"Quadrell": Kanzlerkandidaten im Wahlkampf-Endspurt
Kanzlerkandidaten in TV-Debatte:Migration, Wirtschaft und ein wenig Dschungelcamp
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Im Wahlkampf-Endspurt trafen die Kanzlerkandidaten von SPD, Union, Grünen und AfD aufeinander. Die Streitthemen ähneln denen früherer Debatten - die Antworten größtenteils auch.
Krieg in der Ukraine, Migration, die neue US-Regierung: In zwei Stunden "Quadrell" wurden zahlreiche Themen diskutiert. 17.02.2025 | 1:48 min
Eine Woche vor der Bundestagswahl lieferten sich die Kanzlerkandidaten von SPD, Union, Grünen und AfD in einer TV-Runde einen heftigen Schlagabtausch. Zentrale Themen des Abends waren Wirtschaft und Migration. Aber auch die ein oder andere kuriose Frage wurde den Kandidaten in der als "Quadrell" bezeichneten Sendung von RTL/ntv gestellt.
Das sagten die Kanzlerkandidaten zu ...
... Migration und Abschiebungen nach Afghanistan
Nach dem Anschlag in München hatte sich die Debatte über Abschiebungen nach Afghanistan verschärft. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigte abermals die Absicht, die irreguläre Zuwanderung nach Deutschland weiter zu reduzieren und weitere Abschiebeflüge nach Afghanistan durchführen zu wollen.
CDU/CSU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz argumentierte wie in vorherigen Debatten, dass zurzeit in vier Tagen so viele neue Flüchtlinge nach Deutschland kämen wie im Monat abgeschoben werden. Er forderte die Regierung auf, Gespräche mit den Taliban in Afghanistan über die Rückführung von Flüchtlingen aufzunehmen.
Vor wenigen Tagen arbeiteten sich Scholz und Merz im TV-Duell aneinander ab (90 Minuten). 09.02.2025 | 91:03 min
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck betonte, dass die Taliban ein "Terrorregime" seien. Es gebe kein Land, das mit ihnen diplomatische Beziehungen unterhalte. Mit den Taliban zu verhandeln, sei ein "Adelsschlag für dieses Regime".
AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel sagte mit Blick auf die Zahl der Menschen, die ohne Einreiseerlaubnis ins Land kommen: "Die Menschen wollen diesen Kontrollverlust in unserem Land nicht mehr haben." Weidel bekräftigte die Forderung, die Grenzen zu schließen.
CDU-Chef Merz steht zur Forderung von Zurückweisung von Asylsuchenden an den Grenzen. Damit versuche man, sich über EU-Regeln hinwegzusetzen, so ZDF-Rechtsexperte Jan Henrich.09.02.2025 | 5:38 min
... der Einmischung der USA in den deutschen Wahlkampf
Die umstrittene Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz strahlte bis in die Fernsehrunde aus. Vance hatte in München unter anderem erklärt, es gebe keinen Platz für Brandmauern - und indirekt Stimmung für die AfD gemacht.
Scholz sagte dazu:
Was dort gesagt wurde, ist völlig unakzeptabel.
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Olaf Scholz, Bundeskanzler
Deutschland habe aus der Erfahrung des Nationalsozialismus die Lehre gezogen, dass es keine Zusammenarbeit mit den extrem Rechten gebe.
In Umfragen liegen die Grünen bei etwa 15 Prozent. Robert Habecks Bilanz als Wirtschaftsminister ist schlecht, trotzdem will er weiterregieren. Fragen an den Kanzlerkandidaten der Grünen.10.02.2025 | 23:37 min
Merz betonte mehrfach, für die Union komme eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht infrage.
Und ich verbitte mir solche Einmischungen in die deutsche Bundestagswahl und auch in die Regierungsbildung danach.
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Friedrich Merz, CDU/CSU-Kanzlerkandidat
Er fügte hinzu: "Ich lasse mir doch nicht von einem amerikanischen Vizepräsidenten sagen, mit wem ich hier in Deutschland zu sprechen habe."
Nach dem Auftritt von Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz fordern Bundeskanzler Scholz sowie auch Merz und Habeck von den USA, sich aus dem deutschen Wahlkampf rauszuhalten.15.02.2025 | 2:31 min
Sie weise den Vergleich zurück. Der Kanzler erinnerte auch an Aussagen des AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland, Hitler und die Nazis seien "nur ein Vogelschiss in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte". Weidel entgegnete daraufhin: "Sie können mich hier heute Abend beleidigen, wie Sie wollen. Sie beleidigen damit Millionen von Wählern. Mich trifft das überhaupt nicht."
In Umfragen ist die AfD klar zweitstärkste Kraft, doch die Partei hat keine Machtoption, weil niemand mit ihr koalieren will. Fragen an Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD.10.02.2025 | 23:51 min
... dem Thema Wirtschaft
Wirtschaftspolitisch fanden die Kandidaten keinen gemeinsamen Nenner. Scholz und Habeck warfen Union und AfD vor, dass sie vor allem Menschen mit hohen Einkommen entlasten wollten. Die Pläne seien zudem nicht gegenfinanziert.
Die schlechte Wirtschaftslage ist ein wichtiges Wahlkampfthema. Auch die deutsche Autoindustrie steckt in der Krise. Eva-Maria Lemke war in Zwickau, wo die Zukunft des VW-Werkes unsicher ist.17.02.2025 | 4:29 min
Sie selbst sprachen sich dafür aus, sehr wohlhabende Menschen durch höhere Steuern stärker zur Finanzierung des Staats heranzuziehen. Habeck sprach mit Blick auf die Union und Merz von "Voodoo-Ökonomie".
Merz beschuldigte Scholz und Habeck, "die größte Wirtschaftskrise der deutschen Nachkriegsgeschichte zu verantworten" zu haben. Steuererhöhungen lehnte er ab. Weidel warb dafür, die CO2-Abgabe und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) komplett abzuschaffen.
Scholz, Merz, Habeck und Weidel waren bereits am vergangenen Donnerstag Gäste bei "Klartext".13.02.2025 | 141:19 min
... der Frage, die alle wohl am meisten irritierte
Für vorübergehende Irritation sorgte eine Frage an die vier Kandidaten zu dem häufig als "Dschungelcamp" bezeichneten RTL-Reality-Format: "Was ist schlimmer für Sie, Opposition oder Dschungelcamp?" Weidel antwortete: "Definitiv Dschungelcamp."
Merz sagte zunächst: "Ich wundere mich über die Frage." Dann: "Lieber Jahrzehnte in der Opposition als zehn Tage im Dschungelcamp." Dem schloss sich Habeck an. Scholz sagte: "Ich will auch nicht ins Dschungelcamp." Er habe die Sendung aber schon einmal gesehen.
Die Bundestagswahl hat genaue Regeln. Wir klären, ob man sein Kind mitnehmen oder ob man auch kostümiert oder angetrunken zur Wahl erscheinen darf.17.02.2025 | 2:37 min
Viele Wähler noch unentschlossen
Die Parteien hoffen in den letzten Tagen vor der Wahl noch Wähler überzeugen zu können. Die Meinungsumfragen der Forschungsinstitute zeigen seit Wochen kaum Bewegung.
Allerdings ist die Gruppe der noch Unentschiedenen offenbar groß. Im jüngsten ZDF-Politbarometer gaben 28 Prozent an, nicht sicher zu sein, wen sie wählen werden.
Wie es derzeit in den Umfragen steht, sehen Sie hier:
Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
von Robert Meyer
Quelle: dpa
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