Taurus für die Ukraine? Strack-Zimmermann stimmt mit Union

    Unterstützung für Ukraine:Taurus? Strack-Zimmermann stimmt mit Union

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Ein Ampel-Beschluss zur Unterstützung der Ukraine ohne Taurus-Raketen? Für FDP-Politikerin Strack-Zimmermann geht das nicht. Sie will im Bundestag mit der Union stimmen. Ein Novum.

    ARCHIV - 28.03.2017, Südafrika, Bredasdorp: HANDOUT - Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Kampfjet Tornado IDS ASSTA 3.0, bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus, der im Rahmen der Übung «Two Oceans» fliegt.
    Wie genau will Deutschland die Ukraine in Zukunft unterstützen? In der Ampel zeigen sich erneut Risse: Taurus-Lieferungen - ja oder nein? 20.02.2024 | 2:31 min
    Eigentlich gilt es quasi als Sakrileg: Die Parteien der Bundesregierung stimmen nicht für Anträge der Opposition. Selbst wenn sie inhaltlich auf einer Wellenlänge liegen sollten. Weil das als Anfang von Ende der Koalition gewertet werden könnte. Dass die Einheit schwindet. Bislang haben die Ampel-Parteien, war der Krach auch noch so groß, im Bundestag zusammengehalten. Das könnte sich diese Woche ändern.
    Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) hat angekündigt, beim Thema Ukraine am Donnerstag doppelt im Bundestag abzustimmen. Mal mit dem Antrag, mal mit der Union. Der Grund: Beim Ampel-Antrag, den auch ihre FDP-Fraktion unterschrieben hat, werden Taurus-Marschflugkörper nicht erwähnt.

    Vorwurf: Scholz zu "starrköpfig"

    Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag ist und als Spitzenkandidatin ihrer Partei für das EU-Parlament kandidiert, kritisiert die SPD scharf. Dass in dem Antrag der Ampelfraktionen die Taurus-Raketen nicht erwähnt werden, sei "an der SPD-Fraktionsspitze und der Starrköpfigkeit des Kanzleramtes" gescheitert.
    Wolodymyr Selenskyj erkundidgt sich im Gebiet Charkiw über die Lage an der Front.
    Die militärische Lage im Gebiet von Charkiw sei äußerst schwierig, sagt Präsident Selenskyj. Dort versuchen die ukrainischen Truppen erbittert ihre Stellungen zu verteidigen.20.02.2024 | 1:28 min
    "Auch die jüngsten tragischen Ereignisse vom Wochenende und der eindringliche Auftritt von Präsident Selenskyi auf der Münchner Sicherheitskonferenz haben anscheinend nicht ausgereicht, allen in der SPD verständlich zu machen, dass die Ukraine um unseren Frieden und unsere Freiheit und unsere Zukunft in Europa kämpft", teilte die FDP-Politikerin mit, über deren Entschluss die "Bild"-Zeitung zuerst berichtete. Ihre Konsequenz:

    Ich persönlich werde daher diese Woche auch für den Antrag der Unionsfraktion zur Zeitenwende im Plenum stimmen, der die explizite Forderung des Taurus beinhaltet und appelliere weiter an jeden Einzelnen, sich für die Lieferung von Taurus einzusetzen.

    Marie-Agnes-Strack-Zimmermann

    In dem Koalitionsantrag steht außerdem:






    Nur "weitreichende Waffensysteme" im Antrag

    Über die Sendung von Taurus-Raketen wird innerhalb der Ampel-Koalitionen seit Monaten gerungen. FDP und Grüne sind dafür, SPD und Kanzler Olaf Scholz dagegen. An dem neun Seiten langen Antrag zur Unterstützung der Ukraine, der dem ZDF vorliegt, wurde lange gefeilt. Auch die FDP-Fraktion hat ihn unterschrieben, Strack-Zimmermann sieht ihn als Ergebnis des Drängens der FDP.
    Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär, spricht auf einer Pressekonferenz in der FDP-Bundesgeschäftsstelle
    Die Bundesregierung streitet zurzeit um eine Bezahlkarte für Asylbewerber. Derweil wirbt FDP-Generalsekretär Djir-Sarai für ein schwarz-gelbes Bündnis. 19.02.2024 | 1:42 min
    Was sie erzürnt, sind die Punkte am Ende des Antrages, in dem der Bundestag die Bundesregierung auffordert, Geld für weitere militärische Unterstützung bereitzustellen. Unter anderem geht es dort um "die Lieferung von zusätzlich erforderlichen weitreichenden Waffensystemen und Munition" - Taurus-Marschflugkörper werden aber nicht ausdrücklich erwähnt. Stattdessen geht es um Waffen, die der Ukraine "völkerrechtskonforme, gezielte Angriffe auf strategisch relevante Ziele weit im rückwärtigen Bereich des russischen Aggressors" ermöglichen sollen. Wie das erreicht werden soll, bleibt offen.
    Katharina Dröge
    Nachdem FDP-Generalsekretär Djir-Sarai offen für eine Koalition mit der Union geworben hat, folgt Kritik. Der Streit schade der Ampel, so die Grünen-Fraktionsvorsitzende Dröge.20.02.2024 | 5:37 min
    Die Union kündigte an, am Donnerstag einen eigenen Antrag einzubringen. Insgesamt schon zum dritten mal zum Thema Taurus. Von einem "Triumph" wollte Fraktionschef Friedrich Merz aber nicht sprechen, sagte er am Dienstag. Wichtig sei, "dass der Bundeskanzler sich bewegt". Wenn Scholz nicht zustimmen wolle, "dann muss das Parlament ihn dazu zwingen", so Merz.

    Kritik von den Grünen

    Bei den Grünen ist man allerdings verwundert. Die Fraktion werde "sehr gemeinsam und geschlossen" den Antrag in den Bundestag einbringen, ist sich Co-Vorsitzende Katharina Dröge sicher. Auch Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europa-Ausschusses hatte sich immer wieder öffentlich für Taurus-Lieferungen ausgesprochen.
    Dröge zufolge sei der Antrag auch ohne die Taurus-Nennung ein "wichtiges Signal", denn es gehe um die Unterstützung, "bis die ganze Ukraine", wie es darin heißt, wieder befreit sei. Das beinhalte weitreichende militärische Unterstützung. Dröge kritisierte aber Strack-Zimmermann:

    Das ist eine Frage von Professionalität, wenn man ein gemeinsames Verhandlungsergebnis hinkriegt, dann auch dem ausschließlich zuzustimmen. So funktioniert einen Koalition.

    Katharina Dröge (Grüne)

    FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat für Strack-Zimmermann "Verständnis", wie er am Dienstag sagte. Sie werde ja beiden Anträgen zustimmen. Es gebe innerhalb der Koalition "einen Dissens" über die Taurus-Lieferungen. Und Strack-Zimmermann habe "nie einen Hehl" aus ihrer Meinung gemacht, so Dürr.

    Mützenich: Kein Austausch mit Strack-Zimmermann

    Bei der SPD-Fraktion ist das Verständnis offensichtlich weniger groß. Fraktionschef Rolf Mützenich reagierte pikiert: "Vielleicht können wir endlich mal aufhören mit der Debatte über ein Waffensystem." Er sei froh, dass er sich auf 207 Abgeordnete verlassen könne, die den Ukraine-Antrag unterstützen wollen.
    "Wenn andere Abgeordnete in der Koalitionen meinen, sie müssten nichts anderes tun als den Raum, den der Bundeskanzler braucht, deutlich zu verengen, ist das ihre Schlussfolgerung aus ihrem Mandat", so Mützenich. Er selbst "stehe in keinem Austausch mit Frau Strack-Zimmermann von Beginn der Legislaturperiode an".

    Wer in die Koalition gegangen ist, der wusste, dass er in schwierigen Zeiten eine Regierung zu unterstützen hat. Wenn man dort eine andere Auffassung hat, dann muss das in der jeweiligen Fraktion geklärt werden.

    Rolf Mützenich (SPD)

    Um den Ukraine-Antrag durchzubekommen, kann sich die Ampel noch weitere Abweichler in den eigenen Reihen leisten: Die Mehrheit der Bundesregierung liegt, wenn alle da sind, bei 49 Stimmen.

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