Anschlag in Solingen: Mutmaßlicher Täter stellt sich

    Eilmeldung

    Nach Messerangriff :Solingen: Polizei nimmt mutmaßlichen Täter fest

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    Der mutmaßliche Attentäter von Solingen ist gefasst. Der Mann hat sich am Samstagabend einer Polizeistreife gestellt. Bereits zuvor hatte es zwei Festnahmen gegeben.

    Ein Plakat mit der Aufschrift „Warum?“ inmitten von Blumen und Gedenksteinen, die nach einem Messerangriff in der Nähe des Tatorts in Solingen, Deutschland, am 24. August 2024 auf den Gehweg gelegt wurden.
    Drei Tote, acht Verletzte: Nach der Messerattacke eines unbekannten Täters in Solingen herrscht Trauer und Entsetzen. Indes hat sich die Terrorganisation IS zur Tat bekannt. 24.08.2024 | 2:48 min
    Ein Angreifer hat am Freitagabend auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen in Nordrhein-Westfalen drei Menschen mit einem Messer getötet. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56-jährige Frau.
    Nach Angaben der Polizei wurden zudem acht Menschen verletzt, vier davon schwer. "Wir hoffen auf die ärztlichen Fähigkeiten", sagte der Polizeiführer des nächtlichen Einsatzes, Thorsten Fleiß, auf einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag. Weitere Details könne er nicht bekanntgeben.

    Mutmaßlicher Täter stellt sich offenbar der Polizei

    Am späten Samstagabend nahm die Polizei den mutmaßlichen Attentäter nach ZDF-Informationen fest. Wie zunächst "Bild" und der "Spiegel" berichteten, habe sich der Mann einer Polizeistreife gestellt. Seine Kleidung sei schmutzig und blutverschmiert gewesen, berichtete der "Spiegel" unter Verweis auf Angaben aus Sicherheitskreisen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach in den ARD-Tagesthemen von einer Festnahme eines "wirklich Verdächtigen", den man den ganzen Tag gesucht habe.
    Mit Blick auf eine Durchsuchung in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen sagte Reul, dies sei ein Teil von weitergehenden Informationen gewesen, die verwertet worden seien. "Aber das war nicht das, was wir gewollt haben. Wir haben den ganzen Tag eine heiße Spur verfolgt, und ich kann Ihnen sagen, dass wir vor wenigen Minuten diese heiße Spur erfolgreich beendet haben, der, den wir den ganzen Tag in Wirklichkeit gesucht haben, der ist seit kurzer Zeit bei uns in Gewahrsam." 
    Nordrhein-Westfalen, Solingen: Ein Schild mit der Aufschrift "Warum?" liegt umrandet von Blumen in Solingen. Dort wurden beu einem Messernangriff drei Menschen getötet und acht verletzt.
    Während der Feier zum 650-jährigen Bestehen der Stadt Solingen wurden bei einem Messerangriff drei Menschen getötet und acht verletzt. Der Täter ist auf der Flucht. 24.08.2024 | 2:23 min
    Es sei zu früh, um zu bewerten, ob die Festnahme letztlich ein Erfolg sei. "Ich selber bin im Moment ein Stück zunächst mal erleichtert", sagte Reul. "Ich kann Ihnen nur sagen, es ist jetzt mehr als eine Vermutung. Wir haben nicht nur einen Hinweis auf diese Person gehabt, sondern wir haben auch Beweisstücke gefunden."

    Bekennerschreiben des IS

    Die Polizei hatte am Samstag zwei weitere Personen im Zusammenhang mit dem Messerangriff festgenommen. Ein Zugriff erfolgte bei der Durchsuchung der Flüchtlingsunterkunft in Solingen, bei der auch der mutmaßliche Täter festgenommen wurde. Mehrere Stunden zuvor war bereits ein 15-Jähriger festgenommen worden, der möglicherweise von der geplanten Tat wusste.
    Ebenfalls am Samstag hat die Terrormiliz Islamischer Staat den Anschlag für sich beansprucht. Der Angreifer habe aus "Rache für Muslime in Palästina und anderswo" gehandelt, hieß es in einer Mitteilung. Auch die Polizei Düsseldorf erhielt nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben der Terrormiliz. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei.
    Marietta Slomka im Gespräch mit Sarah Tacke
    Vieles spreche dafür, dass das Bekennerschreiben des IS echt sei, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke. Von radikalisierten Einzeltätern gehe „eine hohe Gefahr für Deutschland aus“. 24.08.2024 | 3:34 min

    Polizei hatte mit Großaufgebot nach dem Angreifer gefahndet

    Der Täter hatte nach der Tat am Freitagabend entkommen können. Die Polizei hatte die Bevölkerung zur Vorsicht gemahnt und mit einem Großaufgebot nach dem Angreifer gefahndet. Es hatte am Samstag "umfangreiche Ermittlungsmaßnahmen" gegeben, darunter Durchsuchungen in ganz Nordrhein-Westfalen. Mit Hilfe der Bundesbehörden werde auch bundesweit ermittelt.
    Dabei hatte die Polizei keine Täterbeschreibung veröffentlicht. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bislang aufnehmen konnte, wiesen auf einen Einzeltäter hin.

    Wir gehen im Moment davon aus, dass es ein Täter war, allerdings prüfen und ermitteln wir in alle Richtungen.

    Thorsten Fleiß, Polizei Düsseldorf

    Eine mutmaßliche Tatwaffe ist in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden worden. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
    Marietta Slomka im Gespräch mit Normen Odenthal
    „Der Einsatz läuft noch“, berichtet ZDF-Reporter Normen Odenthal aus Solingen. Zwar habe es „eine Festnahme gegeben“, aber der Täter sei womöglich noch nicht gefasst. „Der Einsatz läuft noch“, berichtet ZDF-Reporter Normen Odenthal aus Solingen. Zwar habe es „eine Festnahme gegeben“, aber der Täter sei womöglich noch nicht gefasst. 24.08.2024 | 2:27 min

    Festnahme: Polizei prüft mögliche "Tatzusammenhänge"

    Unter der Rufnummer 0212 290 2000 hat die Polizei ein Bürgertelefon geschaltet. In der Innenstadt hat die Stadt eine Anlaufstelle mit Notfallseelsorge organisiert. Hinweise, Bild- und Videomaterial vom Tatabend können Bürgerinnen und Bürger über ein Hinweisportal mit der Polizei teilen. Bislang liege nach Aussage der Polizei aber noch kein klar zugeordnetes Bildmaterial vom mutmaßlichen Täter vor.
    ZDF-Reporter Lothar Becker sagte, Menschen in Solingen seien verunsichert. "Sie wissen nicht, können sie sich frei bewegen, sollen sie das tun, sind sie in Sicherheit oder nicht?"
    Messer
    Waffenverbotszonen oder geringere Klingenlänge: Weil die Zahl der Angriffe mit Messern steigt, diskutiert die Politik diese beiden Themen – nicht erst seit der Bluttat von Solingen24.08.2024 | 1:28 min

    "Festival der Vielfalt" in Solingen sollte bis Sonntag dauern

    Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein "Festival der Vielfalt" begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern. Nach dem Anschlag beendete die Stadt Solingen das Fest komplett. Auf Schloss Burg, einem beliebten Ausflugsziel im Solinger Stadtteil Burg, wurden die Ritterspiele abgesagt, wie auf der Internetseite bekannt gegeben wurde.
    Auch in den nahegelegenen Städten Hilden und Haan wurden ebenfalls für dieses Wochenende geplante Feste kurzfristig abgesagt. Dabei spielt neben großer Betroffenheit und Trauer um die Opfer in Solingen auch die Sicherheitslage eine Rolle. In Wülfrath wurde laut Polizei zudem der für Sonntag geplante "Blaulichttag" abgesagt.

    Trauerfeiern am Samstag und Sonntag

    In der Solinger Fußgängerzone gab es am Samstagabend eine Andacht, an der Hunderte um die Opfer trauernde Menschen teilnahmen. Viele kamen mit Blumen und Kerzen.
    SGS Odenthal
    Im nordrhein-westfälischen Solingen starben bei einem Messerangriff drei Menschen. Der Täter ist noch auf der Flucht. ZDF-Reporter Normen Odenthal zu der Gefühlslage vor Ort. 24.08.2024 | 1:15 min
    Der Solinger Stadtdechant Michael Mohr sagte: "Die Stadt ist heute eine andere als sie gestern war". Viele Menschen hätten am Ort des Anschlags Vereinsschals, Kuscheltiere, Briefe und andere Botschaften der Verbundenheit niedergelegt. "Worte zu finden, ist fast unmöglich - Gesten zeigen nicht", sagte Mohr.
    Die evangelische Superintendentin Ilka Werner hob ebenfalls die Trost spendende Gemeinschaft hervor. "Wie gut, dass Ihr da seid", sagte sie. Auf dem Platz standen mehrere mit lila Westen gekennzeichnete Seelsorger bereit. Die Andacht war begleitet von ruhiger Musik. Die Spitzenpolitiker von Bund und Land hatten nach einem Statement vor dem Solinger Rathaus erklärt, sie würden nicht mehr an den Tatort gehen, um die Ermittlungen nicht zu stören.
    Quelle: dpa, AFP, Reuters, KNA, ZDF

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