Thüringen: Rechtsextreme Einstellungen stark gestiegen

    Thüringen-Monitor:Rechtsextreme Einstellungen stark gestiegen

    von Anna Buchschwenter
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    Im September wählt Thüringen einen neuen Landtag. Die AfD könnte stärkste Kraft werden. Der Anstieg rechtsextremer Einstellungen spiegelt sich auch im Ergebnis einer Studie wider.

    Besucher eines Rechtsrock-Festivals in Thüringen. (Archivbild)
    Rechtsextreme Einstellungen haben laut einer Studie in Thüringen zuletzt zugenommen. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Fünf Monate vor der Landtagswahl sind viele Thüringer einer Studie zufolge unzufrieden mit der Demokratie. Mehr als die Hälfte aller Thüringer hält Deutschland für überfremdet.
    Das geht aus dem aktuellen Thüringen-Monitor hervor, der seit dem Jahr 2000 jährlich die Entwicklung der politischen Einstellungen im Freistaat zu Demokratie, Rechtsextremismus und Antisemitismus untersucht.

    ... ist eine seit dem Jahr 2000 jährlich stattfindende repräsentative Bevölkerungsbefragung zur politischen Kultur im Freistaat Thüringen. Die Studie wird von der Thüringer Staatskanzlei in Auftrag gegeben. Sie basiert auf einer repräsentativen telefonischen Befragung von 1.063 wahlberechtigten Thüringern. Die aktuelle Umfrage wurden zwischen dem 11. September und dem 25. November 2023 durchgeführt.

    Polykrise: Ursache für Zunahme rechtsextremer Einstellungen

    Nach Angaben des Forscherteams unter der Leitung der Politologin Marion Reiser (Friedrich-Schiller-Universität Jena) teilt fast jeder Fünfte eine rechtsextreme Einstellung. Im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um sieben Prozentpunkte.
    Um für die Studie als rechtsextrem zu gelten, mussten die Befragten mindestens fünf von zehn Fragen beantworten wie zum Beispiel "Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten" oder "Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen" mit Ja beantworten.
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    Als Grund für den Anstieg rechtsextremer und rechtspopulistischer Einstellungen nennt Anne Küppers, Mitglied des Forscherteams, die sogenannte Polykrise, die seit der Corona-Pandemie nicht mehr abzureißen scheint. Kriege, eine zu hohe Inflation und gestiegene Energiepreise versetzen die Menschen in existenzielle Besorgnis. Diese wiederum beeinflusst die jeweilige politische Einstellung.

    Mehr als 40 Prozent bezeichnen Deutschland als "überfremdet"

    In Thüringen sei es vor allem die Furcht vor sozialer Benachteiligung, die zu einer vermehrten rechtsextremen Einstellung führe, so Anne Küppers. Arbeitnehmer verdienen im Osten im Schnitt rund 15 Prozent weniger Bruttolohn als Beschäftigte in den westdeutschen Bundesländern. Krisen wie die Inflation seien zwar überall gleich, "nur spüren sie die Menschen hier stärker."
    Der Anteil neo-nationalistisch eingestellter, das heißt, den Nationalsozialismus verharmlosender, antisemitischer und diktaturbefürwortender Personen, liegt bei stagnierenden drei Prozent.
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    Auffällig ist die 41-prozentige Zustimmung zum Ethnozentrismus, der sich hier unter anderem in Form von Zunahme fremdenfeindlicher Einstellungen zeigt. Mehr als die Hälfte aller Befragten ist demnach der Ansicht, dass Deutschland "durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet" sei.

    Nur ein Drittel vertraut noch Thüringer Landesregierung

    2022 lag der Ausländeranteil in Thüringen bei rund 7,6 Prozent. Im bundesweiten Vergleich ein relativ geringer Wert. Anne Küppers erklärt die migrantenfeindliche Einstellung der Thüringer unter anderem aufgrund eines möglichen fehlenden Positivkontaktes zu Migranten. Vor allem im ländlichen Raum sei der Ausländeranteil verhältnismäßig niedrig, was den Abbau von Vorbehalten erschwere.
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    Auch bei der Frage nach der Zuwanderung von fehlenden Fachkräften aus dem Ausland spielen diese fehlenden Berührungspunkte eine Rolle. Während zwei Drittel der Befragten laut Studie eine solche befürworten, spricht sich ein Drittel dagegen aus. "Diese Position ist signifikant häufiger bei Beschäftigten von Kleinstunternehmen im ländlichen Raum sowie bei Befragten mit (rechts-)populistischen Einstellungen verbreitet", schreiben die Autoren.
    Ebenfalls fester Bestandteil des Thüringen-Monitors ist das Stimmungsbild zur politischen Lage im Freistaat. Es wird deutlich: Nur knapp ein Drittel vertraut der Thüringer Landesregierung. Im vergangenen Jahr sprachen noch fast 40 Prozent der Rot-Rot-Grünen Minderheitsregierung von Ministerpräsident Bodo Ramelow ihr Vertrauen aus. Am 1. September wird der Landtag neu gewählt. Aufschluss über Wahlabsichten gibt die Studie keine.
    Anna Buchschwenter ist Reporterin im ZDF-Studio Thüringen.
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