Esken-Aussage: Was heißt Wählerpotenzial von 47 Prozent?

    Aussage von SPD-Chefin Esken:Was heißt Wählerpotenzial von 47 Prozent?

    Dominik Rzepka
    von Dominik Rzepka
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    SPD-Chefin Saskia Esken sagt, das Wählerpotenzial ihrer Partei liege bei 47 Prozent. Ist das realistisch? Was bedeutet diese Zahl? Ein Experte gibt Antworten.

    Saskia Esken
    Eskens Wählerpotenzial-Aussage bei "Berlin direkt"24.11.2024 | 3:00 min
    Bei vielen Wählern hat SPD-Chefin Saskia Esken Verwunderung ausgelöst. "Ich musste gerade schon etwas schmunzeln", kommentiert ein Nutzer bei X. Ein anderer findet, Esken lebe "abseits der Realität". Und ein dritter postet einfach nur ein Tränen lachendes Emoji.
    Auslöser der Reaktionen: Am Sonntagabend hat Esken im Interview mit der ZDF-Sendung "Berlin direkt" davon gesprochen, dass ihre Partei bei der anstehenden Bundestagswahl trotz Umfragewerten von etwa 16 Prozent erfolgreich abschneiden könne:

    Wir haben wahrgenommen, dass wir ein Wählerpotenzial haben, das immer noch bei 47 Prozent liegt.

    Saskia Esken, SPD-Vorsitzende

    47 Prozent? Meint Esken das ernst?
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    Was genau ist ein Wählerpotenzial?

    Zunächst einmal: Die Zahl, auf die sich Esken beruft, stammt aus einer ARD-Umfrage vom 21. November. Auch das ZDF-Politbarometer erhebt so eine Zahl. Hier liegt das Potenzial der SPD mit 41 Prozent allerdings etwas niedriger.
    Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen sagt:

    Das Wählerpotenzial ist die Summe derer, die die SPD tatsächlich wählen wollen plus die, die angeben, sich das prinzipiell vorstellen zu können.

    Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

    Man frage Menschen, die zum Beispiel CDU oder Grüne wählen wollen, ob sie sich prinzipiell auch vorstellen könnten, ihr Kreuz bei der SPD zu machen. Ein Potenzial von 47 Prozent bedeute im Umkehrschluss, dass 53 Prozent der Befragten sich das unter keinen Umständen vorstellen können.
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    Kann die SPD 47 Prozent bekommen?

    Dass die SPD tatsächlich auf dieses Ergebnis kommt, wird laut Jung nicht passieren. "Die SPD hat keine Chance, 47 Prozent zu erzielen - eine andere Partei übrigens auch nicht." Jung kritisiert Esken für ihre Aussage im ZDF:

    Wenn der Eindruck erweckt werden soll, die SPD könnte bis zu 47 Prozent erreichen, es lohne sich, darum zu kämpfen - dann ist das irreführend.

    Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

    Man müsse diese Zahl nämlich immer in Relation sehen. "Wenn man alle Potenziale aller Parteien zusammenzählt, kommt man auf 200 Prozent und mehr", sagt Jung. "Die Menschen können sich nämlich eine ganze Menge vorstellen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie sich in der Wahlkabine auch so verhalten."
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    Das sind die Potenziale anderer Parteien

    Das gelte auch für andere Parteien. Die Union habe in ihren besten Zeiten mal ein Potenzial von über 60 Prozent gehabt. Und das Bündnis Sahra Wagenknecht liege aktuell bei ungefähr 15 Prozent. "Aber das heißt trotzdem nicht, dass das BSW die Chance hätte, 15 Prozent bei der Bundestagwahl zu bekommen", sagt Jung.
    Es sei allerdings schon richtig, dass sich Parteien vor allem um Wähler in ihrem eigenen Potenzial bemühen und den Rest eher ignorieren sollten. "Nur dort haben sie überhaupt eine Chance, durchzudringen."
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagt, die SPD wolle wie bereits 2021 stärkste Partei werden. Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele findet dieses Ziel eher zu hoch gegriffen. Sie sagt ZDFheute:

    Die SPD spielt bei der Wahl nur noch um den zweiten Platz.

    Andrea Römmele, Politikwissenschaftlerin

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