Studie gibt Stimmungsbild:Thüringen vor der Wahl: Wie Jungwähler ticken
von Anna Buchschwenter
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Im September wählt Thüringen ein neues Parlament. Die Sorge vor einem AfD-Erfolg ist groß. Und nicht ganz unbegründet - auch mit Blick auf junge Wähler, zeigt eine neue Studie.
Im September wird sich entscheiden, wie sich der Thüringer Landtag künftig zusammensetzt.
Thüringen ist das einzige Bundesland mit einer Minderheitsregierung. Seit knapp vier Jahren regiert hier ein Bündnis aus Linke, SPD und Grüne. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung sind mit ihrer Arbeit nicht zufrieden.
Ostbeauftragter: In Thüringer Regierung wird "zu wenig konkret umgesetzt"
Das zeigt eine aktuelle, nach eigenen Angaben repräsentative, Civey-Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung. Zwischen Oktober und November 2023 wurden rund 1.500 Thüringerinnen und Thüringer ab 18 Jahren zu ihrem Lebensgefühl, ihren Sorgen und Nöten sowie ihrer Wahlabsicht vor der Landtagswahl am 1. September befragt.
... die älteste politische Stiftung Deutschlands. Sie wurde 1925 gegründet und ist nach Friedrich Ebert, dem ersten demokratisch gewählten Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte, benannt. Die FES steht der SPD nah und will sich unter anderem für politische und gesellschaftliche Bildung engagieren.
Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland (SPD), sagt nach Veröffentlichung der Studie zu ZDFheute, dass die Problematik der Minderheitsregierung darin liegt, dass "zu wenig konkret umgesetzt wird, damit sinkt auch das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen."
Umfrage: Mehrheit junger Menschen in Thüringen sieht in Migration ein Problem
Gefragt nach den derzeit größten Problemen, um die sich die Landespolitik in Thüringen stärker kümmern sollte, nennen 64,2 Prozent der 18 bis 29-Jährigen die Bereiche Migration, Zuwanderung und Asyl, gefolgt von mangelnder Bildungspolitik in Schulen und Hochschulen. So hat im vergangenen Jahr jeder Zehnte in Thüringen die Schule abgebrochen.
Flüchtlinge auf dem deutschen Arbeitsmarkt integrieren? Wie kann das gelingen? Ein Autohaus in Thüringen geht das an und macht es als Paradebeispiel vor.23.02.2024 | 1:59 min
Fast 50 Prozent der Jüngsten unter den befragten Altersgruppen trauen das Lösen dieser Probleme am ehesten der AfD zu.
Professor sieht in Studienergebnis "Weckruf" für etablierte Parteien
Bei dieser Gruppe handle es sich vorwiegend um männliche, in der Peripherie lebende Personen mit niedrigem Bildungsstand, so Professor Roland Merten, Inhaber des Lehrstuhls für Sozialpädagogik und außerschulische Bildung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Er nennt das Ergebnis seiner Studie einen "Weckruf" für die etablierten Parteien. Man müsse den jungen Menschen Angebote machen, sie abholen mit für sie relevanten Themen. Und das vor Ort, auf dem Land. Viel zu oft würden Debatten nur in Erfurt geführt.
Die Lebenswirklichkeit junger Menschen in den ländlichen Gebietenunterscheide sich nämlich stark von der Gleichaltriger in Städten.
Personen in peripheren Gebieten gehe es darum, trotz fehlender Qualifikation in den Arbeitsmarkt zu finden und Familien zu gründen, so Mirko Hempel, Leiter des Landesbüros Thüringen der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie bräuchten Politik zum Anfassen. Jemanden der vor Ort sei und sich kümmere. Und da sei die AfD am präsentesten.
AfD laut Studie online präsenter als andere Parteien
Laut Studie nutzt jeder Zweite der 18 bis 29-Jährigen die sozialen Netzwerke als Hauptinformationsquelle, um sich über Politik zu informieren. Auch online ist die AfD präsenter als andere Parteien, so Professor Merten. In Thüringen gilt die Alternative für Deutschland rund um Björn Höcke als gesichert rechtsextrem.
Die AfD sei keine Partei der Protestwähler mehr, betonen die Herausgeber der Studie. Wer sie wähle, schreibe ihr auch Lösungskompetenzen zu. So traut laut Studie beispielsweise jeder Vierte aller Befragten am ehesten der AfD zu, die Probleme im Bereich Bildung lösen zu können. Bei den 18 bis 29-Jährigen ist es etwa jeder Zweite.
Die AfD rechnet sich in Thüringen gute Chancen aus.08.01.2024 | 2:17 min
Ostbeauftragter sieht Schere zwischen Stimmung und tatsächlicher Lage
Der Ostbeauftragte Carsten Schneider findet es "besorgniserregend", dass gerade junge Menschen in Thüringen mit ihrer Lebenssituation unzufrieden seien. Denn "sie sind das Potential unseres Bundeslandes, das wir für die Zukunft brauchen". Weiter sagt er, dass die Stimmung aber schlechter sei als die tatsächliche Lage.
Noch nie gab es mehr Chancen für die Jugend, gute Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region.
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Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung
Das zu beweisen und gerade die Zufriedenheit der jungen Wählerinnen und Wähler zu steigern, könnte so zur Hauptaufgabe der Thüringer Politiker vor den anstehenden Landtagswahlen werden.
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