Wohnungsmangel in Saarbrücken: Studierende und Uni in Not

    Wohnungsmangel in Saarbrücken:Studierende und Uni in Not

    von Lukas Heyden
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    Der Wohnungsmangel in Uni-Städten ist für Studierende ein Problem. Er stellt die Hochschulen beim Kampf um die besten Köpfe vor Herausforderungen. Ein Beispiel aus Saarbrücken.

    Niedersachsen, Hannover: Lea, Studentin an der Hochschule Hannover, sitzt am Schreibtisch in ihrer WG und lernt.
    Studierende in Saarbrücken haben Probleme, eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Immatrikulieren, in die ersten eigenen vier Wände einziehen, an der Uni loslegen: Klingt nach dem perfekten Studienstart. Die Realität sieht aber oft anders aus. Zu wenige Wohnungen, zu hohe Mieten. Für Erstsemester ein Riesenproblem, auch in Saarbrücken.
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    Die gebürtige Ukrainerin Alona Malykhina ist internationale Studentin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes.

    Ich hatte insgesamt 15 Wohnungsbesichtigungen in drei Monaten - 13 Wohnungen, zwei WGs und überall nur Absagen.

    Alona Malykhina, Studentin an der HTW

    Nicht nur die Studenten sehen die Lage als kritisch an. "Die Wohnsituation in Saarbrücken ist äußerst angespannt", sagt Cedric Bender, einer der AStA-Vorsitzenden der Universität des Saarlandes. Rund 800 Studierende stehen auf der Warteliste des Studierendenwerks, sagt Bender.
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    Inflation und hohe Nachfrage treiben Preise nach oben

    Laut einer Studie der Finanzberatung MLP kostet eine Wohnung in Saarbrücken mit weniger als 40 Quadratmetern bis zu 400 Euro kalt. Eine Steigerung von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahressemester. Saarbrücken ist kein Einzelfall. In fast allen deutschen Universitätsstädten sind die Mieten gestiegen, in Oldenburg und Heidelberg sogar um sieben beziehungsweise acht Prozent.
    Michael Voigtländer, Studienleiter MLP, nennt die Gründe:

    Die wiederanziehende Nachfrage nach kleinen Wohnungen, die Inflation und die deutliche Steigerung der Heizkosten mit 43 Prozent.

    Michael Voigtländer, Studienleiter MLP

    Außerdem seien immer weniger Wohnungen verfügbar.
    Die hohen Mieten haben Konsequenzen. Studierende sind besonders oft von Armut betroffen. Laut Statistischem Bundesamt müssen Studierende durchschnittlich 54 Prozent ihres Haushaltseinkommens aufwenden, um ihre Miete zu bezahlen. 35 Prozent der Studierenden gelten als armutsgefährdet.
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    Saarbrücken nutzt Bundesprogramm

    In Saarbrücken will man die Lage verbessern. Ende August präsentierte der saarländische Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker (SPD) Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zwei Neubauprojekte.
    Eines gehört zum Bundesprogramm "Junges Wohnen", das letztes Jahr startete. Der Bund stellt den Ländern damit jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung. Der Neubau umfasst 234 Wohneinheiten. Ein weiteres, bis jetzt nur virtuelles Projekt: der Neubau von vier Studentenhäusern mit jeweils 20 Wohneinheiten in Holz-Hybridbauweise.
    "Diese neuen Wohnheime schaffen dringend benötigten Wohnraum für Studierende, verbessern die Studienbedingungen, ermöglichen eine neue Art der Willkommenskultur für Studierende von außerhalb und attraktivieren den Campus", sagt von Weizsäcker. "Damit stärken wir unseren Wissenschaftsstandort und unseren Wirtschaftsstandort Saarland im Wettbewerb um Talente."
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    Hohe Mietpreise sind Wettbewerbsnachteil

    "Ich weiß, die Stadt tut schon viel, sucht - aber es ist viel zu wenig", sagt Norma Dettloff zu ZDFheute. Sie betreut an der HTW die internationalen Studierenden. Sie sagt: Die angespannte Lage am Wohnungsmarkt hat Konsequenzen im Kampf um kluge Köpfe.

    Saarbrücken hat ideale Bedingungen, auch für internationale Studierende, auch was die Offenheit angeht und die Größe der Stadt und die Angebote der Hochschulen. Aber das Wohnen ist wirklich oft ein K.O.-Kriterium.

    Norma Dettloff, HTW

    Auch die AStA fordert mehr Anstrengung von Stadt und Landesregierung. ,,Wir brauchen ein langfristiges Investitionsprogramm, das einen stetigen Ausbau der Wohnheimplätze ermöglicht", sagt Bender.

    Studentin Malykhina hat dann doch eine Wohnung gefunden, über das Studierendenwerk. Drei Monate musste sie auf die Zusage warten, aber es hat sich gelohnt. Jetzt kann sie sich ganz auf ihr Studium der sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik konzentrieren.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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