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Politischer Aschermittwoch:Söder: Unbeliebteste Regierung aller Zeiten
von Christoph Söller
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Der politische Aschermittwoch ist für derbe Sprüche und süffisante Spitzen von Politikern bekannt. Bayerns Regierungschef Söder schießt in diesem Jahr vor allem gegen die Ampel.
Zum politischen Aschermittwoch haben sich Politiker mit bissigen Worten wieder einen verbalen Schlagabtausch geliefert. 14.02.2024 | 2:31 min
Um kurz nach 10 Uhr zieht Markus Söder in die weiß-blau-geschmückte Passauer Dreiländerhalle ein, die Kapelle schmettert den Bayerischen Defiliermarsch - bayerische Folklore, so hat es die CSU am liebsten. Es dauert nicht lange, da macht der bayerische Ministerpräsident das, was die Menschen von ihm hier erwarten: Er schimpft über die Ampel-Koalition.
Sie sei "die unbeliebteste Bundesregierung aller Zeiten", sagt Söder. Es ist politischer Aschermittwoch, der "größte politische Stammtisch der Welt", wie die CSU ihn nennt. Aus ganz Bayern sind Menschen nach Passau gekommen, teilweise sind sie mit Bussen angereist, da darf es laut und deftig werden - so wie Söder es mag. Für die Zukunft kündigt er an:
Söder: Ampel ist "Kiffer-Connection"
Das kann man auch als Spitze gegen CDU-Chef Friedrich Merz verstehen, der eine Zusammenarbeit mit den Grünen zuletzt nicht ausschließen wollte. Die Ampel-Koalition sei nichts anderes als eine "Kiffer-Connection". Söder wolle ein "drogenfreies Bayern", erntet dafür lauten Applaus und manch einer in der Halle nimmt dabei einen großen Schluck Bier aus seinem Maßkrug.
Die aktuelle Bundesregierung sei jedoch nicht der Feind, betont Söder. Am politischen Rand entstünden mit der Werteunion und dem Bündnis Sahra Wagenknecht immer mehr Parteien und er warnt den eigenen Koalitionspartner, die Freien Wähler: "Passt auf, dass Ihr da nicht reinrutscht." Söders Stellvertreter, Hubert Aiwanger, solle sich endlich um Wirtschaft und Energie kümmern: "Ministrieren geht vor demonstrieren!"
Zum traditionellen Aschermittwoch stimmen sich die Parteien auf den Europawahlkampf ein. Von der größten Kundgebung in Passau berichtet ZDF-Korrespondent Stefan Leifert.14.02.2024 | 1:39 min
Politischen Aschermittwoch: Bauernprotest ist überall Thema
Die Freien Wähler sind im gut 50 Kilometer entfernten Deggendorf. Dort ruft deren Chef: "Wir sind das Bollwerk der Demokratie und der Mitte". Aiwanger stellt sich an die Seite der Bauern: "Wir brauchen eine starke Wirtschaft, da gehört eine starke Landwirtschaft im Kern dazu." Die Bauernproteste zu Beginn des Jahres sind bei allen Parteien Thema an diesem politischen Aschermittwoch.
Bei den Grünen und der SPD sind Bauern gekommen, um zu protestieren. Die Begeisterung für die Regierungsparteien hält sich in Niederbayern in Grenzen. Die bayerische Grünen-Chefin Katharina Schulze lässt sich davon nicht beirren, begrüßt auch "die Buhrufenden" und sagt:
In Baden-Württemberg, wo die Grünen traditionell in Biberach den politischen Aschermittwoch begehen, wurde die Veranstaltung wegen Protestaktionen abgesagt.
Beim politischen Aschermittwoch sind Bayern und die CSU immer noch das Maß der Dinge. Aber mittlerweile lädt fast jede Partei zum rituellen rhetorischen Schlagaustausch. 14.02.2024 | 2:48 min
Klingbeil schießt gegen AfD
Im niederbayerischen Vilshofen spricht SPD-Chef Lars Klingbeil, der mit den Landwirten nur in kleiner Runde diskutieren will, "weg von den Schreihälsen, die auf den Demos in ihr Megafon brüllen". Um was es konkret in den Gesprächen gehen soll, sagte er nicht, aber er gibt den Bauern eine Botschaft mit:
Die AfD feiert in Osterhofen vor knapp 1.000 Teilnehmern ihren politischen Aschermittwoch. Dort spricht der Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, und meint, am Ende dieses Wahljahres werde Deutschland anders aussehen, als die AfD es vorgefunden habe. Für dieses andere Deutschland müsse man hart kämpfen.
Strack-Zimmermann: Bürgerrechte nicht aufgeben
Auch bei der FDP spricht eine Europawahlkämpferin: Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Über die erneuten Präsidentschaftsambitionen von Donald Trump sagt sie: "Wir müssen jetzt richtig, richtig wach sein. Alle Demokraten zusammen, das ist nicht lustig." Mit einem kämpferischen Apell wendet sie sich an ihr Publikum:
CSU: Zum Schluss die Hymnen
Noch einmal zurück in die Dreiländerhalle nach Passau: Dort muss nach Söder der Europapolitiker Manfred Weber reden. Keine dankbare Aufgabe, die Reihen lichten sich schon, das Murmeln in der Halle wird lauter, aber Weber hält eine kämpferische Rede für Europa. Zum Schluss wird die Bayern-, die Deutschland- und die Europahymne gesungen. So endet der politische Aschermittwoch, bei dem alle gegen alle geschossen und vor allem sich selbst gelobt haben.
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