die Thüringer SPD etwa startete eine eigene Gegenkampagne. Auf Plakaten und Social Media werben sie fürs Abschalten.
    Auf dem Bild sieht man eine Frau die ein Plakat hochhebt auf dem steht: Nie wieder Faschismus.
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    Wer trägt das größere Risiko, wer ist rhetorisch stärker, wer hat mehr zu verlieren? Für Björn Höcke wird das Duell nicht die Komfortzone seiner üblichen Veranstaltungen unter Anhängern. Er muss gleichzeitig die eigene Klientel bedienen und für breitere Wählerschichten anschlussfähig erscheinen.
    Für Mario Voigt steht wohl mehr auf dem Spiel. Zwar wird nach dem Duell seine bundesweite Bekanntheit steigen. Ob er aber in Thüringen beliebter wird, wird wohl auch davon abhängen, ob er seine eigenen großen Erwartungen erfüllen kann.
    Melanie Haack ist Leiterin des ZDF-Landesstudios Thüringen, Daniela Sonntag Redakteurin in dem Studio.
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