"Geisterstunde", "Befreiung": Schlagabtausch im Bundestag
Bundestagsdebatte zum Ampel-Aus:Harter Schlagabtausch im Wahlkampf-Modus
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Die Ampel ist futsch, der Neuwahltermin steht, der Wahlkampf hat begonnen. Der Auftakt im Bundestag hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie hart dieser noch werden könnte.
Bundeskanzler Scholz hat die Parteien im Bundestag zur Zusammenarbeit bis zu den Neuwahlen aufgerufen. CDU-Chef Merz forderte Scholz auf, zuvor die Vertrauensfrage zu stellen.13.11.2024 | 2:20 min
Eine Woche nach dem Ampel-Aus hat Oppositionsführer Friedrich Merzmit scharfen persönlichen Angriffen gegen Kanzler Olaf Scholz im Bundestag den Wahlkampf eröffnet. Der CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat sprach Scholz in seiner Antwort auf dessen Regierungserklärung jede Regierungs- und Führungskompetenz ab.
Scholz ruft zu Kompromissen auf
Olaf Scholzhatte zuvor in einer Regierungserklärung die Entlassung seines Finanzministers Christian Lindner (FDP) und das damit verbundene Aus der Ampel-Koalition als "unvermeidlich" verteidigt.
Der Bundeskanzler verteidigt im Bundestag den Rauswurf von Finanzminister Lindner. Sehen Sie hier die ganze Rede.13.11.2024 | 29:03 min
Gleichzeitig warnte er vor einer Spaltung des Landes und rief dazu auf, in der Politik weiter auf Kompromisse zu setzen. "Ich bin überzeugt: Der Weg des Kompromisses bleibt der einzig richtige Weg." Er betonte:
Kindergeld und Wachstumspaket
Wichtige Gesetze müssten jetzt noch beschlossen werden, es bedürfe einer guten Zusammenarbeit - er, Scholz, wolle seinen Teil dazu tun, dass dies möglich sei. "Mein Vorschlag, mein Appell an dieses Haus, lassen Sie uns da, wo wir einig sind, auch einig handeln." Er fügte hinzu: "Es wäre gut für unser Land."
Scholz forderte den Bundestag auf, noch 2024 über die Abmilderung der Kalten Progression, Teile des Wachstumspakets und die Erhöhung des Kindergelds abzustimmen.
Bei der Regierungserklärung des Kanzlers schalteten die Parteien im Bundestag bereits in den Wahlkampfmodus. Was bei der Debatte überrascht hat, berichtet Wulf Schmiese.13.11.2024 | 1:41 min
Scholz: Ukraine nicht allein lassen
Der Kanzler bestätigte die von den Fraktionen der SPD und der Union vorgeschlagenen Daten hin zu einer Neuwahl. Er werde am 11. Dezember die Vertrauensfrage beantragen, so dass der Bundestag am 16. Dezember darüber entscheiden könne. Er forderte: "Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine als demokratische, souveräne Nation, eine gute Perspektive hat." Kriegspartei dürfe Deutschland allerdings nicht werden. Und weiter:
Merz spricht von "Geisterstunde"
CDU-Chef Friedrich Merz hatte danach in seiner Antwort auf Scholz von einer "Geisterstunde" gesprochen. "Das, was Sie hier vorgetragen haben, Herr Bundeskanzler, ist nicht von dieser Welt." Scholz habe nicht verstanden, was in diesem Land los sei.
Scholz habe seit einer Woche keine Mehrheit mehr im Bundestag.
Merz kritisiert den Umgang des Bundeskanzlers mit der Vertrauensfrage. Statt sie "sofort und unverzüglich" zu stellen, zögere Scholz das Ende hinaus, sagt er im Bundestag.13.11.2024 | 21:05 min
Merz nannte die Regierungserklärung von Scholz einen Beleg dafür, dass der Kanzler "in geradezu rüder und rücksichtsloser Weise" und allein, um einen vermeintlichen parteitaktischen Vorteil der SPD zu erreichen, versuche, seine "Amtszeit noch über die Zeit zu schleppen und noch einmal zu verlängern. Das ist inakzeptabel."
Söder: Scholz-Regierung hat Land geschwächt
CSU-Chef Markus Söder, der in seiner Eigenschaft als Mitglied des Bundesrats seine erste Rede im Bundestag hielt, warf der Regierung Scholz eine Schwächung des Landes vor. Eigentlich brauche es "ein starkes Deutschland" - doch stattdessen "verbreiten wir in Deutschland die maximale Schwäche", sagte er.
Das Scheitern der Ampel sei "ein Niedergang seit Monaten" gewesen, sagt CSU-Chef Söder im Bundestag. 13.11.2024 | 13:23 min
Baerbock warnt vor Lagerwahlkampf
Wegen einer Panne an einem Regierungsflugzeug sitzt Vizekanzler Robert Habeck(Grüne) in Lissabon fest. An seiner Stelle trat Außenministerin Annalena Baerbock ans Rednerpult und warnte vor einem Lagerwahlkampf mit "plumpen Schuldzuweisungen" und gegenseitigen Beschimpfungen. "Wir alle, wir sind tief verunsichert", sagte die Grünen-Politikerin. "Deswegen geht es jetzt darum, Sicherheit in unsicheren Zeiten zu geben. Sicherheit für uns, für unser Europa und unsere Nachbarn."
Außenministerin Baerbock warnt vor einem Lagerwahlkampf mit "plumpen Schuldzuweisungen".13.11.2024 | 13:21 min
Baerbock verteidigte die Arbeit der früheren Ampel-Regierung und attackierte die Union.
Lindner fordert andere Wirtschaftspolitik
FDP-Chef und Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindnersieht in Deutschland weiter die Voraussetzungen für die Überwindung der Wirtschaftsflaute. "Deutschland hat unverändert das Potenzial für ein starkes Comeback. Wir haben das Know-how, das Kapital, die Köpfe", sagte er. Dafür müsse eine Wirtschaftspolitik verändert werden, die Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt bremse.
Was seine Entlassung als Bundesfinanzminister anbelangt, gibt sich FDP-Chef Lindner gelassen. "Manchmal ist eine Entlassung auch eine Befreiung", sagt er im Bundestag.13.11.2024 | 14:28 min
International seien Werte und Interessen Deutschlands nicht dadurch zu sichern, "dass Deutschland mit dem erhobenen Zeigefinger andere belehrt". Lindner sagte:
AfD-Chefin kritisiert Merz als "Ersatz-Scholz
AfD-Chefin Alice Weidel kritisierte den Ampel-Bruch als "würdelos". Ihre Kritik richtete Weidel aber auch an CDU-Chef Merz, den sie als "Ersatz-Scholz" titulierte. "Die CDU hat die existenzielle Krise, in der sich unser Land befindet, genauso zu verantworten wie die 'Ampel'."
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel greift im Bundestag die Ampel-Koalition an. 13.11.2024 | 13:19 min
Die Debatte setzt den Schlusspunkt unter die schmutzige Scheidung der Ampel-Koalition nach knapp drei Jahren Zweckehe. Nach einem erbitterten Streit über die Wirtschafts- und Finanzpolitik hatte Scholz vor einer Woche seinen Finanzminister gefeuert und das Ende des Dreier-Bündnisses herbeigeführt.
Er führt nun eine Minderheitsregierung von SPD und Grünen und will am 16. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage stellen. Erhält er wie erwartet keine Mehrheit, findet die Neuwahl am 23. Februar statt. Bis dann bleiben 102 Tage für den Wahlkampf. Die Regierungserklärung war quasi der Auftakt dazu.
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