Was der neue Generalsekretär für die SPD-Strategie bedeutet
Neuer SPD-Generalsekretär:Wie Miersch die Wahl für Scholz gewinnen will
von Dominik Rzepka
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Matthias Miersch wird SPD-Generalsekretär. Er ist gut vernetzt, gilt als links und als Vertrauter von SPD-Chef Klingbeil. Was das über die Ausrichtung der SPD für 2025 aussagt.
SPD-Mitglieder und die Parteispitze haben große Erwartungen an den neuen Generalsekretär Matthias Miersch. Seine Hauptaufgabe wird der Bundestagswahlkampf nächstes Jahr sein. 08.10.2024 | 2:40 min
Es ist vielleicht der undankbarste Job, den die SPD zu vergeben hat. Die Stimmung: mies. Die Ausgangslage: schwierig. Bei gerade einmal 16 Prozent steht die SPD im aktuellen ZDF-Politbarometer. Die Union ist fast doppelt so stark. Und das muss Matthias Miersch jetzt ändern - und hat dafür zwölf Monate Zeit.
Miersch soll neuer Generalsekretär der SPD werden und den Bundestagswahlkampf der Partei managen. Sein Ziel: Die SPD in einem Jahr zur stärksten Kraft zu machen und dafür zu sorgen, dass der jetzige Kanzler auch der künftige sein wird. Miersch sagt:
Er werde zwar nicht bequem und kein Ja-Sager sein. Aber natürlich gehe er davon aus, dass Scholz Kanzlerkandidat der SPD werde. Mit der offiziellen Nominierung könne sich die Partei noch etwas Zeit lassen. "Wir haben einen Kandidaten", sagt Miersch.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück - und erhält parteiübergreifend viel Zuspruch. Sein Nachfolger soll bereits feststehen.07.10.2024 | 2:03 min
Den Kampf gegen Rechtsextremismus - Miersch sagt: "Auch gegen die AfD".
Die Verbindung von Ökonomie, Ökologie und sozialem Zusammenhalt.
Eine Positionierung gegen die "Merz-CDU", sagt Miersch.
Mehr Investitionen, zum Beispiel in die Infrastruktur.
Heißt: Die SPD wird sich im Bundestagswahlkampf für eine Reform der Schuldenbremse einsetzen. Alle würden doch sehen, dass Milliarden Euro an Investitionen in das Land gesteckt werden müssten. Das sei ein Thema der gesamten Partei, nicht nur der SPD-Linken, sagt Miersch. Vor allem dort aber kommt es gut an.
Die SPD-Spitze habe die Lücke, die Kevin Kühnert reißt, schnell füllen wollen, so ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann. Neuer Generalsekretär soll Matthias Miersch werden.07.10.2024 | 2:02 min
Juso-Chef fordert "linkes Profil"
Zum Beispiel beim SPD-Nachwuchs. Juso-Chef Philipp Türmer sagt im ZDF:
Miersch habe sich profiliert in den Bereichen Energiepolitik und Verteilungsgerchtigkeit - also bei Themen, die den Jusos sehr am Herzen lägen. Im Jahr 2021 habe die SPD mit dem Schlagwort Respekt Wahlkampf gemacht. 2025 könnten ähnliche linke Forderungen im Mittelpunkt stehen, zum Beispiel die Forderung nach einer Vermögensbesteuerung.
Miersch gilt als SPD-Linker, der Kanzler Olaf Scholz auch schon widersprochen hat - etwa bei der Frage eines Industriestrompreises. Einen explizit linken Kurs dürfte die SPD aber nicht einschlagen.
Nach dem überraschenden Rückzug von Kevin Kühnert soll Matthias Miersch Generalsekretär der SPD werden. "Ich glaub, dass Matthias Miersch eine gute Besetzung ist, um der SPD ein klares linkes Profil zu geben", so der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer. 08.10.2024 | 3:54 min
SPD dürfte eher auf die Mitte zielen
Denn neben Miersch dürfte vor allem Parteichef Lars Klingbeil den Kurs im Wahlkampf mitbestimmen. Klingbeil war selbst einst Generalsekretär, hat den Wahlkampf 2021 verantwortet.
Klingbeil sagt jetzt, die Wahl 2025 werde entschieden "auf dem Feld der Wirtschaftspolitik und Industriepolitik." Das klingt eher nach einem mittigen Kurs der SPD.
Welche Rolle spielt SPD-Chef Klingbeil?
Miersch und Klingbeil gelten als Vertraute, kommen beide aus Niedersachsen. Auch Klingbeils Name fällt, wenn über mögliche Alternativen zu Olaf Scholz spekuliert wird. Dass Miersch SPD-Generalsekretär wird, bedeutet für die Kanzlerkandidatur der Partei aber erst einmal gar nichts, sagt ZDF-Korrespondent Andreas Huppert:
Miersch sei eine Lösung, die nach dem Rücktritt Kevin Kühnerts schnell und geräuschlos für die SPD funktionieren dürfte, so Huppert.
In der neuen Funktion wird Miersch den politischen Gegner auch attackieren müssen, um die Wahl für die SPD und Olaf Scholz zu gewinnen. Auf die Frage, ob er das könne, sagt er im ZDF: "Das glaube ich schon, auf die eigene Art und Weise - nicht verletzend, sondern sachlich." Dazu hat Miersch jetzt zwölf Monate Zeit.
Der neue SPD-Generalsekretär Matthias Miersch muss künftig den politischen Gegner attackieren. Können Sie das, Herr Miersch?08.10.2024 | 0:10 min