Rheinpegel sinkt: Wieso Niedrigwasser die Wirtschaft bedroht
Lange Trockenperiode:Was das Niedrigwasser im Rhein bedeutet
von Lothar Becker
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Extrem niedrige Pegelstände im Frühjahr: Nicht mal im Negativ-Rekordjahr 2018 ging dem Rhein so früh das Wasser aus. Schlecht vor allem für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Der Pegel am Rhein bei Kaub ist unter die Marke von 80 Zentimeter gefallen. Schiffe können nur noch mit weniger Ladung fahren, und das hat auch Folgen in anderen Bereichen Deutschlands wichtigster Wasserstraße.10.04.2025 | 1:55 min
Detlef Bours ist Hafenmeister im Duisburger Hafen, seit 40 Jahren fährt er auf verschiedenen Schiffen auf dem Rhein. An ein "Kleinwasser" - wie es bei Schiffern heißt - so früh im Jahr kann er sich nicht erinnern: "Normalerweise hat man im Winter die Schneeschmelze, das heißt, es kommt eher Hochwasser, das hält sich dann auch ganz oft bis Mai, Juni. Wenn dann die warme Phase kommt, dann fällt das Wasser für gewöhnlich wieder."
Dass wir jetzt im April schon so niedrige Wasserstände haben, ist schon ungewöhnlich.
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Detlef Bours, Hafenmeister
Der historische Tiefstand des Rheins 2018 war im Herbst nach einem langen trockenen Sommer. Noch funktioniert der Warenfluss von den niederländischen und belgischen Seehäfen bis Duisburg, allerdings nicht wie gewohnt:
"Das schafft eben nicht mehr ein Schiff, das heute mit 3.000 Tonnen hier ankommt", sagt Bours, "sondern wir brauchen drei Schiffe, die dann eben mit jeweils 1.000 Tonnen fahren, um dann mit vermindertem Tiefgang hier Duisburg noch erreichen zu können."
Historische Dürre und Niedrigwasser am Rhein. Was bedeutet das für Deutschlands wichtigste Wasserstraße? "planet e." zeigt die Folgen für Umwelt, Wirtschaft und die Menschen.04.09.2022 | 28:43 min
Regen und Schmelzwasser fehlen
Die Hauptgründe für den niedrigen Pegelstand sind ausbleibende Regenfälle im Einzugsgebiet des Rheins. Außerdem fehlt Schmelzwasser aufgrund des eher milden Winters gefolgt von der langen Trockenperiode seit Februar. Auch der Bodensee vermeldet derzeit einen ungewöhnlich niedrigen Pegelstand.
Kies und Sandbänke in Ufernähe zeigen derzeit, wie wenig Wasser der Rhein führt. Das ist auch für Flora und Fauna schädlich. Wasservögel, Fische und auch Pflanzen an Land sind zwar in der Lage mit Niedrigwasser umzugehen. Aber nicht, wenn es zur Regel wird.
Die Perspektive hängt stark vom Wetter in den kommenden Wochen ab. Größere Regenmengen sind derzeit nicht in Sicht. Zwar sollen sich die Wasserstände binnen 14 Tagen etwas erholen, aber das kann niemand steuern.
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Niedriger Rheinpegel: Folgen für die Wirtschaft
Anhaltend niedrige Pegelstände können die gesamte Industrieproduktion in Deutschland ins Stocken bringen. Entscheidend dabei: der Rheinpegel bei Kaub. Fällt sein Wert über längere Zeit unter die kritische Marke von 77 cm, kommt der Nachschub für manche Branchen nur verspätet oder nur zu deutlich höheren Kosten.
In Hafeneinfahrten wird die Fahrrinne bei Bedarf tiefer ausgebaggert. Doch das hilft nur für den Moment. Wenn es darum geht, die Wasserstraßen in Deutschland langfristig fit zu machen, müsste mehr geschehen.
Denn anders als Lkw und Güterzüge könnte die Binnenschifffahrt in Deutschland deutlich mehr Güter transportieren als derzeit - ohne Brücken zu belasten, Parkplätze zur blockieren oder Staus zu verlängern.
Der Rhein - Europas einziger Fluss, der die Alpen mit der Nordsee verbindet. Schon in der Steinzeit siedelten Menschen an seinen Ufern.27.06.2020 | 86:33 min
Maßnahmen für Wasserstraßen gefordert
Doch dringend notwendige Ausbauprojekte würden durch zu viel Bürokratie und zu wenig Risikobereitschaft verzögert, kritisiert der Logistik-Berater Frank Schmid. Dabei laufe den Unternehmen in einer wirtschaftlich hoch nervösen Phase die Zeit davon.
Schmid fordert von der neuen Bundesregierung einen schnellen Ausbau und konsequente Instandhaltung der Wasserstraßen. Umgesetzte Maßnahmen sollten bis 2029 sichtbar sein. Nur so könne die Politik Unternehmen die dringend nötige Investitionssicherheit für den Standort Deutschland geben.
"Firmen mit Standorten entlang des Mittelrheins oder Oberrheins haben Fachkräfte, haben Strukturen aufgebaut. Sie gehen nur weg, wenn sie nicht mehr wettbewerbsfähig sind," sagt Schmid. Sie müssten sich über Jahre auf den Transportweg Rhein verlassen können, sonst investierten sie anderswo. Gebraucht werde nicht nur ein Infrastrukturpaket, sondern dringend ein Bürokratieabbau.
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