"Hamburg-Express": Was das Schiff über den Welthandel verrät

    Taufe der "Hamburg-Express":Was dieses Schiff über den Welthandel verrät

    Porträt der Studioleiterin des ZDF-Landesstudios Hamburg Britta Hilpert
    von Britta Hilpert, Hamburg
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    Der Schiffsbranche geht's gut. So gut, dass Hapag-Lloyd seine Gewinnprognose anhebt und neue Containerschiffe tauft. Am Ex-Exportweltmeister Deutschland liegt das aber nicht.

    Taufe des Containerschiffs "Hamburg Express" von Hapag-Lloyd
    In einem schwachen Wirtschaftsumfeld baut das Logistikunternehmen Hapag Lloyd seine internationalen Kapazitäten aus. Das neue Containerschiff wurde "Hamburg Express" getauft.04.11.2024 | 1:23 min
    Auch in Hamburg ist eine Schiffstaufe ein seltenes Ereignis und erst recht, wenn es sich um so ein Mega-Max-Schiff handelt. Die "Hamburg Express" wird das neue Flaggschiff der Hapag-Lloyd sein, sie ist das größte Schiff der deutschen Handelsflotte, ein Riese der Weltmeere: so breit wie das Brandenburger Tor, dreimal so lang wie der Michel.

    "Hamburg-Express": Platz für 23.000 Container

    Man muss den Kopf ganz schön in den Nacken legen, um den Container-Berg auf dem Schiff in den Blick zu nehmen. Die "Hamburg-Express" kann über 23.000 Standardcontainer laden. Noch heute Abend soll sie auslaufen, Richtung China, und im nächsten Jahr will Hapag-Lloyd vier weitere Schiffe dieser Größe in Betrieb nehmen.
    Die Stimmung ist prächtig bei den Reedern, Kaufleuten und Politikern an diesem Tag, denn das Geschäft boomt.
    Frank Bethmann
    Die Stadt Hamburg hält 70 Prozent der Anteile der Hamburger Hafen und Logistik AG. Nun soll MSC, die größte Reederei der Welt, einsteigen. Was bedeutet das, Frank Bethmann?10.07.2024 | 1:22 min

    Branchenkenner: "China ist die Fabrik der Welt"

    Krise - welche Krise, fragen sie hier, denn "es gibt ja nicht nur Deutschland, nicht nur Europa", sagt ein Hapag-Lloyd Vorstand am Rande der Veranstaltung. Der Welthandel wächst, auch wenn die deutschen Autobauer nicht mehr so stark daran beteiligt sein mögen.
    "China ist die Fabrik der Welt", sagt ein Branchenkenner und von dort gehen die Schiffe vollbeladen nach Europa. Aus Europa gehen sie dann häufiger mit bis zu 30 Prozent Leercontainern zurück – allerdings meist mit höherwertiger Ladung als aus China.

    Konflikte im Nahen Osten erfordern mehr Schiffe

    Und die Kriege? Nur der im Nahen Osten ist Thema, denn durch das Rote Meer fährt keiner mehr. Zu gefährlich. Somalische Piraten oder zuletzt Huthi-Milizen aus Jemen machen die kurze Durchfahrt durch den Suez-Kanal unmöglich. Und so bleibt die Fracht länger auf See, fährt einmal um den ganzen afrikanischen Kontinent. Das hebt die Preise. Das erfordert mehr Schiffe. Das freut die Reeder.
    Und was ist mit den Krisen, die vielleicht noch kommen? Was ist mit der Wahl in den USA, mit Strafzöllen oder amerikanischem Protektionismus?
    "Der Welthandel findet immer seinen Weg", sagt ein Branchenkenner und zuckt mit den Schultern. Die großen Zuwächse seien zuletzt eher woanders geschehen: Mexiko entwickle sich extrem, aber auch Vietnam, Indonesien. Die "Hamburg-Express" fährt nur Richtung Asien: die amerikanischen Häfen seien dafür zu klein.
    Eric steht mit Schutzhelm und Sicherheitsweste bekleidet im Hamburger Hafen. Hinter ihm sieht man viele Container übereinander gestapelt.
    Mega-Hafen Hamburg: So kommen die Millionen Container an ihr Ziel.31.05.2024 | 8:48 min

    Deutschland in der Krise – der Welthandel läuft

    Natürlich sind deutsche Unternehmen wichtige Kunden, betont man hier, aber die Hamburger Perspektive zeigt auch, dass Deutschlands Krise keine ist, die den Welthandel nachdrücklich beeinträchtigt.
    2008 war Deutschland zuletzt Exportweltmeister, und die Krise der Autobauer macht diesen Titel immer unerreichbarer. Aber Autos werden weiter gekauft – nur eben andere. Der Handel blüht, und damit die deutsche Schiffsbranche.
    Methanol-Containerschiff "Ane Maersk" legt in Hamburg an
    Die Antriebstechnologie soll den CO2-Ausstoß der Schiffe um zwei Drittel senken können. In Hamburg ist der erste Frachter mit diesem Antrieb in den Hafen eingelaufen.28.03.2024 | 1:30 min

    2023: Hapag-Lloyd bringt Hamburg 1,5 Milliarden Euro Rendite

    An der Reederei Hapag-Lloyd ist auch die Stadt Hamburg mit knapp 14 Prozent beteiligt, seit sie vor etwa 16 Jahren half, eine Krise zu überstehen. Nun kann sich der Stadtstaat kurz vor dem Wahljahr über eine schöne Rendite freuen – 2023 zahlte Hapag-Lloyd der Stadt eine Dividende von 1,5 Milliarden Euro.
    Und sie kann sich auch freuen über einen schwimmenden Werbeträger mit drei Meter großem Hamburg-Wappen auf dem Bug, das außerdem noch mit umweltfreundlicherem Dual-Fuel-Antrieb unterwegs ist.
    Allzeit gute Fahrt gibt man der "Hamburg Express" mit auf den Weg nach China und wünscht sich, dass gute Nachrichten häufiger in Deutschlands größtem Seehafen zu verkünden sind.
    Britta Hilpert ist Leiterin des ZDF-Studios in Hamburg.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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