AfD-Verbotsverfahren nach Eklat in Thüringen gefordert
Nach Thüringen-Eklat:Neue Rufe nach AfD-Verbotsverfahren
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Die erste Landtagssitzung in Thüringen endete im Streit mit der AfD und im Chaos. Neue Forderungen nach einem Verbotsverfahren der AfD werden laut - aus der SPD und der CDU.
Thüringens geschäftsführender Innenminister Georg Maier (l.) sieht nach dem Eklat bei der ersten Landtagssitzung die Voraussetzungen für ein AfD-Verbotsverfahren gegeben.
Quelle: picture alliance/dpa
Nach der vorerst gescheiterten Konstituierung des Thüringer Landtags kommen aus SPD und CDU Forderungen nach einem Verbotsverfahren gegen die AfD.
Die Ereignisse im Thüringer Landtag hätten gezeigt, dass die AfD "aggressiv kämpferisch gegen den Parlamentarismus vorgeht", schrieb Thüringens geschäftsführender Innenminister Georg Maier (SPD) auf der Plattform X.
Die erste Sitzung des Thüringer Landtages wurde wegen des Streits mit der AfD um den Posten des Landtagspräsidenten mehrfach unterbrochen. 26.09.2024 | 1:50 min
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Ostbeauftragte Marco Wanderwitz dringt auf ein AfD-Verbotsverfahren. "Der Auftritt der AfD im Thüringer Landtag folgte ein weiteres Mal dem Drehbuch der Verächtlichmachung der parlamentarischen Demokratie und ihrer Institutionen", sagte Wanderwitz der Tageszeitung "taz". Die AfD tue dies planvoll und wirkmächtig.
Hürden für Parteiverbot sehr hoch
Nach Artikel 21 Grundgesetz sind Parteien verfassungswidrig, "die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden".
Parteien können in Deutschland durch das Bundesverfassungsgericht verboten werden, die Hürden sind allerdings sehr hoch. Das Kriterium der Potenzialität wandte das höchste deutsche Gericht 2017 im NPD-Verbotsverfahren an. Es müssen demnach "konkrekte Anhaltspunkte" vorliegen, "die es zumindest möglich erscheinen lassen, dass das Handeln der Partei erfolgreich sein kann". Die Karlsruher Richter verboten die NPD deshalb nicht.
Die für ein Parteiverbot ebenfalls erforderliche Potenzialität und der Verstoß gegen Artikel eins des Grundgesetzes seien bei der AfD "schon länger unstrittig", schrieb Maier.
Die AfD ist nach der Wahl in Thüringen Anfang September die stärkste Fraktion im Landtag und pocht auf das alleinige Vorschlagsrecht zur Wahl des Landtagspräsidenten. Im Streit um diese Position kam es am Donnerstag zum Eklat bei der konstituierenden Sitzung des neugewählten Parlaments.
In deren Verlauf weigerte sich der Alterspräsident, der AfD-Politiker Jürgen Treutler, wiederholt, Anträge und Abstimmungen aus dem Plenum zuzulassen. Die Sitzung wurde unterbrochen und soll voraussichtlich am Samstag fortgesetzt werden.
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CDU schaltet Verfassungsgerichtshof Thüringen ein
Die CDU rief im Streit um die Wahl des Landtagspräsidenten den Verfassungsgerichtshof des Landes an. Dabei geht es im Kern um die Regeln, an die sich Alterspräsident Treutler bei der nächsten Sitzung halten muss. Er soll dadurch unter anderem dazu verpflichtet werden, die Anträge der Fraktionen der CDU und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) zur Änderung der Geschäftsordnung zur Abstimmung zu stellen.
Mit einer Änderung der Geschäftsordnung soll erreicht werden, dass für die Wahl des Landtagspräsidenten bereits vom ersten Wahlgang an Kandidaten aus allen Fraktionen vorgeschlagen werden können. Ziel dabei ist es, einen AfD-Landtagspräsidenten zu verhindern.
Die AfD mache den Thüringer Landtag zu einer Bühne ihrer "autoritär-populistischen Strategie", so Jurist Maximilian Steinbeis. Dies sei ein Missbrauch demokratischer Institutionen.26.09.2024 | 5:00 min
Nach der bisherigen Regelung ist das Vorschlagsrecht in den ersten beiden Wahlgängen der stärksten Fraktion und damit aktuell der vom Thüringer Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuften AfD vorbehalten.
Quelle: ZDF
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