Fiktiver Krimi: Scheuers Ex-Sprecher schreibt brisantes Buch
Fiktiver Ministeriumskrimi:Scheuers Ex-Sprecher schreibt brisantes Buch
von Christiane Hübscher
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Der Ex-Sprecher von Ex-Minister Scheuer hat einen Krimi geschrieben. Darin grapscht ein fiktiver Minister Kellnerinnen an den Busen und brüllt seinen Mitarbeiter an. Alles Fiktion?
2018 noch ein Team: Verkehrsminister Andreas Scheuer (re.) und sein damaliger persönlicher Sprecher Wolfgang Ainetter.
Drei Jahre haben sie eng zusammengearbeitet, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer a.D. und sein persönlicher Sprecher, Wolfgang Ainetter. Bis es Anfang 2021 nicht mehr ging.
"Zum Schluss waren wir unterschiedlicher Auffassung, was die Kommunikationsstrategie zur Pkw-Maut betrifft, und ich habe das Ministerium aus diesem Grund verlassen", sagt Ainetter ZDFheute. Der Spitzenbeamte wird als Sonderbeauftragter zur Deutschen Bahn versetzt. Ende einer Sprecherkarriere.
Jetzt, drei Jahre später, erscheint ein Buch von Wolfgang Ainetter. ZDFheute liegt es exklusiv vor. Er habe einen "fiktiven, satirischen Krimi" geschrieben, betont der Autor und schreibt sicherheitshalber schon im Vorwort: "Diese Geschichte ist ebenso wahr wie die Lebensläufe von Abgeordneten."
Unübersehbare Parallelen
Tatsächlich ist für Hauptstadtkenner unschwer zu erraten, von welchem Bundesministerium Ainetters Krimi inspiriert sein soll. Die Invalidenstraße in Berlins Mitte, wo das Bundesverkehrsministerium seinen Sitz hat, wird im Buch zur "Versehrtenstraße".
Der fiktive Minister namens Dr. Felix Rohr wird von der Opposition als "Bundesfiaskominister" verspottet. "Sie lastete ihm an, mit seinen Entscheidungen hunderte Millionen Steuergeld versenkt zu haben", heißt es im Buch.
Ein Schelm, wer da an die Maut-Affäre des Andreas Scheuer (CSU) denkt. Im Buch wird Felix Rohr beschrieben als ...
... der schwache Minister, dieser Dr. Rohr, der mit seinen impulsiven Aktionen stets für Verstopfungen im Politikbetrieb sorgte.
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Auszug aus Ainetters Buch
Ein Minister namens Felix Rohr
Die Krimihandlung ist launig und nicht sonderlich komplex: Der wichtigste Abteilungsleiter des Hauses ist plötzlich verschwunden, womöglich entführt und ein Polizeioberkommissar (zufällig Österreicher, genau wie Wolfgang Ainetter), wird ins Ministerium entsandt, um den hochpolitischen Fall aufzuklären.
Im Zuge der Ermittlungen findet der Detektiv, praktisch als Beifang, überaus Pikantes über die Leitungsebene heraus, "etwa dass Felix Rohr einem Wahlkreis-Kumpel zu einem staatlichen Millionenauftrag verholfen habe".
Es sind solche Details, die aus dem scheinbar harmlosen Krimi eher einen Politthriller machen - und die aber eben alle gar nichts mit Andreas Scheuer zu tun haben sollen. Der Lebenslauf des Buch-Ministers führt tatsächlich in die Irre, denn Felix Rohr hat "25 Semester Theaterwissenschaft, Brauwesen und Getränketechnologie" studiert.
Bei Markus Lanz "gegrillt"
Insgesamt entsteht das Bild eines fiktiven Ministers, der nach einem langen 16-Stunden-Tag in der fremden Stadt noch unbedingt in einen Nobelclub will und sich dort mit Champagner druckbetankt. "Als die Kellnerin vorbeikommt, fasst ihr der Minister von hinten an die Brüste." Sein Pressesprecher muss einschreiten, sich für ihn entschuldigen, "die Kellnerin hat den Minister zum Glück nicht erkannt".
Verkehrsminister Wissing (FDP) lässt prüfen, ob sein Vorgänger Scheuer (CSU) für das Maut-Debakel belangt werden kann. Ab wann Politiker haften müssen, klärt ZDFheute live.31.07.2023 | 28:47 min
Ein andermal ist Dr. Felix Rohr zu Gast bei Markus Lanz, wird von dem ZDF-Moderator regelrecht "gegrillt". Auf der dreistündigen Rückfahrt von Hamburg nach Berlin brüllt der fiktive Minister im Dienstwagen seinen Sprecher zusammen: "Mich kotzt eure schlechte Kommunikation an!"
In der realen Welt gibt es im Januar 2020 auf dem Höhepunkt des Maut-Debakels tatsächlich eine denkwürdige Lanz-Sendung. Darin weist Scheuer jede Verantwortung von sich.
Am 23. Januar 2020 ist Andreas Scheuer tatsächlich bei Markus Lanz zu Gast (Archivbild).
Quelle: ZDF
Ainetter: Alles Fiktion
Im Buch beschwert sich der Minister immer wieder - auch mitten in der Nacht - bei seinem Pressesprecher darüber, dass er "wie der letzte Depp rüberkomme - nur weil Sie nicht verhindern, dass alle über mich lachen! Ich bin doch nicht in die Politik gegangen, um jede Woche in der heute show oder der Anstalt zu landen."
Da rief er um 0:44 Uhr an, weil er wissen wollte, warum ihn Journalisten nicht leiden können.
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Auszug aus Ainetters Buch
Seine Wut auf die Journalisten geht so weit, dass Krimi-Rohr einem "Spiegel"-Reporter am Telefon droht: "Ich werde Sie vernichten!"
Wie gesagt, alles Fiktion, beteuert Wolfgang Ainetter. Den Vorwurf einer versteckten Abrechnung mit seinem früheren Chef will er nicht gelten lassen: "Das wäre billig und stillos", sagt er ZDFheute.
Ich will mit meinem Buch die Leser in erster Linie gut unterhalten. Krimifans genauso wie Politik-Interessierte.
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Wolfgang Ainetter, Ex-Sprecher von Andreas Scheuer
Christiane Hübscher ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio. Das Buch "Geheimnisse, Lügen und andere Währungen - Ein Ministeriumskrimi" erscheint am 7. März im Haymon Verlag.
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